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Statistische Darstellung des Kreises Moers/XI. Ackerbau, Viehzucht, Forstwirthschaft

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« X. Grundeigenthum Statistische Darstellung des Kreises Moers XII. Bergbau, Fabrikindustrie und Handwerk  »
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XI. Ackerbau, Viehzucht, Forstwirthschaft.

Der Kreis Moers bildet eine Lokalabtheilung des landwirthschaftlichen Vereins für Rheinpreußen und zerfällt in die Unterabtheilungen Moers, Rheinberg und Xanten. Der Verein wirkt in mannichfacher Weise anregend und fördernd durch Zusammenkünfte, Ausstellungen, Prämiirungen, gemeinschaftliche Beschaffung von Düngmitteln etc.

Bereits im vierten Abschnitt ist die Zahl derjenigen Personen, welche die Landwirthschaft als Haupt- und als Nebengewerbe betreiben, angegeben worden. Rechnet man die Familienangehörigen hinzu, was nur bei den landwirthschaftlichen Tagelöhnern nicht möglich war, so ergibt sich, daß unsere Bevölkerung eine vorzugsweise landwirthschaftliche ist.

Aus dem zehnten Abschnitt geht sodann hervor, daß größere Wirthschaften selten, Höfe von mittlerem Umfange dagegen häufig sind. Wenn in Folge dessen z. B. der Gebrauch landwirthschaftlicher Maschinen nur in beschränktem Maaße stattfindet, einer rationell und im Großen betriebenen Thierzucht sich aber noch größere Hindernisse entgegenstellen, so sind andererseits die Vorzüge mittlerer Wirthschaften, fleißige Cultur und gute Düngung, nicht zu verkennen.

Unter den Erzeugnissen des Ackerbaues und zwar zunächst von Getreidearten werden Waizen, Roggen, Hafer, Sommer- und Wintergerste und Buchwaizen, dagegen kein Spelz und Sommerroggen angebaut. Die Produktion an Waizen und Roggen ist die bedeutendste und übersteigt auch bei mäßigen Erndten das Bedürfniß des Kreises erheblich. Waizen geht zu Schiffe nach Holland und England oder in die Dampfmühlen und Stärkefabriken des Kreises und der Nachbarschaft; Roggen, Gerste und Buchwaizen werden über Homberg, Ruhrort, Duisburg in’s Bergische versandt. Eine Eigenthümlichkeit unserer Gegend ist der starke Anbau von Buchwaizen selbst auf besserem Boden.

Von Hülsenfrüchten werden Erbsen und Pferdebohnen, in neuerer Zeit, wenn auch nur in geringem Umfange, Lupinen, von Hackfrüchten Kartoffeln und Rüben verschiedenster Art gezogen. Seit dem Auftreten der Krankheit hat bei gleichzeitigem Eingehen vieler Brennereien der Kartoffelbau abgenommen, obgleich er immer noch in bedeutender Ausdehnung betrieben wird. Die Krankheit hat einige der geschätztesten einheimischen Sorten fast vollständig vernichtet. Der größte Theil der Kartoffelproduction wird im Kreise als Nahrung für Menschen und Vieh consumirt: in guten Jahren wird der Überfluß theils zum Brennen benutzt, theils ausgeführt, namentlich in die rechtsrheinischen Industriegegenden; bei sehr schlechten Erndten, wie z. B. 1861 kann es vorkommen, daß der Kreis der Kartoffeleinfuhr bedarf. Von den Rübenarten ist am meisten verbreitet die weiße oder Wasserrübe, welche zwar kein kräftiges, aber ein massenhaftes Viehfutter liefert; sie wird fast regelmäßig, wenn Sommerfrucht folgen soll, in Roggenstoppel, oft auch in Brache gesäet. Demnächst ist der Bau der Runkelrübe, welcher in den letzten Jahren erheblich zugenommen hat, von ziemlicher Ausdehnung: es wird die große rothe und gelbe, sowie die Zuckerrübe gezogen. Man gewinnt aus derselben, nachdem sie gekocht und ausgepreßt worden, durch Eindickung das hier sehr beliebte Kraut, welches ein für hiesige Gegend wichtiger Handelsartikel geworden ist. Von allen Nebengewerben wird die Krautsiederei, zu welcher übrigens auch Mohrrüben allein oder vermischt mit Runkelrüben, und in guten Obstjahren Äpfel verwendet werden, am meisten mit der Landwirthschaft verbunden. Neben vielen gewerblichen für den Verkauf arbeitenden Krautsiedereien gibt es auch mehrere andere, in welchen theils für die eigene, theils gegen Entgelt für andere Haushaltungen gearbeitet wird.

In der Umgegend von Büderich hat man sich bereits seit längerer Zeit vorzugsweise auf den Anbau von Weißkohl gelegt; namentlich wird derselbe von kleinen Leuten betrieben. Auf dem Morgen wachsen circa 6000 Köpfe oder 120 Centner, welche zu 20 Sgr. verkauft und zu Schiffe, mit Fuhren und mit der Eisenbahn, namentlich in die Ruhrgegend und in das Bergische ausgeführt werden.

Unter den Kleearten wird am häufigsten und im bedeutenden Umfange der rothe Klee angebaut. Früh im Jahre gesäet, gibt er im Herbst einen und im nächsten Sommer zwei, auch drei Schnitte. Häufig bleibt der zweite Schnitt zum Kleesaamen stehen, welcher nach England, Westphalen etc. ausgeführt wird. Nächst dem rothen Klee findet sich ziemlich häufig der weiße Klee, seltener Luzerner, welche hier nur 3–6 Jahre ausdauert. Andere Kleearten sind noch seltener, unter diesen verhältnißmäßig am häufigsten der s. g. Incarnatklee.

Unter den Ölpflanzen wird vorzugsweise der Raps gebaut. Der Flachsbau ist unbedeutend, obwohl im nördlichen Theile des Kreises, häufiger, als im südlichen. Hanf wird gar nicht gezogen.

Der Tabaksbau, hauptsächlich von kleinen Leuten im nördlichen Theile des Kreises betrieben, hat in der letzten Zeit abgenommen und beschränkt sich auf wenige Morgen. Im Jahre 1859 waren 105, 1860 73 und 1861 nur noch 34 Morgen mit Tabak bepflanzt.

| Hopfen wird zum eigenen Gebrauch in höchst geringem Umfange gebaut.

Obwohl man sich bei der Bewirthschaftung des Ackerlandes an eine bestimmte Fruchtfolge nicht bindet, so beobachtet man doch überall gewisse, durch die Erfahrung bewährte Regeln, von welchen man nicht leicht abgeht. Je nach den Bodenarten und den einzelnen Theilen des Kreises ist die ortsübliche Fruchtfolge eine verschiedene, daneben durch wirthschaftliche Verhältnisse und persönliche Neigungen vielfach modificirt. Als Hauptgrundzüge dürften folgende anzusehen sein: alle 7–8 Jahre wird Klee gebaut; Halmfruchtbau herrscht vor, insbesondere wird häufig Waizen, Roggen und Hafer gezogen; Halmfrüchte wechseln mit Hack- und Ölfrüchten in angemessener Weise ab; Brache bleibt nur zu Raps und zu Brachrüben liegen. Beispiele von Fruchtfolgen sind: Brache, Raps, Waizen, Roggen, Klee, Hafer, Rüben oder Kartoffeln, Waizen; oder Klee, Hafer, Waizen, Buchwaizen, Waizen, Hafer, Kartoffeln, Roggen; oder auf leichterem Boden: Klee, Roggen, Hafer, Kartoffeln, Roggen, Buchwaizen, Hafer; ferner Brache, Raps, Waizen, Roggen, Hafer, oder: Waizen, Roggen, Klee, Waizen, Hafer, Kartoffeln etc. etc. Bei der Unbestimmtheit und Verschiedenheit der Fruchtfolge ist es unmöglich, ohne spezielle Aufnahme zu schätzen, welcher Procentsatz der Ackerfläche zu jeder einzelnen Frucht verwendet wird. Man pflegt zwar in statistischen Veröffentlichungen mit dergleichen Zahlen sehr freigebig zu sein: sie können aber nur da mit einiger Zuverlässigkeit gegeben werden, wo entweder eine feste[ER 1] Fruchtfolge besteht oder eine Aufnahme von Ort zu Ort stattgefunden hat; andernfalls sind sie werthlos.

Wie die Fruchtfolge eine verschiedene ist, so herrschen auch bezüglich der Düngung verschiedene Gebräuche. Es wird theils seltener und stärker, theils häufiger und schwächer gedüngt. Eine volle Düngung wird zu 120–150 Centnern auf den Morgen gerechnet und alle drei bis fünf Jahre aufgebracht. Gedüngt wird zu Raps, Waizen, Kartoffeln, Runkelrüben, oft auch zu Gerste, Hafer und Roggen, wenn Klee eingesäet wird. Die Einrichtung der Düngstätten läßt zwar noch manches zu wünschen übrig; doch wird ein großer Theil des Düngers durch Unterpflügen im Herbste, so lange es die Witterung gestattet, oder indem man ihn auf das zu düngende Grundstück in Haufen auffährt und stark mit Erde versetzt, vor dem Verderben bewahrt. Jauchenbehälter sind bei den meisten Wirthschaften von mittlerem Umfange vorhanden. Neben dem gewöhnlichen Viehdünger wird auch Guano mit etwa 90 Pfund pro Morgen, namentlich zu Buchwaizen, Roggen und Flachs verwendet. Der landwirthschaftliche Verein hat sich ein Verdienst dadurch erworben, daß er sowohl die Beschaffung von Guano für die Rechnung seiner Mitglieder in die Hand nimmt, als auf seinen Versuchsstationen dieses und andere Düngmittel analysiren läßt. Der Verbrauch von Knochenmehl ist noch gering, nimmt jedoch, nachdem einige Knochenmehl-Fabriken in Betrieb gesetzt worden sind, zu. Das Kälken dagegen findet in bedeutendem Umfange statt und ist eine Hauptursache des Gedeihens des Klee’s. Auf den Morgen werden 16–20 Scheffel Kalk aufgebracht. Zur Weißkohldüngung werden Hornspähne benutzt.

Verbesserungen der Ackerländereien durch Mergelung sind selten. In nicht zu großer Tiefe unter der Oberfläche giebt es nur einige unbedeutende Mergellager im Kreise. Man benutzt dieselben, indem man in längeren Zwischenräumen, etwa alle 25 Jahre 250 Centner Mergel auf den Morgen bringt. Drainagen finden ebenfalls fast gar nicht statt; theils nämlich mangelt das Bedürfniß, weil der Untergrund wenn auch kalt, doch in der Regel durchlassend ist, theils fehlt es auch wohl an dem nöthigen Unternehmungsgeiste. Eine Tiefkultur findet – jedoch nur in geringem Umfange – in der Art statt, daß die durch den Pflug blosgelegte, höchstens 10 Zoll tiefe Furche mit dem Spaten ausgehoben und der Untergrund auf die gepflügte Krume gesetzt wird. Untergrundpflüge sind selten.

Die Ackergeräthe sind die altherkömmlichen; nur an dem hier sehr verbreiteten Hundspflug hat man eine Verbesserung angebracht, die ihn den guten Wendepflugarten näher stellt, ohne ihn seiner eigenthümlichen Vorzüge zu berauben. Die Anwendung von Göpeldreschmaschinen, welche theils von dem Eigenthümer allein, theils auch gegen Entgelt von anderen benutzt werden, hat bedeutend zugenommen. Drillmaschinen sind selten, jedoch ist das Rapsdrillen in starker Zunahme begriffen; Mähmaschinen sind wohl versucht worden, werden aber nicht angewendet. Das Mähen des Getreides geschieht mit der Hausichel.

Auf den Austausch und die sorgfältige Reinigung des Saatkorns wird großer Werth gelegt; namentlich beim Waizen, den man hierdurch und durch Beizen mit Kupfervitriol vor dem Brand zu schützen sucht. Andere Getreidearten leiden weniger durch diese Krankheit.

Soll der durchschnittliche Ertrag der einzelnen Fruchtgattungen angegeben werden, so befindet man sich in einiger Verlegenheit, da nur in wenigen Wirtschaften des Kreises hierüber Buch geführt wird, Angaben aber, welche nicht auf strenger Buchung beruhen, nur geringen Werth haben. Von einem dieser Güter, welches zu den größten gehört und die verschiedensten Bodenklassen enthält, sind uns folgende| Angaben mitgetheilt worden. Dieselben sind sämmtlich pro Morgen und die Gelderträge nur von der Körnererndte zu verstehen.


Jahr Waizen
Aussaat Stroh Körner Geld
Metzen Ctr. Schfl. Mtz. Thlr. Sgr.
1859 11 26 8 11 22 6
1860 11 22 11 1 32 16
1861 13 25 9 28 21
1850–61 12 28 10 4 31
Roggen
1859 8 29 8 14 18 27
1860 9 25 10 3 20 18
1861 13 23 8 5 19 11
1850–61 12 26 7 12 17 16
Hafer
1859 16 23 21 13 21 23
1860 16 22 17 5 19 3
1861 16 25 24 14 20 11
1850–61 17 24 21 2 23 4
Gerste
1859 13 13 6 14 10 10
1860 11 13 14 3 28 29
1861 12 15 13 7 20 22
1850–61 9 16 12 22 25
Buchwaizen
1859 5 12 15 19 28
1860 4 12 12 22 20
1861 5 11 24 11
1850–61 5 10 15 22 7
Erbsen
1859 12 7 11 19 19
1860 8 12 9 31 21
1861 11 11 14 35 29
1850–61 13 7 13 19 19
Raps
1859 1/2 13 3 42 27
1860 1/2 8 33 13
1861 1/2 12 7 49 20
1850–61 1/2 10 12 43 25

Auf dem in Rede stehenden Gut brachten die Kartoffeln im Jahre 1859 60, 1860 80 und 1861 20 Scheffel vom Morgen auf. Die Runkelrübenerndte war in diesen Jahren eine Mittelerndte von circa 150 Centnern. Die Kleeerndte war eine gute. Rother Klee bringt hier, den Schnitt im Vorjahre eingerechnet, 50 Centner Heu oder 35 Centner Heu, 10 Centner Stroh und 100–400 Pfund Saamen.

Da es, wie bemerkt, unmöglich ist, anzugeben, welchen Prozentsatz der angebauten Fläche jede Fruchtgattung einnimmt, so ist es noch weniger möglich, die Gesammtproduktion des Kreises zu schätzen und darnach zu berechnen, wie viel nach Abzug der eigenen Consumtion zur Ausfuhr übrig bleibt. Wir können uns zu dergleichen Berechnungen, die sich jeder Kritik entziehen und leicht in Spielereien ausarten, nicht entschließen.

Wenden wir uns zum Grasbau, so haben wir die Rheinweiden und -wiesen von den Binnenwiesen zu unterscheiden. Die ersteren enthalten durchgängig sehr nahrhafte und süße Gräser, da sie nicht nur durch das Weidevieh, sondern auch bei Überschwemmungen des Rheines durch Schlickablagerungen gedüngt werden. Sie werden hauptsächlich zum Weidegang benutzt, indem das Vieh von Anfang Mai bis in den November Tag und Nacht auf denselben bleibt. Von Zeit zu Zeit – etwa alle drei Jahre – werden sie geheut, und liefern hierdurch den Heubedarf für viele Wirthschaften des Binnenlandes, denen es an genügendem eigenen Graswuchs fehlt; das Nachgras wird indessen wieder abgeweidet. Obwohl ihre Beschaffenheit sehr ungleich ist, so bilden sie doch den verhältnißmäßig werthvollsten Theil des Grundbesitzes unseres Kreises, zumal sie außer der Frechtung fast keine Culturkosten erfordern. Viele dieser Rheinweiden sind mit wirklichen Wirthschaften verbunden, welche dann einen großen Theil der gewonnenen Milch zur Fabrikation des sog. holländischen Käses benutzen, andere befinden sich als Eigenthum oder pachtweise in den Händen solcher Personen, welche lediglich ein Geschäft daraus machen, mageres Vieh an- und, nachdem es fettgeweidet worden, wieder zu verkaufen. – Von weit geringerer Beschaffenheit als die Rheinweiden sind die Binnenwiesen. Sie enthalten meist scharfe und saure Gräser und liefern hauptsächlich nur Pferdeheu. Meistens in alten Rheinarmen gelegen, leiden sie viel an Versumpfung, so daß in nassen Sommern die Heuwerbung oft unmöglich wird. Ein eigentlicher Kunstwiesenbau kommt nirgends vor, indem das geringe Gefälle die Anlage von Rieselwiesen verbietet; nur künstliche Überstauungen ließen sich in Verbindung mit größeren Entwässerungsanlagen allenfalls ausführen, zu denen es indeß bis jetzt nicht gekommen ist. Dagegen geschieht in einigen Gegenden des Kreises viel zur Verbesserung der Wiesen durch Anhöhen derselben mit guter Erde, durch Düngung derselben mit Compost und insbesondere mit| Holzasche. Die meisten Binnenwiesen werden jährlich geheut, das Nachgras gewöhnlich abgehütet; die Benutzung zu Weiden kommt ebenfalls vor.

Der Heuertrag ist sehr wechselnd und mag auf den Morgen 20–30 Centner betragen. Die Heuerndte war in den drei letzten Jahren durchgehends eine gute.

Vom Gartenbau wäre wenig zu sagen. Bei jedem Gehöfte findet sich gewöhnlich ein Blumen- und ein Gemüsegarten. Die Zucht von Gartengemüsen zum Verkauf und zur Ausfuhr findet, zumal auch in den Städten fast alle Leute Gärten besitzen, nur in verhältnißmäßig geringem Grade statt. Die Gegend von Büderich macht jedoch eine Ausnahme.

Obstgärten finden sich bei jedem Gehöfte, namentlich aber in der Rheinniederung, wo viele Wiesen mit Obstbäumen bepflanzt sind. Die Obst-Erndte ist eine unsichere, weil es im Frühjahre oft zu früh treibt und die Blüthen dann durch die kalten Nächte im April und Mai leiden. Dies mag mit die Ursache gewesen sein, daß man eine Art süßer Äpfel, welche 14 Tage später als andere blühen, in bedeutendem Umfange cultivirt hat. Aus diesen Äpfeln wird das beste Kraut gewonnen. Getrocknetes Obst wird nur in geringen Quantitäten ausgeführt.

Zum Absatze landwirthschaftlicher Produkte, insbesondere des Getreides, dienen die Wochenmärkte zu Moers, Rheinberg und Xanten. Überall wird nach dem Gewicht, nicht nach dem Maaß verkauft; von dem zu verkaufenden Getreide werden nur Muster mitgebracht, ohne daß dasselbe in größeren Quantitäten aufgefahren wird. Der Verkehr wird vielfach durch Makler vermittelt. Nachstehend theilen wir für die wichtigsten landwirthschaftlichen Produkte die monatlichen Durchschnittspreise der 3 letzten Jahre mit, wie sie auf dem Rheinberger Markte ermittelt worden sind. (Siehe Seite 73.)|
Monat Jahr Waizen Roggen Gerste Buchwzn. Hafer Kartoffln. Heu Stroh
per Scheffel per Centner
sgr. pf. sgr. pf. sgr. pf. sgr. pf. sgr. pf. sgr. pf. sgr. pf. sgr. pf.
Januar
1859 76 9 56 5 54 10 59 1 41 11 18 71 10 35 9
60 87 8 62 4 54 3 59 2 30 20 25 15
61 107 11 61 7 58 6 66 5 30 30 30 20
Februar
1859 74 55 5 54 1 57 6 41 10 18 72 6 31 11
60 92 2 66 5 53 6 61 4 30 30 25 15
61 107 2 60 7 59 6 69 1 32 6 30 30 20
März
1859 72 9 54 53 4 58 2 43 7 15 51 8 28
60 102 69 2 57 1 68 3 33 9 35 25 15
61 109 9 59 5 59 4 71 4 33 9 35 30 20
April
1859 75 11 53 9 55 6 59 5 41 3 15 55 6 25
60 101 1 71 58 6 72 6 37 6 35 25 15
61 110 8 60 5 59 1 71 11 32 6 30 30 20
Mai
1859 91 2 63 10 56 4 65 57 6 20 55 6 28 6
60 106 7 70 10 60 8 73 10 40 30 25 15
61 113 6 65 5 62 6 76 3 32 6 35 30 24
Juni
1859 83 56 7 54 1 57 10 57 6 20 48 9 21 6
60 108 9 71 9 64 8 73 41 3 25 35 15
61 114 1 66 5 62 6 76 3 37 6 40 30 24
Juli
1859 81 2 53 4 53 11 50 8 41 3 20 43 3 21
60 112 7 67 11 52 8 68 10 40 24 27 15
61 115 8 66 7 62 6 76 3 39 6 30 30 24
August
1859 83 5 54 10 46 1 56 3 45 20 33 10 21
60 74 1 55 2 52 5 58 2 37 20 25 15
61 114 5 67 3 59 2 73 3 32 6 30 30 19 7
September
1859 85 4 53 9 51 50 7 27 6 25 28 17
60 102 54 2 50 11 54 3 30 20 28 15
61 123 11 72 10 62 4 69 8 33 3 40 30 20
Oktober
1859 84 8 61 6 47 7 51 5 27 6 25 24 16
60 110 2 61 11 55 2 62 4 30 30 28 18
61 124 4 77 63 1 68 7 32 6 40 30 18
November
1859 85 2 63 4 48 4 52 1 30 20 24 16
60 110 6 62 10 60 2 64 11 32 6 35 30 20
61 120 7 77 6 63 1 76 9 32 6 40 30 18 5
Dezember
1859 85 1 61 6 52 7 55 6 27 6 20 24 16
60 107 7 59 3 59 11 65 7 30 35 30 20
61 118 1 74 6 62 9 69 4 34 6 40 30 20
| Die Preise der Getreidearten sind hier pro Scheffel und nicht nach dem Gewichte angegeben, weil dies in den monatlich höhern Orts einzureichenden Übersichten so gefordert wird. Nach den Berichten der Bürgermeister wurde das durchschnittliche Gewicht eines Scheffels
auf dem Rheinberger Markt           auf dem Xantener Markt
Pfund Pfund
Waizen zu
90 85
Roggen zu
79 80
Gerste zu
75 70
Hafer zu
50 50
Buchweizen zu
75 80
Raps zu
79 79
Erbsen zu
96 96
Bohnen zu
96 96

angenommen, Zahlen, die schwerlich überall mit der Wirklichkeit übereinstimmen.

Von Feldschäden, die in den letzten drei Jahren vorgekommen sind, haben wir insbesondere die bereits im zweiten Abschnitte angeführten Hagelschäden hervorzuheben. Der Hagelschlag vom 11. Juni 1859 zerstörte auf einem ziemlich ausgedehnten Terrain in Wallach, Borth und Ginderich die Roggen-, Waizen- und Buchwaizenerndte fast ganz, und diejenigen der übrigen Fruchtgattungen zum Theil. Die Beschädigten erhielten außer dem Grundsteuernachlaß aus dem Grundsteuerremissionsfonds 1284 Thaler, womit freilich nur ein geringer Theil des Schadens gedeckt werden konnte. Der Hagelschlag vom 18. Mai 1860 war von geringerer Bedeutung; die Beschädigten von Bornheim, Budberg und Vierbaum erhielten aus dem genannten Fonds 101 Thaler. Weit erheblicher waren die Verwüstungen, welche die Hagelschläge vom 9. und 14. Juni 1861 in den Gemeinden Hörstgen, Saalhoff, Bönninghardt, Hamb, Sonsbeck, Labbeck, Xanten, Wardt, Camperbruch und Issum (Kreises Geldern) anrichteten. Der Roggen zeigte sich meist ganz zerschlagen; nur ausnahmsweise konnte auf eine sechstel bis auf eine halbe Erndte gerechnet werden. Mehrere Ackerwirthe mähten den Roggen ab und säeten Buchwaizen ein. Beim Waizen war der Schaden nicht so total, wie beim Roggen; er brachte durchgängig eine Viertelerndte ein. Der Buchwaizen war ganz zerschlagen, ebenso die Gartengemüse fast vollständig zerstört. Die Kartoffeln hatten durch Zerquetschung der Stauden sehr, der Hafer dagegen nur wenig gelitten. Nach ziemlich genauer Ermittelung belief sich der Schaden im hiesigen Kreise|
in der Bürgermeisterei
Hörstgen
auf
1798
Thaler
" " "
Vierquartieren
"
2200
"
" " "
Alpen
"
525
"
" " "
Veen
"
53230
"
" " "
Sonsbeck
"
5802
"
" " "
Labbeck
"
2345
"
" " "
Xanten
"
8675
"
" " "
Wardt
"
19789
"
Summa
94381
Thaler.
Die Beschädigten erhielten aus dem Grundsteuerremissionsfonds 4323 Thaler. Unter ihnen befanden sich viele kleine Leute, besonders auf der Alpener, Veener und Issumer Bönnighardt, in Hamb und in Hochbruch bei Xanten, welche weiterer Unterstützung dringend bedürftig waren, wenn sie nicht im kommenden Winter großer Noth entgegen gehen sollten. Namentlich auch bedurften sie der Beihülfe zur Beschaffung| von Saatkorn und Guano. Eine zu ihren Gunsten in der Rheinprovinz ausgeschriebene Collekte ergab 3779 Thlr. 15 Sgr. 8 Pf. Hiervon erhielten die ärmeren Beschädigten der Bürgermeistereien
Hörstgen
16
Thlr. Sgr. Pf.
Vierquartieren
143
  "   "   "
Alpen
153
  "   " "
Veen
1532
  " 21   " 2   "
Sonsbeck
372
  "   "   "
Labbeck
83
  "   "   "
Xanten
415
  "   "   "
Wardt
474
  "   "   "
Issum (Kreises Geldern)
590
  " 24   " 6   "

Überschwemmungsschäden waren nur im Jahre 1861 in der Bürgermeisterei Orsoy zu beklagen, wo bei dem Durchbruche des Sommerdammes einige Ackerstücke übersandet wurden. Die Betroffenen erhielten, soweit sie bedürftig waren, Unterstützungen aus dem Grundsteuerremissions- und dem bei der Königlichen Regierung verwalteten Fonds für Wasserbeschädigte.

Im Herbste 1861 litten die Saaten sehr durch Schneckenfraß, der überhaupt ziemlich häufig hier vorkommt.

Die Hagelversicherung war im hiesigen Kreise früher verbreiteter, als jetzt; nachdem aber die Gesellschaften ihre Prämien erhöht haben, hat sie erheblich abgenommen, so daß sie gegenwärtig von keinem Belang ist.

Indem wir nachstehend eine vergleichende Übersicht des in den einzelnen Bürgermeistereien am Schlusse des Jahres 1861 vorhandenen Viehstandes mittheilen, welcher wir die Gesammtresultate für den ganzen Kreis aus den Jahren 1843 und 1858 hinzufügen, schicken wir voraus, daß die angeführten Zahlen keinen Anspruch auf vollständige Genauigkeit machen können. Wenn schon bei der Aufnahme der Bevölkerung, welche unter namentlicher Anführung sämmtlicher Einwohner mit einem großen Aufwand von Kräften bewirkt wird, erhebliche Fehler nicht zu vermeiden sind, so kann dies noch weniger bei der Zählung des Viehstandes erwartet werden, welche nicht zu financiellen, sondern lediglich zu statistischen Zwecken unternommen wird, und deren Resultate von den sie sammelnden Behörden registrirt werden müssen, ohne daß eine genaue Controlle möglich ist. Demungeachtet werden die Zahlen immerhin als wenigstens annähernd richtig ihren Werth behalten; auch dürfte eine Vergleichung der einzelnen Jahrgänge miteinander zulässig sein, sofern man nämlich annehmen kann, daß der Grad der Zuverlässigkeit, mit welcher die Zählung in den einzelnen Jahren bewirkt wurde, nicht wesentlich verschieden gewesen ist. (Die Übersicht folgt auf Seite 75.)|
Bürger-
meisterei
Pferde  
Esel
Rindvieh Schafe Schweine Ziegenvieh
Füllen
bis
3
Jahre
alt
Pferde
bis
10
Jahre
alt
Pferde
über
10
Jahre
alt
Ge-
sam-
mt-
zahl
Stiere Ochsen Kühe Jung-
vieh
Ge-
sam-
mt-
zahl
ganz
ver-
edelte
halb-
ver-
edelte
un-
ver-
edelte
Ge-
sam-
mt-
zahl
 
über
6
Monat
alt
Ferkel
unter
6
Monat
alt
Ge-
sam-
mt-
zahl
Zie-
gen-
böcke
Zie-
gen
 
Ge-
sam-
mt-
zahl
Moers Stadt
16 27 43 75 6 81 148 49 197 2 178 180
Rheinberg Stadt
5 36 63 104 8 35 287 163 493 214 298 54 566 142 115 257 2 54 56
Orsoy Stadt
12 49 12 73 2 20 210 130 362 75 30 105 1 25 26
Xanten
7 54 63 124 1 4 5 270 77 356 135 135 201 143 344 2 269 271
Alpen
16 56 79 151 7 25 497 203 732 314 314 361 149 510 3 162 165
Baerl
15 58 83 156 15 1 503 392 911 577 577 81 104 185 3 45 48
Budberg
14 81 86 181 2 5 34 456 320 815 350 350 130 77 207 2 49 51
Büderich
42 80 121 243 4 25 49 816 628 1518 11 11 877 40 917 2 217 219
Camp
10 54 27 91 2 3 4 251 65 323 107 107 71 108 179 4 54 58
Capellen
26 41 114 181 6 6 547 200 759 150 440 590 267 115 382 3 156 159
Emmerich
7 73 70 150 4 6 490 172 672 450 450 1 60 61
Friemersheim
25 64 127 216 4 13 18 841 191 1063 554 554 669 167 836 2 169 171
Hörstgen
5 35 21 61 1 2 1 169 35 207 3 3 49 95 144 3 21 24
Homberg
2 23 48 73 1 317 75 393 378 378 4 163 167
Labbeck
41 120 103 264 27 50 589 440 1106 273 273 700 238 938 40 101 141
Marienbaum
27 53 60 140 2 51 3 501 267 786 529 51 580 5 274 279
Moers Land
26 88 107 221 5 16 743 210 974 270 100 370 158 371 529 2 111 113
Neukirchen
25 77 84 186 12 6 520 163 701 1283 1283 305 135 440 2 161 163
Orsoy Land
5 14 4 23 4 33 17 54 22 8 30 2 2
Ossenberg
24 62 68 154 1 19 9 450 350 828 152 84 236 57 57
Repelen
36 109 80 225 10 23 737 380 1150 675 130 805 295 88 383 3 95 98
Rheinberg Land
5 17 15 37 1 3 4 71 81 159 2 2 44 38 82 9*
Rheurdt
24 124 82 230 2 6 4 748 272 930 374 374 241 87 328 5 239 244
Schaephuysen
8 49 58 115 3 8 206 145 362 158 158 86 32 118 2 8 10
Sonsbeck
11 38 70 119 2 3 19 353 246 621 180 180 240 140 380 27 148 175
Veen
71 161 167 399 2 32 99 1254 662 2047 400 50 264 714 1272 218 1490 4 312 316
Vierquartieren
67 150 95 312 2 8 24 804 299 1135 939 939 330 176 506 7 148 155
Vluyn
19 58 56 133 1 4 3 424 131 562 194 194 243 73 316 1 244 245
Wardt
97 133 103 333 2 30 177 661 639 1507 199 199 125 565 690 59 59
Kreis
Moers
1843 4717 127 792 10396 5208 16523 8902 8123 2205
1858 620 1890 2006 4516 27 214 592 12856 5982 19644 347 3819 3114 7280 11598 3205
1861 672 1973 2093 4738 29 272* 553* 13823 6959 21607 614 5051 3033 8698 8641 3496 12137 132 3590* 3722

[Anmerkungen WS: Die mit * gekennzeichneten Endsummen stimmen nicht mit den Summen der Einzelposten überein]

| Wir knüpfen an diese Zahlen folgende Bemerkungen:


a. Pferde.

Die Zahl der Pferde hat sich von 1858–61 von 4516 auf 4738, also um 222 Stück vermehrt. In den Jahren 1857 und 1858 herrschte nämlich ein so erheblicher Futtermangel, daß diejenigen Pferde, welche nur irgend entbehrlich waren, abgeschafft wurden; da seit 1859 dieser Übelstand aufgehört hat, so konnten dieselben allmählig wieder ersetzt werden. Im Vergleich mit 1843 wurden 1861 nur 21 Pferde mehr gezählt. Ist dies einigermaßen richtig, so muß sich die Qualität der Pferde seit 1843 außerordentlich verbessert haben. Zwar hat sich gleichzeitig der Zustand der öffentlichen Wege gehoben, so daß gegenwärtig ein Pferd schon aus diesem Grunde mehr Lasten bewegen kann, als früher. Doch genügt dies nicht, die geringe Vermehrung des Pferdestandes zu erklären. Es sind nämlich seit 1843 sehr bedeutende Grundflächen urbar gemacht und unter den Pflug genommen worden, deren Gesammtgröße, obwohl spezielle Angaben nicht vorliegen, nach tausenden von Morgen geschätzt werden muß. Unzweifelhaft hat dieselbe Pferdezahl daher jetzt eine weit größere Arbeit zu bewältigen, als damals.

|
Im kamen im
Jahre
auf 1 Pferd
Menschen
Pferde auf die
Quadratmeile
Kreise Moers
1843 10,8 459
     " "
1858 12,8 440
     " "
1861 12,2 461
Regierungsbezirk Düsseldorf
1858 27,6 386
der Rheinprovinz
1858 25,5 249
ganzen Staate
1858 10,9 318

Der Kreis Moers ist, die Zahl der Pferde auf die Quadratmeile verglichen, jedenfalls eine der pferdereichsten des ganzen Staates; er wird hierin von keiner Provinz (im Ganzen genommen) erreicht, obwohl ihn einzelne Kreise übertreffen. Im Verhältniß zur Menschenzahl hat der Kreis Moers zwar im Regierungsbezirk Düsseldorf die meisten Pferde, doch wird er in dieser Beziehung von anderen Gegenden weit übertroffen. In der Provinz Preußen z. B. kommen nur 5,6 Menschen auf ein Pferd.

Die obige Tabelle weist pro 1861 672 Füllen bis zu 3 Jahren, 1973 Pferde bis zu 10 und 2093 Pferde über 10 Jahre nach. Da nicht leicht Jemand sein Pferd zu alt angibt, so beweist die letztere verhältnißmäßig hohe Zahl, daß die Pferde hier gut conservirt werden.

Eine eigentliche Pferderace mit constanten Eigenthümlichkeiten ist im hiesigen Kreise nicht zu erkennen; niederländisches Blut ist vielfach mit westfälischem, preußischem, englischem und normannischem Blute gemischt. Die Zucht richtet sich im Allgemeinen auf Erzielung eines kräftigen und gewandten, nicht allzu schweren Arbeitsschlages. Die Zahl der zur Zucht benutzten Stuten ist leider nicht ermittelt worden. Man kann auf dieselbe von zwei bekannten Zahlen, derjenigen der Fohlen und derjenigen der Deckhengste, einen nur unsicheren Schluß ziehen. Wir schätzen die Anzahl der Zuchtstuten auf 350–400. Die meisten Pferde werden in der nördlichen Hälfte des Kreises, wo es mehr Weiden gibt, als in der südlichen, gezüchtet. In den letzten Jahren sind dort viele 11/2 jährige Fohlen an Händler zur Ausfuhr nach Sachsen verkauft worden. Auf dem Remontemarkt zu Rheinberg werden durchschnittlich 30–40 Pferde vorgeführt, indessen nur 5–6 gekauft, welche mit 170–180 Thlr. das Stück bezahlt werden.

Es bestehen hier zwei Königliche Beschälstationen, zu Winterswyk und Marienbaum. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die auf diesen Stationen gedeckten Stuten des Kreises.

Im
Jahre
sind
Stuten
gedeckt
Davon sind
Fohlen
nachgewiesen
Von den aufgeführten Stuten hat gedeckt
Hengste Stuten Summa ein Hengst
der
Percheronrace
der englische
Vollbluthengst
Dragoman
ein Hengst
von
Graditzer Zucht
A. Auf der Beschälstation Winterswyk.
1859 61 18 21 39 40 21
1860 89 28 27 55 57 32
1861 81 27 25 52 46 35
B. Auf der Beschälstation Marienbaum.
1859 128 34 34 68 87 41
1860 73 25 23 48 44 29
1861 62 19 19 38 33 29
Summa 494 151 149 300 307 88 99
Außerdem werden viele Stuten des Kreises bei Hengsten benachbarter Königlicher Stationen und bei Privathengsten gedeckt. Die Zahl der im Jahre 1861 angeköhrten Privathengste betrug 12. – Da| in den letzten Jahren die Pferdepreise sehr hoch gewesen sind, so hat man sich mit mehr Lebhaftigkeit als früher der Pferdezucht zugewandt. Der die Kreise Rees, Cleve, Geldern, Kempen und Moers umfassende Verein für Pferdezucht und Pferdedressur, welchem etwa 80 bis 90 Mitglieder unseres Kreises angehören, unterstützt diese Bestrebungen durch jährliche Prämiirungen vorzüglicher Leistungen.


b. Rindvieh.

Der Rindviehstand hat von 1858–1861 um 1963 Stück zugenommen, also, wenn die Zahlen annähernd richtig sind, in weit höherem Maße, als die Seelenzahl. Zwar zeigen sich, wenn man die Zahlen der einzelnen Bürgermeistereien aus den beiden Jahren mit einander vergleicht, sehr erhebliche Abweichungen; doch ist das Gesammtresultat sehr wohl durch den erwähnten Futtermangel der Jahre 1857 und 1858 und das spätere Aufhören desselben zu erklären.

Im kamen im
Jahre
auf 1 Stück
Rindvieh
Menschen
Stück Rind-
vieh auf die
Meile.
auf 1 Kuh
Menschen
Kühe auf die
Meile
Kreise Moers
1843 3,08 1610 4,90 1013
     " "
1858 2,95 1915 4,51 1253
     " "
1861 2,72 2106 4,25 1347
Reg.-Bezirk Düsseldorf
1858 5,58 1808
der Rheinprovinz
1858 3,7 1712 6,0 1059
ganzen Staate
1858 3,2 1079 5,5 637

Es ergibt sich hieraus, daß der Kreis Moers an Rindvieh verhältnißmäßig weit reicher ist, als der Staat, die Rheinprovinz und der Regierungsbezirk Düsseldorf, sei es, daß man die Zahl[ER 2] des Rindviehes mit der Bevölkerung oder mit dem Flächenraume[ER 3] vergleicht. Freilich ist die Zahl allein nicht das Entscheidende: es kommt wesentlich auch auf die Beschaffenheit an. Wir besorgen aber keinen Widerspruch, wenn wir die Überzeugung aussprechen, daß der Niederrhein und mit ihm unser Kreis bezüglich der Beschaffenheit seines Rindviehes einen der ersten Plätze in unserem Staate einnimmt. Die hohen Verhältnißzahlen des Kreises Moers gewinnen hierdurch eine erhöhte Bedeutung.

Vergleicht man die Gesammtzahl des Rindviehes mit der Zahl der Kühe, so kommen auf 100 Stück Rindvieh im Kreise Moers 63,9, in der Rheinprovinz 61,8 und im Staate 59,0 Kühe. Also auch hier behauptet unser Kreis den Vorrang. Die Ursache hiervon ist theils darin zu finden, daß das Rindvieh hier nur von kleinen Leuten zur Feldarbeit benutzt wird, weßhalb nur wenige Zugochsen vorhanden sind, theils darin, daß hier wegen der Nähe der stark bevölkerten Industriebezirke eine starke Milch- und Butterproduktion betrieben wird.

Es ist interessant, die Vermehrung des Rindviehes mit dem Anwachs der Bevölkerung zu vergleichen. Von 1843–61 vermehrten sich im Kreise Moers 1000 Menschen auf 1153, dagegen 1000 Stück Rindvieh auf 1308 und 1000 Kühe auf 1329. Man sieht hieraus, daß das Rindvieh und besonders die Zahl der Kühe sich um etwa 17% stärker vermehrt hat, als die Bevölkerung. Es ist dies offenbar ein Zeichen der Zunahme des Wohlstandes.

Die Zahl der Stiere betrug Ende 1861 272; hiervon wurden im Frühjahr 1861 110 angeköhrt; die übrigen dürfen demnach zur Deckung gegen Entgelt nicht benutzt werden. Die Stierhaltung ist hier Privatsache; die Gemeinde als solche bekümmert sich um dieselbe nicht.

Das Rindvieh ist von holländischem Stamm, aber theilweise hier gezüchtet. Ein großer Theil desselben wird auf den durch den Schlick des Rheinwassers gedüngten Rheinweiden fett geweidet; 3jährige Weideochsen erreichen ein Gewicht von 600–800 Pfund, in einzelnen seltenen Fällen und auf den besten Weiden auch von 900–1000 Pfund Metzgergewicht. Auch in den mit Bierbrauereien, Stärkefabriken und Brennereien verbundenen Mastställen wird ein hohes Gewicht erzielt. In den übrigen Wirthschaften des Binnenlandes werden meist nur Kühe, um durch andere ersetzt zu werden, fett gemacht, welche 400 bis 600 Pfund schwer werden. Der Preis fetten Weideviehes ist 17–20, derjenige fetter Kühe 14–17 Thaler pro Centner. Mager kostet das Vieh 9–11, mager tragend 11–13 Thaler. Fettes Vieh wird von Händlern aufgekauft und auf den sehr besuchten Märkten zu Neuß und Dinslaken, vorzugsweise| aber auf dem ersteren abgesetzt. Die im hiesigen Kreise für Rindvieh bestimmten Märkte sind dagegen von durchaus keiner Bedeutung. Erst im Jahre 1862 ist ein neuer monatlich abzuhaltender Markt in Caldenhausen konzessionirt worden, welcher frequent zu werden verspricht.

Von der Mastung auf den Rheinweiden und einigen wenigen Mastställen abgesehen, wird bei der Rindviehhaltung hauptsächlich die Produktion von Milch, Butter und Käse bezweckt. Der jährliche Milchertrag einer Kuh mag 2400–2800 Quart betragen, beim Weidevieh 10–20% mehr. Mehrere Wirthschaften setzen ihre Milch täglich nach Krefeld, Ruhrort, Duisburg, Wesel für 10–14 Pfennige das Quart ab. Von weit größerer Bedeutung aber ist die Ausfuhr der Butter. Sie wird theils auf den Wochenmärkten des Kreises, theils im Umherziehen von etwa 70 Händlern aufgekauft und in die benachbarten Industriegegenden ausgeführt. Sie kostet 6–9 Sgr. das Pfund. Von der fetten Milch der Weidekühe wird Käse nach holländischer Art bereitet; der Centner kostet 8–10 Thaler.

Ein Theil des Rindviehes wird im Kreise selbst gezüchtet; der andere Theil aus benachbarten Kreisen und aus Holland eingeführt. Bei dem lebhaften Verkehr mit Vieh ist es bisher nicht möglich gewesen, die Lungenseuche aus dem Kreise ganz fern zu halten. Dieselbe ist auch in den letzten drei Jahren hin und wieder, jedoch nur in mäßigem Umfange aufgetreten; die vorschriftsmäßig ausgeführten polizeilichen Absperrungsmaßregeln haben ihrer weiteren Verbreitung Schranken gesetzt. Auch einzelne Fälle von Klauenseuche sind vorgekommen.

Wie die folgende Übersicht nachweist, gibt es im hiesigen Kreise 27 Rindviehversicherungs-Gesellschaften, deren Mitglieder vorzugsweise kleinere Ackersleute sind. Das Versicherungskapital hat nur in wenigen Fällen angegeben werden können.

Bürgermeisterei Zahl der Rindvieh-
versicherungs-
gesellschaften
Zahl der
versicherten
Stück Rindvieh
Versiche-
rungs-
kapital
Thlr.
Moers Stadt
1   98
Orsoy
2 148
Rheinberg
1 270 11000
Baerl
1 594
Büderich
2 373 19317
Capellen
1 286
Emmerich
2 509
Friemersheim
3 528
Hörstgen
1 236
Homberg
2 340
Marienbaum
2   91
Moers Land
2 321
Neukirchen
1 487 18620
Repelen
2 1164
Vierquartieren
1 179
Vluyn
1 455 19044
Wardt
2 160
Summa
27 6239




Von den angegebenen Gesellschaften beschränken einige ihre Wirksamkeit auf diejenigen Gemeinden, in welchen sie ihren Sitz haben, andere versichern auch Vieh aus benachbarten Gemeinden. Die Versicherung ist eine gegenseitige; überall ist ein Maximum der Versicherungssumme festgestellt. Die meisten Gesellschaften erheben erst dann Beiträge, wenn ein Schaden zu decken ist, einige dagegen lassen ihre Mitglieder einen kleinen feststehenden Beitrag entrichten, der aber im Falle des Bedürfnisses erhöht wird.

Bei auswärtigen Gesellschaften wird nur wenig versichert. Die Berliner und die Potsdamer Viehversicherungsgesellschaft hatten Ende 1861 57 Stück Rindvieh mit einem Capital von 2966 Thaler gegen eine jährliche Prämie von 114 Thlr. 26 Sgr., die Viehversicherungsbank für Deutschland hatte 13 Stück Rindvieh versichert.


c. Schafe, Schweine und Ziegenvieh.
Die Zahl der Schafe, auf deren Eintheilung in ganz veredelte, halbveredelte und unveredelte hier kein großer Werth gelegt werden darf, hat von 1843–58 um 1622 Stück ab-, von da bis 1861 aber wieder um 1438 Stück zugenommen. Ein Schaf producirt jährlich etwa 3–31/2 Pfund Wolle, deren Preis pro Centner 40–50 Thlr beträgt; sie gehört also nicht zu den besseren Sorten. Der Gesammtertrag der Wolle im Kreise wird sich nach Vorstehendem jährlich auf etwa 10–12000 Thaler belaufen. Die Schafzucht, welche übrigens hier wie überhaupt in der Rheinprovinz zu Gunsten der Rindvieh- und Schweinezucht in den Hintergrund tritt, hat sich in neuerer Zeit etwas aufgenommen. Der landwirthschaftliche| Verein hat mehrere Widder von englischer Abkunft eingeführt, bei welchen es mehr auf Fleisch- als auf Wollproduction abgesehen ist. Die Resultate müssen abgewartet werden.

Die Zahl der Schweine ist in den einzelnen Jahren je nach den Preisen des Futters, insbesondere der Kartoffeln sehr wechselnd; auch dürfte grade bei dieser Viehgattung die Zählung mit den größten Schwierigkeiten verbunden, das Ergebniß daher auch das unsicherste sein. Kann man den Zahlen einigermaßen Glauben schenken, so hätten sich die Schweine seit 1843 um 4014 Stück, also um etwa 50% vermehrt. Auch seit 1858 hat eine Zunahme von 539 Stück stattgefunden. Im Jahre 1843 kamen auf jedes Schwein 6,3, im Jahre 1861 4,9 Menschen, oder mit andern Worten: während 1000 Menschen sich auf 1153, haben 1000 Schweine sich auf 1494 vermehrt. Auch dies ist eine Beweis von der Zunahme des Wohlstandes. In der Rheinprovinz kam im Jahre 1858 ein Schwein auf 10,7, und im Staate eins auf 6,9 Menschen. Der größere Theil der Schweine wird im Kreise selbst verzehrt, der kleinere in benachbarte Städte ausgeführt. Die meisten werden 1–2jährig im Gewicht von 200–250 Pfund geschlachtet und mit 14–16 Thaler der Centner bezahlt. Sie sind meist von inländischer Race; doch hat man Kreuzungen mit englischen und chinesischen Schweinen versucht. Auf den in den Städten hiesigen Kreises stattfindenden Schweinemärkten werden namentlich auch junge Schweine aus dem Bergischen und andern benachbarten Gegenden aufgetrieben, da die eigene Anzucht nachgelassen hat.

Die Zahl der Ziegen scheint fortwährend in Zunahme begriffen zu sein. Sie haben sich von 1843–61 um 1417, von 1858–61 um 517 Stück vermehrt. Da gleichzeitig eine beträchtliche Zunahme des Rindviehs und der Schweine stattgefunden hat, so ist die Zunahme der Ziegen ein erfreuliches Zeichen, daß sich die Lage der arbeitenden Klassen erheblich verbessert hat.

In mehreren Orten des Kreises bestehen auf Gegenseitigkeit beruhende Vereine für die Versicherung von Ziegen und Schweinen. Beiträge werden in der Regel erst erhoben, wenn ein Schaden zu decken ist.


d. Im Allgemeinen.

Wenn man den Viehstand überhaupt in verschiedenen Bezirken oder in einem Bezirke und verschiedenen Jahren vergleichen will, so muß man denselben auf eine Gattung reduciren. Man pflegt hierbei

1 Pferd = 11/2 Stück Rindvieh
10 Schafe = 1
"
"
4 Schweine = 1
"
"
12 Ziegen = 1
"
"
zu setzen. Hiernach betrug der Viehstand
1843 26703
1861 32937
Stück auf Rindvieh reducirtes Vieh.
Im kamen im
Jahre
Menschen auf 1 Stück
auf Rindvieh reducirtes
Vieh
Stück auf Rindvieh
reducirtes Vieh auf
die Meile
Kreise Moers
1843 1,98 2602
     " "
1861 1,79 3210
der Rheinprovinz
1858 2,7  2366
ganzen Staate
1858 1,74 2057

Vorstehende Übersicht beweist wiederum die hervorragende Stellung unseres Kreises bezüglich des Viehreichthums, namentlich wenn man zugleich an die Beschaffenheit des Viehes denkt, und die Zunahme des Wohlstandes seit 1843.

Von Geflügel werden vornehmlich deutsche Haushühner und Enten, weniger Gänse und Truthühner gehalten. Der Absatz derselben sowie der Eier in diesseitige und auswärtige Städte ist, vielfach durch hausirende Viktualienhändler vermittelt, nicht unbedeutend.

| Die Bienen- und die Seidenzucht fehlen zwar nicht ganz in unserem Kreise, sind aber, namentlich die letztere, von nur geringem Belang.

Indem wir uns zur Forstwirthschaft wenden, theilen wir zunächst den Bestand der Staatswaldungen des hiesigen Kreises mit.

Dieselben gehören zur Oberförsterei Xanten, welche auch in den Kreis Cleve hineingreift, im Ganzen etwa 13000 Morgen und im hiesigen Kreise folgende Grundstücke umfaßt:

Forstdistrikt Größe
Morgen Ruthen
Baerlerhees
1537 23
Littard
524 33
Vluynbusch
620 106
Veenbusch
884 35
Hochbusch
Mönchschall
Niederkamp
Leucht
2888 137
Hett
Beginnendam
120 54
Latzenbusch
222 90
Xantenerhees
1057 16
Balberg
1242 5
Werricherwardt
30 90
Summa
9163 149

Communalwaldungen giebt es nicht; die Gesammtgröße der in viele kleine Complexe zersplitterten Privatwaldungen ist dagegen nicht unbedeutend und dürfte vielleicht 15000 Morgen betragen; genauer ist dieselbe nicht anzugeben, da seit Aufnahme des Katasters viele Umwandlungen von Waldungen in Ackerland stattgefunden haben, der Umfang dieser Veränderungen aber nicht näher bekannt ist.

Der Betrieb der Forstwirthschaft richtet sich mehr auf die Erziehung von Bau- und anderen Nutzhölzern, als auf diejenige von Brennholz, weil fast überall die hier sehr billige Ruhrsteinkohle gebrannt wird. In den Forsten unseres Kreises finden sich sowohl Hoch- als Mittel- und Niederwaldungen; die letzteren liefern hauptsächlich Lohrinde und leichtes Brennholz, und werden im Umtriebe von 15–20 Jahren bewirthschaftet. Hochstämmige Bäume werden von Jahr zu Jahr seltener, indem die Privaten die Eichenbauhölzer wegen ihrer hohen Preise verwerthen, und nachher den Grund und Boden als Ackerland benutzen; doch finden sich sowohl in den Königlichen Forsten, als in einigen Privatwaldungen, namentlich in der Bürgermeisterei Labbeck, noch schöne Eichenbestände. Die Umtriebszeit der Eichenhochwaldungen ist sehr verschieden; sie wechselt zwischen 80–240 Jahren. Unter den Nadelhölzern ist die Kiefer am verbreitetsten, weil sie rasch wächst, einen baldigen Ertrag liefert und sich mit sehr geringem Boden begnügt. Die Umtriebszeit wechselt zwischen 30 und 80 Jahren. Viele Besitzer von jungen Nadelholzbeständen lassen solche frühzeitig lichten und die Seitenäste abnehmen, worin die Ursache des geringen Hohenwuchses und des sehr ästigen Holzes zu finden ist. Außer den genannten Holzarten giebt es in geringerer Menge noch Erlen, Espen, Birken, Weiden, Fichten, Lärchen, Eschen, Ahorne, Ulmen und Weißbuchen.

In den Staatsforsten finden sich etwa 3% Eichen,- 3% Buchen,- 46% Nadelholz-Hochwaldungen, ferner 42% gemischte Laubholzstände, 2% Blößen, endlich 4% Ländereien, Wege und Unland.

Von den Privatwaldungen mangelt eine den ganzen Kreis umfassende ähnliche Übersicht. Bei der Grundsteuerveranlagung hat sich ergeben, daß dieselben in den Bürgermeistereien Marienbaum, Xanten, Vierquartieren, Rheurdt und Schaephuysen etwa 5% Eichenhochwaldungen, 33% gemischte Laubholzbestande, Eichenschälwaldungen eingeschlossen, und 60% Nadelholzhochwaldungen enthalten.

Die zum Abtriebe kommenden Bestände werden in der Regel öffentlich meistbietend verkauft, und zwar theils aufgearbeitet, theils auf dem Stamme. Bei den Licitationen des Jahres 1861 wurden in den Königlichen Waldungen folgende Preise erzielt (siehe Seite 81).|
Sortimente Eichen Buchen Hart
gemischt
Birken,
Erlen,
Weich
gemischt
Nadelholz
Thl. Sgr. Pf. Thl. Sgr. Pf. Thl. Sgr. Pf. Thl. Sgr. Pf. Thl. Sgr. Pf.
Nutzholz, der Kubikfuß
6 11 5 7 2 4 3 2
Rinden, die Klafter
8 16 6
Scheitholz, reines, die Klafter
6 23 5 9 1 4 20 4 3 8 10
Scheitholz, knorriges, die Klafter
2 19 4 4 6 8 3 26 3 2 16 8
Knüppelholz, die Klafter
5 11 6 5 25 4 3 2 4 11 9 2 12 4
Reiserh., Baumh. I., die Klafter
1 28 8 1 20 9 1 14 23 1 2
Reiserh., Baumh. II., die Klafter
24 7 24 20 4 21 2
Reiserh., Schlagh. I., die Klafter
2 5 9 2 17 6 1 29 9 2 1 10
Reiserh., Schlagh. II., die Klafter
1 6 9 1 4 8
Reiserh., Bundwidden
2
Reiserh., Abraum
22 22 6 16 3 15 8
Erdstockholz, die Klafter
1 29 9 1 22 4 2 5 9
Geringe Nutzhölzer, Sparren Stück
12 8
Geringe Nutzhölzer, Recken
6 4
Geringe Nutzhölzer, Lattstangen Schock
3 22 1
Geringe Nutzhölzer, Hopfenst. Schock
1 11 4
Geringe Nutzhölzer, Bohnenst. I. Schock
19 6
Geringe Nutzhölzer, Bohnenst. II. Schock
12 1
| Beschädigungen der Waldungen durch Brand und Insektenfraß sind in den letzten Jahren nur in unbedeutendem Grade vorgekommen; dagegen richteten die Orkane vom 27. Februar und 27. Mai 1860 bedeutenden Schaden an. Neben den eigentlichen Forsten gibt es in der Nähe des Rheinufers sogenannte Weidenheeger, welche in folgender Weise entstanden sind. Das dem Rheinstrom durch Coupirungen, Kribbanlagen etc. abgewonnene Territorium in älteren, verlassenen Betten, imgleichen die bis zur Stromlinie sich erstreckenden Kiesbänke im gegenwärtigen Bette werden, wenn sich in oder auf letzteren nicht durch Anschwimmen von Saamen Werftweiden von selbst einfinden, künstlich mit denselben in Bestand gebracht. Der Zweck der Anpflanzung geht zunächst dahin, den Flächen schon jetzt eine Rente abzugewinnen, dann aber möglichst| große Quantitäten des Rheinwasserschlicks abzufangen, damit durch Ablagerung desselben die tief liegenden Grundstücke allmählich erhöht und später zu Viehweiden verwendbar werden. Die Weidenheeger des Kreises Moers gehören theils Privaten, theils dem Fiskus, und stehen die letzteren unter der Verwaltung der Oberförsterei der Rheinwarden zu Rees. Dieselben umfassen in unserm Kreise folgende Distrikte:
Distrikt
 
  Größe
Morgen      Ruthen
 Werthauser  Ward 1 50
 Haaler  " 19
 Gottlieber  " 1 145
 Werricher  " 524 121
Papen- und Kröpels- " 99 40
635 176

Von dieser Fläche sind aber nur noch 230 Morgen mit Weiden bestanden, der übrige Theil ist bereits Viehweide. Die Größe der Privatweidenheeger läßt sich nicht genau angeben; auf der Gottlieber Ward liegen etwa 90 Morgen, zwischen Lüttingen und Vynnen 40 Morgen, außerdem an der Mündung des alten Rheines bei Xanten ein Complex von ebenfalls nicht bedeutendem Umfange.

Die Weidenheeger werden in einjährigem und dreijährigem Umtriebe bewirthschaftet; in ersterem werden Korbweiden, in letzterem Reifstöcke für Faßbinder gezogen. Ist das Holz im dreijährigen Alter nicht von guter Beschaffenheit, so werden Faschinen für die Wasserbauverwaltung aus demselben gebunden. Im Durchschnitt werden pro Morgen im einjährigen Umtriebe 50, im dreijährigen 150 Cubikfuß gewonnen. Die Holzpreise, welche hauptsächlich von der Zähigkeit und Biegsamkeit der Weiden abhängen, sind sehr verschieden. Ein Schock Bunde Korbweiden zu 20 Cubikfuß ist in einzelnen Fällen mit 10 Thlrn. bezahlt, aber auch schon für 2 Thlr. erstanden worden. Im Durchschnitt kostet der Cubikfuß 10 Sgr. Die Korbweiden werden meist von Inländern gekauft, namentlich von denjenigen Korbmachern, welche ausschließlich für Fabriken engagirt sind; ganz feine Korbweiden gehen unverarbeitet viel nach England. Reifstöcke sind in einzelnen Fällen das Schock mit 20 Sgr. bezahlt worden, indeß der durchschnittliche Preis 7 Sgr.| nicht übersteigt. Der Cubikfuß kostet hiernach 8 Sgr. Das bessere Reifstockmaterial wird von inländischen Faßbindern vollständig ausgearbeitet wieder zum Verkauf gebracht und namentlich von Holländern zum Export nach Ostindien aufgekauft. Die Anpflanzung von Weidenheegern kostet, das Material eingerechnet, 16–18 Thlr. pro Morgen.

Von Feuer und Insekten haben die Heeger nichts zu leiden, destomehr aber von Eis. So wurde durch den Eisgang des Jahres 1861 die Hälfte des sämmtlichen zweijährigen Holzes total zerbrochen und unter Schlamm gesetzt.

Der Zustand der Jagden unseres Kreises könnte besser sein, wenn nicht die Jagdbezirke zu klein wären und die Wohnungen zu zerstreut lägen, wodurch die Wilddieberei und insbesondere das Fangen des Wildes in Schlingen außerordentlich erleichtert wird. Es gibt daher nur in einigen Königlichen Waldungen etliche wenige Rehe, wogegen Hasen, Kaninchen und Rebhühner häufiger sind. Außerdem finden sich Wachteln, Holz- und Wasserschnepfen, Enten, kleine Brachhühner, Krametsvögel, ferner Füchse, Iltisse, Stein- und Baummarder. – Wegen der geringen Zahl größerer Güter gibt es im Kreise, die Staatsforsten abgerechnet, nur 34 Privatjagden im Umfange von etwa 16000 Morgen, dagegen 133 gemeinschaftliche Jagdbezirke, welche etwa 180000 Morgen umfassen und einen Pachtertrag von 5653 Thalern liefern. Im Durchschnitt hat demnach jeder gemeinschaftliche Jagdbezirk eine Größe von circa 1350 Morgen, und jeder Morgen bringt durchschnittlich beinahe einen Silbergroschen auf. Im einzelnen betrachtet sind die Pachterträge sehr verschieden; am höchsten sind sie im südlichsten Theile des Kreises wegen der Nähe der Städte Duisburg, Uerdingen und Crefeld: in Friemersheim z. B. beträgt der Pachtpreis 2 Sgr. 10 Pfg. pro Morgen. Die gemeinschaftlichen Jagdbezirke sind in der Mehrzahl öffentlich, und nur einige wenige unter der Hand verpachtet. Am besten mit kleinem Wild bestanden sind die Bezirke in der Rheinniederung. Die Zahl der Jäger hat sich seit 1848 bedeutend vermehrt und scheint sich noch fortwährend zu steigern. In den Jahren

1859 wurden 547
1860      " 561
1861      " 578

entgeltliche, sowie7–8 unentgeltliche Jagdscheine, letztere für Königliche Forstbeamte, ausgefertigt.

Die Fischerei auf den Binnengewässern des Kreises ist von keinem Belang, zumal viele derselben in trockenen Jahren, wie z. B. 1858 fast gänzlich versiegen. Die Rheinfischerei, welche vom Fiskus verpachtet ist, liefert dagegen Salme, Hechte, Aale, Schleien, Barsche, Maifische etc. Die letzteren werden im Frühjahr, wenn sie um zu laichen aus der See rheinaufwärts ziehen, in großen Mengen gefangen, haben aber nur geringen Werth. Die Salme sind bei weitem nicht mehr so häufig, als früher; hier gefangen sind sie besonders schmackhaft weil nicht so fett, wie weiter unterhalb, und doch nicht abgemagert, wie oberhalb.


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Errata

  1. Statt este lies feste. Siehe Seite 156.
  2. Die Klammern sind zu streichen. Siehe Seite 156.
  3. Die Klammern sind zu streichen. Siehe Seite 156.