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Swend Gabelbart

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Theodor Fontane
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Titel: Swend Gabelbart.
Untertitel:
aus: Gedichte, Seite 99–100
Herausgeber:
Auflage: 10. Auflage
Entstehungsdatum: 1895
Erscheinungsdatum: 1905
Verlag: J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger
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Erscheinungsort: Stuttgart und Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
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[99]
Swend Gabelbart.[1]


     Swend Gabelbart, über Sund und Belt
Er siegreich das Scepter von Dänemark hält,
Seine Schiffe von Insel zu Insel ziehn,
Unterworfen ist Wendland und Julin,

5
Und nun gen Westen, über das Meer

Jagt er, der Schrecken vor ihm her,
In die Themsemündung fährt er ein,
Ganz London ist ein Feuerschein.
Und nun zu Roß und nun zu Hauf,

10
Essex und Norfolk zieht er hinauf

Und mit Zechgenossen und Kumpanei
Reitet er ein in Sankt Edmunds-Abtei.

Da sitzen sie nun die Hall entlang,
Aus der Kirche klingt frommer Mönche Gesang.

15
„Was soll das Geplärr uns?“ Und in die Kapelln,

Swend Gabelbart läßt seinen Marstall er stelln,
Er mag sie nicht hören, die Litanein,
(Lärm und Gewieher, so soll es sein,)
In der Rosse Gestampf erlischt der Chor,

20
Swend aber lacht: „die thun’s Euch zuvor,

Schüttet Hafer auf Sankt Edmunds Truh’,
Er selber nickt Euch den Segen dazu.“

Sankt Edmund,[2] an schwarzgoldener Wand,
Hall’ aufwärts in seiner Nische stand.

25
Einst war er König. Ein mattes Licht

Umspielt ihn flackernd; Swend aber spricht:

[100]
„Sankt Edmund, Du schufst hier Kirch’ und Abtei,

Dein Land, es ging verloren dabei,
Nun stehst Du da, trägst mönchisch Gewand,

30
Hältst wie zum Spott ein Schwert in der Hand,

Ein zerbrochen Schwert, wenn recht ich seh,
Und doch, o König, warst König Du je,
Du thätest jetzt ab Deine Todesruh
Und kämst als ein Rächer auf mich zu,

35
Und ob zerbrochen auch Dein Schwert,

Es wäre Dir doch des Kampfes werth,
Aus dieser Hall’ hier, aus diesem Haus,
Auch mit stumpfem Schwerte, triebst Du mich aus.
Nie warst Du König. Trotz Reif und Kron’,

40
Ein Mönchsbild warst Du bei Lebzeit schon.“


Swend Gabelbart schwieg. Im Kreise rundum,
Ward es so still und ward es so stumm.
In der Nische das Licht immer düsterer brennt,
Da steigt es herab vom Postament,

45
Und tapp und tapp, in steinernem Schuh

Auf Swend Gabelbart schreitet Sankt Edmund zu,
Vorstreckt er sein zerbrochen Schwert,
„Nun, Swend, laß sehn, wer besser bewehrt.“
Aus des Königs Aug’ ein Entsetzen spricht,

50
Er schlägt nach dem Schwert, sein Schwert zerbricht,

Das stumpfe Schwert, es traf ihn gut,
Swend Gabelbart liegt in seinem Blut,
Näher klingt der Mönche Gesang, –
Sie tragen den Todten die Hall’ entlang.

Anmerkungen (Wikisource)