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Tanhäuser (Erk, Variante 3)

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Titel: Tanhäuser
Untertitel:
aus: Deutscher Liederhort,
S. 89–90
Herausgeber: Ludwig Erk
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Th. Chr. Fr. Enslin
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google und Wikimedia Commons
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[89]
27b. Tanhäuser.
(Heinrich Kornmann’s „Mens Veneris, Fraw Veneris Berg etc. Gedruckt zu Franckfurt a. M. 1614.“ 8. S. 127–132.)
1.
Nun will ich aber heben an,

vom Tanhäuser wöllen wir singen
und was er Wunders hat gethan
mit Frau Venussinnen.

2.
Der Tanhäuser war ein Ritter gut,

er wollt groß Wunder schauen;
da zog er in Frau Venus Berg
zu andern schönen Frauen.

3.
„Herr Tanhäuser, ihr seid mir lieb,

daran sollt ihr gedenken!
ihr habt mir einen Eid geschworn:
ihr wollt nicht von mir wenken.“

4.
‚‚‚Frau Venus, ich habs nicht gethan,

ich will das widersprechen,
wann Niemand spricht das mehr dann ihr,
Gott helf mir zu dem Rechten!‘‘‘

5.
„Herr Tanhäuser, wie sagt ihr mir?

ihr sollet bei uns bleiben;
ich geb euch meiner Gespielen ein
zu einem ehelichen Weibe.“

6.
‚‚‚Nehme ich dann ein ander Weib,

als ich hab in meinem Sinne,
so muß ich in der Höllen Glut
da ewiglich verbrinnen.“

7.
„Du sagst mir viel von der Höllen Glut,

du hast es doch nicht befunden:
gedenk an meinen rothen Mund,
der lacht zu allen Stunden.“

8.
‚‚‚Was hilft mir euer rother Mund,

er ist mir gar unmähre:
nun gieb mir Urlaub, Frau Venus zart,
durch aller Frauen Ehre!‘‘‘

9.
„Herr Tanhäuser, wollt ihr Urlaub han,

ich will euch keinen geben:
Nun bleibet, edler Tanhäuser zart,
und frischet (fristet) euer Leben!“

10.
‚‚‚Mein Leben das ist worden krank,

ich kann nicht länger bleiben;
nun gebt mir Urlaub, Fraue zart,
von eurem stolzen Leibe!‘‘‘

11.
„Herr Tanhäuser, nicht sprecht also,

ihr seid nicht wol bei Sinnen;
nun laßt uns in ein Kammer gahn
und spielen der heimlichen Minnen!“

12.
‚‚‚Euer Minne ist mir worden leid;

ich hab in meinem Sinne:
o Venus, edle Jungfrau zart,
ihr seid ein Teufelinne.‘‘‘

13.
„Tanhäuser, wie sprecht ihr also?

Besteht ihr mich zu schelten?
sollt ihr noch länger bei uns sein,
des Worts müßt ihr entgelten.“

14.
„Tanhäuser, wollt ihr Urlaub han,

nehmt Urlaub von den Greisen,
und wo ihr in dem Land umfahrt,
mein Lob das sollt ihr preisen.“

15.
Der Tanhäuser zog wieder aus dem Berg

in Jammer und in Reuen:
‚‚‚Ich will gen Rom wol in die Stadt,
All auf den Bapst vertrauen.

16.
‚‚‚Nun fahr ich fröhlich auf die Bahn,

Gott muß es immer walten!
zu einem Bapst der heißt Urban,
ob er mich wollt behalten.

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17.
‚‚‚Herr Bapst, geistlicher Vater mein!

ich klag euch meine Sünde,
die ich mein Tag begangen hab,
als ich euch will verkünden.

18.
‚‚‚Ich bin gewest ein ganzes Jahr

bei Venus einer Frauen;
nun will ich Beicht und Buß empfahn,
ob ich möcht Gott anschauen.‘‘‘

19.
Der Bapst hätt einen Stecken weiß,

der ward vom dürren Zweige:
„„Wann dieser Stecken Blätter trägt,
so seind dir dein Sünd verziehen.““

20.
‚‚‚Sollt ich leben nicht mehr dann ein Jahr,

ein Jahr auf dieser Erden,
so wollt ich Reu und Buß empfahn
und Gottes Gnad erwerben!‘‘‘

21.
Da zog er wieder aus der Stadt

in Jammer und in Leiden:
‚‚‚Maria Mutter, reine Magd!
muß ich mich von dir scheiden,

22.
‚‚‚So zieh ich wieder in den Berg

ewiglich und ohn Ende
zu Venus meiner Frauen zart,
wo mich Gott will hin senden.‘‘‘

23.
„Seid willkommen, Tanhäuser gut!

ich hab euch lang entboren;
seid willkommen, mein liebster Herr
und Held, mein Auserkoren!“

24.
Darnach wol auf den dritten Tag

der Stecken hub an zu grünen;
da sandt man Boten in alle Land:
wohin der Tanhäuser wär kommen?

25.
Da ward er wieder in den Berg

darinnen sollt er nun bleiben
so lang bis an den jüngsten Tag,
wo ihn Gott will hinweisen.

26.
Das soll nimmer kein Priester thun,

dem Menschen Mißtrost geben;
will er dann Buß und Reu empfahn,
sein Sünd seind ihm vergeben.