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Der Ritter und die Königstochter

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Textdaten
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Titel: Der Ritter und die Königstochter
Untertitel:
aus: Deutscher Liederhort,
S. 90–91
Herausgeber: Ludwig Erk
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Th. Chr. Fr. Enslin
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google und Wikimedia Commons
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[90]
28. Der Ritter und die Königstochter.
Die Mel. mündlich, aus Alsfeld im Hessen-Darmstädtischen.

\relative c' {
  <<
    \new Voice = "Melodie" { 
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    \new Lyrics \lyricmode {
      \set associatedVoice = #"Melodie"
      Es8 ritt4 ein8 Rit -- ter wol durch4 das8 Ried4 er8 fieng4 es8 an4 ein8 neu4 -- es8 Lied,4
      gar8 schö4 -- ne8 thät4 er8 sin4. -- gen,4 daß8 Berg4 und8 Thal4 er8 -- klin4. -- gen.4 
    }
  >>
}
1.
Es ritt ein Ritter wol durch das Ried,

er fieng es an ein neues Lied,
gar schöne thät er singen,
daß Berg und Thal erklingen.

2.
Das hört des Königs sein Töchterlein

in ihres Vaters Schlafkämmerlein;
sie flocht ihr Härlein in Seiden,
mit dem Ritter wollte sie reiten.

[91]
3.
Er nahm sie bei ihrem seidnen Schopf

und schwung sie hinter sich auf sein Roß.
Sie ritten in einer klein Weile
wol vier und zwanzig Meilen.

4.
Und da sie zu dem Wald naus kamn,

das Rößlein das will Futter han.
„Feins Liebchen, hier wollen wir ruhen,
das Rößlein das will Futter.“

5.
Er spreit sein Mantel ins grüne Gras,

er bat sie, daß sie zu ihm saß:
„Feins Liebchen, ihr müsset mir lausen,
mein gelbkraus Härlein durchzausen!“

6.
So manches Schauen und das sie thät,

so manches Tröpflein fiel auf die Erd.
Er schaut ihr wol unter die Augen:
„Warum weinet ihr, schöne Jungfraue?“

7.
‚‚‚Warum sollt ich nicht weinen und traurig sein?

ich bin ja des Königs sein Töchterlein;
hätt ich meinem Vater gefolget,
Frau Kaiserin wär ich worden.‘‘‘

8.
Kaum hätt sie das Wörtlein ausgesagt,

ihr Häuptlein auf der Erden lag:
„Jungfräulein, hättst du geschwiegen,
dein Häuptlein das wär dir geblieben.“

9.
Er kriegt sie bei ihrem seidnen Schopf,

und schlenkert sie hinter ein Hollerstock:
„Da liege, feins Liebchen, und faule!
mein junges Herze muß trauren.“

10.
Er nahm sein Rößlein bei dem Zaum

und band es an ein Wasserstrom:
„Hier steh, mein Rößlein, und trinke!
mein jung frisch Herze muß sinken.“

(Friedrich Nicolai’s „Eyn feyner kleyner Almanach.“ II. Jahrg. Berlin u. Stettin, 1778. S. 100. – Nach mündlicher Ueberlieferug berichtigt.)