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Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band/Der Sack voll Wildpret

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Des wilden Jägers Netz Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band
von Ludwig Bechstein
Der Nixenstein
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[91]
221.
Der Sack voll Wildpret.

Im Dorfe Wernsdorf unter Berga diente in einem Bauerngute, welches ein gewisser Arnold sonst besessen, vor Zeiten ein Knecht. Als derselbe einstmals zur Frohne auf dem Schlosse Berga gewesen war, und des Nachts wieder zurück und heimfuhr, traf er in der sogenannten Kirchgasse zu Wernsdorf, auf einem Orte, wo eine dreifache Fichte stand, den wilden Jäger, der allda jagte. Der Knecht forderte im Uebermuthe den wilden Jäger auf, in dem er sagte: Du, schieß mir auch ein Stück Wild mit! Da geschah gleich ein Knall, und es fiel etwas schwer aus [92] der Luft herab auf den Wagen des Knechts, und das war ein Sack voll Fleisch. Zugleich ließ sich des wilden Jägers grölzende Stimme hören: Da hast Du einen Sack voll Luder! – Dieses Fleisch warf nun zwar der Knecht gleich wieder vom Wagen, aber konnte es nicht wieder los werden, sondern es kam immer wieder zurück und folgte ihm nach in das Schloß. Da ging der Knecht zu seinem Beichtvater, dem Kaplan zu Berga, klagte ihm seine Noth und fragte ihn, was zu thun sei. Der Kaplan gab den Rath, der Knecht solle sich von dem wilden Jäger nur Salz ausbitten. Dieß that der Knecht, der wilde Jäger aber, da er nicht willfahren konnte, holte sein Fleisch wieder. Das Salz ist heilig, und über dasselbe haben die Spukgeister keine Macht.