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Sponsel Grünes Gewölbe Band 3/Tafel 3

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Tafel 2 Das Grüne Gewölbe: eine Auswahl von Meisterwerken in vier Bänden. Band 3 (1929) von Jean Louis Sponsel
Tafel 3
Tafel 4
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TAFEL 3
RÜCKSEITEN DER GOLDENEN ANHÄNGER, VERZIERT
MIT EMAIL. EIN HALSÜHRCHEN DER RENAISSANCE.
EIN GOTISCHER FINGERRING. EIN OVALER ANHÄNGER
DES 17. JAHRHUNDERTS MIT HINTERGLASMALEREI
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[Ξ] 1. Obere Reihe, links:Rückseite des Anhängers auf Tafel 1,3. Flache, goldene am Rand abgerundete Platte. Emailliert in stumpfen Farben mit einem Maureskenmuster in „zwei Züglein“, die die ganze Fläche ausfüllen, indem das maigrün mit blauen Spitzen emaillierte Mittelfeld von breitem, verschlungenen weißen Bandwerk umgeben ist, das sich in das schmale Schwanzstück fortsetzt. Dazwischen ist der ausgestochene Grund mit schwarzem Email ausgefüllt und davon hebt sich die stehen gelassene goldene Musterung der dünnen mit Blättern verbundenen Linien glänzend ab. Die nicht von der Platte bedeckten bewegten Teile des Randes sind blau und weiß emailliert. – Das Email ist nahe verwandt der emaillierten Goldfassung der von König Karl IX. von Frankreich dem Erzherzog Ferdinand von Tirol 1570 geschenkten Onyxkanne in Wien.

[170] 2. Obere Reihe, Mitte: Rückseite des Anhängers auf Tafel 4,4. Deren Emaillierung einzelner Teile ist so gewählt, daß die Goldfarbe vorherrscht, indem an der Architektur zumeist sich goldene Ornamente aus schwarz emailliertem Grund abheben oder indem in die Querplatte dünne Ranken eingestochen und mit meist durchsichtigem Email ausgefüllt sind. An den den Aufbau umgebenden Ranken kommen noch Blau und Rot hinzu. Das Pferd ist weiß emailliert, der Harnisch von Goliath grün, der von David blau.


3. Obere Reihe, rechts: Rückseite des Anhängers auf Tafel 1,2. Flache, goldene, am Rand abgerundete Platte, emailliert in durchsichtigen Farben mit einem Groteskenmuster aus rubinrotem und dunkelblauem Bandwerk und Schleifen, in das in der Mitte oben eine weibliche Herme, in die Ecke unten zwei menschliche Halbfiguren mit Flügeln und Fischschwänzen, in der Mitte unten eine Löwenmaske und an den Seiten zwei Rehe eingeordnet sind. Das Email über den menschlichen Leibern ist glashell, das der Tierleiber hellbraun. Andere Farben sind noch dazwischen verwendet bei den grünen Blättern, den Gehängen, den Lampen und deren Rauch in Händen der beiden Halbfiguren. – Die Rückseite der um die Mitte des 19. Jhdts. aus vorher polnischem Besitz in Paris befindlichen Wiederholung des Anhängers ist mit einer emaillierten Maureske verziert, die der Rückseite in Nr. 1 nahesteht. Vgl. die Beschreibung der Vorderseite auf Tafel 1,2.


4 u. 5. Mittlere Reihe links und rechts: Anhänger mit Hinterglasmalerei auf zwei ovalen Glasplatten in silbervergoldeter Kapsel, die von gekörnter Drahtarbeit umfaßt ist. Vorn, in konzentrischem, durch Stege und Ringe verbundenen goldfarbenen Bandwerkrahmen, dessen grünrote Füllungen mit goldnen Laubranken ausgefüllt sind, das Brustbildnis eines jungen Mannes in blonden Locken mit schwarzer Kappe, mit schmaler Krempe und in schwarzem faltigen Mantel. Um den Rahmen die Inschrift in lateinischen Versalien „Sanctus Seigneur François de Ponbriant 1519“. Hinten auf der mit einem Opfer Isaaks hintermalten Glasplatte die Umschrift „Sacrificati proprio filiam Isaac Abramo“ (!). – Diese Miniatur ist eine gegenseitige Kopie nach dem Gemälde Rembrandts von 1635 in Petersburg. Ob das Bildnis früher als jene Kopie entstanden ist, scheint fraglich. Die Kapsel stammt jedenfalls aus dem 17. Jhdt. Erworben 1886. (VIII. 383.)


6. Mittlere Reihe, Mitte: Ovale Anhängeruhr mit Deckel aus Bergkristall in emaillierter, am Rand durchbrochener goldener Fassung. Am Henkel zwei emaillierte, liegende Putti zwischen Dicksteinen. An den Seiten noch zwei solche und unten eine Perle. Beide Werkseiten mit ausgestochenen Ornamenten durchsichtig emailliert. Deutsche Arbeit. Zweite Hälfte 16. Jhdts. (VI. 7c.)


7. Untere Reihe, links: Rückseite des Anhängers auf Tafel 2,4. Dessen Ranke ist hinten mit denselben Farben emailliert wie vorn. Die Tafel unten hat an den Ecken zwei roh aufgesetzte Nieten, durch welche die den beiden Frauen vorn als Sitz dienende unverzierte Goldplatte befestigt ist. Aus tiefblau durchsichtig emailliertem Grund leuchten darauf in Gold die Worte: Prudens et Simplex.


8. Untere Reihe, rechts: Rückseite des Anhängers auf Tafel 2, Mitte. Die Figur der Sirene ist mit meist durchsichtigem Email überdeckt, daraus leuchten in Gold die Umrisse heraus und das Haar und bei den beiden Fischschwänzen die Schuppen, während deren Umrisse schwarz emailliert sind. Diese Fischleiber haben noch durchbrochene Überzüge in dunkelblau durchsichtigem Email mit in Gold unverdeckten Umrissen und Innenranken. Während Hals und Schultern der Sirene weiß emailliert sind und der Rücken mit schwarz umrandeten weiß emaillierten Schuppen bedeckt ist, ist das aufgeschraubte Flügelpaar, wie auf der Vorderseite in den Federn, mit grün, rot und dunkelblau durchsichtigem Email bedeckt, darin übereinstimmend mit den Flügeln der Sirenen an dem Mailänder Rundspiegel von Tafel 16. An dem Zwischenglied ist der Amor weiß emailliert, die Ranken unter ihm durchsichtig dunkelblau. Die Rückseite des Kastens unter den Fischschwänzen ist mit weißem Email überdeckt, aus dem kleine quadratische Goldrosetten herausleuchten.


9. Unten Mitte: Schwerer goldener Ring mit breiter, nach Innen verjüngter Schiene, die in gotischen Wellen gerippt ist und obenauf einen Aureus des römischen Kaisers Severus in runder durch die Rippen der Schiene im Umriß bewegter Rahmung à jour umfaßt. – Der Ring wurde auf Bönitzer Flur zwischen Mühlberg und Liebenwerda gefunden und von dem Besitzer des Fundorts in Bönitz 1890 an das Grüne Gewölbe für 650 Mark verkauft. (VIII. 386.)