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Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Des wilden Jägers Netz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Der wilde Jäger im Rußthale Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Der Sack voll Wildpret
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220.
Des wilden Jägers Netz.

Ein Einwohner und Hammergutbesitzer im Elsterthale ohnweit Clodra erzählte, daß er von seiner Mutter gehört, wie der wilde Jäger in den Waldbergen der Gegend zum öftern des Nachts jage, und daß ihrem Uhrahn, der ebenfalls schon vor mehr als hundert Jahren seinen Kindern und Enkeln vom Spuk des wilden Jägers erzählt, das Folgende begegnet sei. Dieser, ein alter und glaubhafter Mann ging einst des Nachts in der Geisterstunde von Berga nach Hause zurück, und kam in die Gegend des [91] jetzigen Schieferbruchs an der Elster, wo vordem ein altes, jetzt längst eingegangenes Hammerwerk gestanden. Da habe er plötzlich mitten über seinen Weg einen dunkeln Mann, der kein andrer gewesen, als der wilde Jäger, ein graues Netz ziehen sehen, und sei dem Netze so nahe gewesen, daß er dasselbe mit der vorausgestreckten Hand ergriffen. Er erschrack, fürchtete sich, trat leise zurück, und verkroch sich in die oberhalb des Wegs befindliche Felskluft, welche man die alte Kanzel nennt. Dort blieb er harrend versteckt, bis die Berga’er Uhr die Mitternachsstunde ganz ausgeschlagen, deren Schall er gut hören konnte. Bis diese schlug vernahm der Versteckte in der Ferne viele grobe und klare Hundestimmen, mit dem Glockenschlage aber war alles still, und er hob sich eilig seines Wegs von dannen. Nichts hielt ihn auf, und kein Netz war mehr zu sehen.