Stunden der Andacht/Am Mittwoch
« Am Dienstag | Stunden der Andacht | Am Donnerstag » | |||
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
| |||||
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).
|
„In des Himmels blauer Ferne
Strahlte Sonne, Mond und Sterne!”
(1. B. M. 1, 14.)
Der du thronest im ewigen Lichte, dich preiset meine Zunge, zu dir erhebt sich mein Herz in Demuth und Vertrauen. Das Auge sieht dich nicht, der Verstand erfaßt dich nicht, aber das Herz ahnet dich, und die Seele erkennet dich im hellen Licht und Spiegel deiner Wunder, die täglich neu an ihr vorüberziehen. Am vierten Schöpfungstage hat deine schaffende Allmacht sich geoffenbart im Strahlenglanz der Himmelslichter, die auf dein Wort und Geheiß hoch im Raume ihren Gang angetreten. Du sprachst: „Es werde Licht!” glänzendes, erquickendes Licht im weiten Reiche der Schöpfung, und aufflammte die Sonne am Himmelszelte, Alles überströmend, Alles durchdringend mit ihrem Lichte und ihrer Glut. Herauf zog der Mond am abendlichen Himmel, still und mild, der Gefährte der Leidenden, deren Lager der Schlummer flieht, der Tröster der Betrübten, die der schweigenden Nacht ihren Gram anvertrauen und es erglänzte das ungezählte Heer der Sterne, die mit freundlichem, strahlendem Auge – als wäre es das Auge der wachenden Vorsehung – auf uns herniederblicken und uns die Seele erheben.
Gott, mein Gott, wie[1] groß, wie voll unendlicher Huld und Liebe bist du, daß du so viel Licht und Glanz über die Schöpfung hast ausgebreitet. Es füllet sich mein Herz mit Anbetung und Verehrung, es steigert sich mein Muth und mein Vertrauen in den trüben und düstern Tagen des Lebens. Du hast den Himmelslichtern [14] ihre Bahn vorgezeichnet, daß sie zur rechten Zeit auf und nieder gehen; du führest herauf nach jedem Tag den stillen Abend, um Ruhe und Schlummer zu geben der milden Erde, und lässest einen frischen Morgen anbrechen nach jeder Nacht, um neu zu beleben und zu erwecken, Alles was schlummert und ruhet. – Du wirst auch zur rechten Zeit dein tröstend Himmelslicht uns senden, wenn die Nacht des Elends und des Mißgeschickes unser Dasein verfinstert; du wirst die Sonne deiner göttlichen Gnade und Huld uns leuchten lassen, wenn Kümmernisse und Sorgen unser Leben umwölken; du wirst den Abendschatten über uns heraufführen, wenn des Schicksals heiße Gluthen uns zu verzehren drohen.
Und so will ich denn mit diesem frohen Vertrauen zu dir, Allvater, mein Tagewerk beginnen, das du segnen mögest aus der Fülle deiner Gnade, daß es mir und den Meinigen zum Heile gereiche. Amen.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: wir