Der Ritter und die Königstochter
er fieng es an ein neues Lied,
gar schöne thät er singen,
daß Berg und Thal erklingen.
in ihres Vaters Schlafkämmerlein;
sie flocht ihr Härlein in Seiden,
mit dem Ritter wollte sie reiten.
und schwung sie hinter sich auf sein Roß.
Sie ritten in einer klein Weile
wol vier und zwanzig Meilen.
das Rößlein das will Futter han.
„Feins Liebchen, hier wollen wir ruhen,
das Rößlein das will Futter.“
er bat sie, daß sie zu ihm saß:
„Feins Liebchen, ihr müsset mir lausen,
mein gelbkraus Härlein durchzausen!“
so manches Tröpflein fiel auf die Erd.
Er schaut ihr wol unter die Augen:
„Warum weinet ihr, schöne Jungfraue?“
ich bin ja des Königs sein Töchterlein;
hätt ich meinem Vater gefolget,
Frau Kaiserin wär ich worden.‘‘‘
ihr Häuptlein auf der Erden lag:
„Jungfräulein, hättst du geschwiegen,
dein Häuptlein das wär dir geblieben.“
und schlenkert sie hinter ein Hollerstock:
„Da liege, feins Liebchen, und faule!
mein junges Herze muß trauren.“
und band es an ein Wasserstrom:
„Hier steh, mein Rößlein, und trinke!
mein jung frisch Herze muß sinken.“