Swend Gabelbart
Swend Gabelbart, über Sund und Belt
Er siegreich das Scepter von Dänemark hält,
Seine Schiffe von Insel zu Insel ziehn,
Unterworfen ist Wendland und Julin,
Jagt er, der Schrecken vor ihm her,
In die Themsemündung fährt er ein,
Ganz London ist ein Feuerschein.
Und nun zu Roß und nun zu Hauf,
Und mit Zechgenossen und Kumpanei
Reitet er ein in Sankt Edmunds-Abtei.
Da sitzen sie nun die Hall entlang,
Aus der Kirche klingt frommer Mönche Gesang.
Swend Gabelbart läßt seinen Marstall er stelln,
Er mag sie nicht hören, die Litanein,
(Lärm und Gewieher, so soll es sein,)
In der Rosse Gestampf erlischt der Chor,
Schüttet Hafer auf Sankt Edmunds Truh’,
Er selber nickt Euch den Segen dazu.“
Sankt Edmund,[2] an schwarzgoldener Wand,
Hall’ aufwärts in seiner Nische stand.
Umspielt ihn flackernd; Swend aber spricht:
Dein Land, es ging verloren dabei,
Nun stehst Du da, trägst mönchisch Gewand,
Ein zerbrochen Schwert, wenn recht ich seh,
Und doch, o König, warst König Du je,
Du thätest jetzt ab Deine Todesruh
Und kämst als ein Rächer auf mich zu,
Es wäre Dir doch des Kampfes werth,
Aus dieser Hall’ hier, aus diesem Haus,
Auch mit stumpfem Schwerte, triebst Du mich aus.
Nie warst Du König. Trotz Reif und Kron’,
Swend Gabelbart schwieg. Im Kreise rundum,
Ward es so still und ward es so stumm.
In der Nische das Licht immer düsterer brennt,
Da steigt es herab vom Postament,
Auf Swend Gabelbart schreitet Sankt Edmund zu,
Vorstreckt er sein zerbrochen Schwert,
„Nun, Swend, laß sehn, wer besser bewehrt.“
Aus des Königs Aug’ ein Entsetzen spricht,
Das stumpfe Schwert, es traf ihn gut,
Swend Gabelbart liegt in seinem Blut,
Näher klingt der Mönche Gesang, –
Sie tragen den Todten die Hall’ entlang.