Sponsel Grünes Gewölbe Band 4/Tafel 16
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[72] Auf dem ungewöhnlich großen Körper die zehn Gestalten der klugen und törichten Jungfrauen, meist völlig nackt; die Lampen liegen teils am Boden, teils werden sie gehalten und geprüft. Eine trägt einen gefüllten Sack auf der Schulter, eine hält eine offne, mit Geldstücken gefüllte Truhe, eine dritte einen gefüllten Beutel. – Die Köpfe der groß und schwer geformten Frauen tragen meist eine Frisur, die den Zopf diademartig auf dem Scheitel zusammenschlingt. II. 399.
Die Fassung, Silber, z. T. vergoldet, zeigt über vier Löwenfüßen getriebene Seeungeheuer auf dem Wulst des Sockels. Der Deckel trägt vier sitzende Putten mit Gefäßen, darüber, auf einem Blattkelch sitzend, der jugendliche Johannes, den Stab und die Muschel, als Taufschale, in den Händen. Der weitausladende Henkel zeigt eine geflügelte Frauengestalt, über dem Druckknauf die Halbfigur eines Putto.
Aus der Fassung am Rande des unteren Wulstes, die Augsburger Beschau und die Marke = Andreas Wickert (R3 540). Von den drei bei Werner, Augsburger Goldschmiede, S. 70, genannten Meistern dieses Namens kommt am ehesten der II, gest. 1675, hier in Frage.
Eine ähnliche Darstellung der Geschichte der klugen und der törichten Jungfrauen in München (Berliner a. a. O. 194, R 3604, Tafel 113, S. 55). Die Arbeit dürfte also fränkisch, zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts, mit flämischem Einschlag sein.