Sponsel Grünes Gewölbe Band 3/Tafel 4
← Tafel 3 | Das Grüne Gewölbe: eine Auswahl von Meisterwerken in vier Bänden. Band 3 (1929) von Jean Louis Sponsel Tafel 4 |
Tafel 5 → |
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext. |
EIN WAPPENANHÄNGER. EIN GESELLSCHAFTSSTÜCK.
ALLE VERZIERT MIT EMAIL UND JUWELEN AUS DEN
JAHRZEHNTEN VOR UND NACH 1600
[174] 1. Obere Reihe, links: Anhänger mit einer Caritas vor einer aus goldenen meist C-förmigen Ranken mit emailliertem Roll- und Blattwerk gebildeten Scheibe. Stellenweise treten die Ranken aus der Fläche vor und sind dann von anderen durchdrungen. Der Oberkörper und die Füße der Caritas sowie die Kinder sind weiß emailliert, das Gewand teils tiefblau, teils ohne Email. Anfang 17. Jhdts. Hieronymus Kramer oder Gabriel Gipfel. Dieser, aus Nürnberg, wurde Bürger in Dresden 1582, war Ratsherr von 1609 bis 1616 und starb 1617. (VI. 21.)
2. Obere Reihe, rechts: Anhänger, Friede und Gerechtigkeit; zwei stehende Frauen in antiker farbig emaillierter Gewandung, sich umarmend, in den freien Händen Palme und Schwert, auf einer blumigen Wiese unter einem offenen, rot emaillierten Baldachin und in einem doppelten, ovalen, durch einen Rautenkranz verbundenen Rahmen, der mit drei Diamantrosen und unten einem großen Tafelstein in Kastenfassung besetzt ist. Im Rahmen vorn in Email die Inschrift aus Psalm 133: „Ecce quam Bonum, Et quam Jucundum Habitare fratres In Vnum“, und auf der emaillierten Rückseite die deutsche Fassung: „Sihe Wie fein Vnd Lieblich ist’s, Das Brüder Eintrechtig Bei Einander wonen“. Der Rahmen hängt mit drei Kettchen an einem emaillierten Glied mit Diamant. „Gesellschaft“ der drei Söhne von Kurfürst Christian I., von deren Vormund, Herzog Friedrich Wilhelm von S.-Weimar, 1594 gestiftet. (VIII. 28.)
3. Mitte: Anhänger, das kursächsische Wappen aus Gold und Email, reich mit Brillanttafelsteinen, einem Dickstein, Rubinen und Smaragden besetzt. In der Mitte ein mit Diamanten ausgefaßter Rundschild mit dem sächsischen Herzogswappen. Die übrigen Teile des Wappens sind teils in Relieffiguren, teils in emaillierten Ranken dekorativ um die Mitte gruppiert. Darüber drei Wappenhelme, über dem mittelsten die Kurschwerter. Deutsch. Anfang 17. Jhdt. (VIII. 271.)
4. Untere Reihe, links: Anhänger, der Riese Goliath zwischen David und einem vor seinem Pferd stehenden Krieger, auf einer vorn mit Rubinen und Brillanten ausgefaßten, zum Teil emaillierten, mit großem Rubin geschmückten Konsole, vor einer mit emaillierten Ranken umgebenen offenen flachen Nische mit barocker Umrankung. Der gepanzerte Goliath ist mit Brillanttafelsteinen und Diamantrauten ausgefaßt. Er hält einen Schild mit großem Rubintafelstein und eine Lanze. David links hat Panzer in tiefblauem, der Krieger rechts in hellblauem Email. Die Rückseite ist mit Blumenranken emailliert. Deutsch. Ende 16. Jhdts. (VIII. 294.) – (Im Mai 1606 kaufte Kf. Christian II. von dem Juwelier Georg Beierla zu Augsburg ein Kleinod um 15 000 Th. – H. St. A. Fach 7340 Wochenzettel 1605-07 Bl. 607 und Fach 7317 Kammersachen 1606 I. Bl. 515.)
5. Untere Reihe, rechts: Der Glaube; stehende, weibliche Figur in antiker Gewandung mit hohem, mit Diamantrosen ausgefaßten Kreuz in der erhobenen Rechten, und mit einem durch Rubin ausgefüllten Kelch vor einer von emaillierten Ornamenten umrankten Nische. Auf einer mit Rubinen und Diamanten geschmückten silbervergoldeten Platte, in deren Mitte ein Spitzstein mit facettierten Seiten, darauf hinter ihr ein weißemailliertes Einhorn (Christus). Beide Gestalten sind mit Brillanten und Rubinen besetzt. Die Körperteile der weiblichen Figur sind weiß emailliert und das goldene Gewand ist teilweise blau und grün emailliert. Rechts auf der Platte eine Urne aus einer barock gebildeten Perle. – Ein Anhänger, der Glaube, wurde 1582 von Kaiser Rudolf II. (wohl zur Hochzeit des Kurprinzen Christian) für den sächsischen Hof von dem Goldschmied Hans Reiß(n)er zu Augsburg für 1100 Gulden gekauft. Doch bleibt es fraglich, ob dieses Stück es gewesen ist. Dieser Meister ist aber wohl der gleiche, wie der Goldschmied Johann Reser, von dem Kf. August zu Augsburg 1583 ein Halsband mit anhangendem Kleinod für 2000 fl. kaufte, um es dem Herzog Friedrich Wilhelm von S.-Weimar zu seiner Hochzeit mit Sophie von Württemberg zu verehren. (H. St. A. Fach 8514 Schreiben etc. Bl. 490 und Kop. 484 Bl. 285 ff.) – Deutsch. Ende 16. Jhdts. (VIII. 285.)