Siegwart, als Mönch, im Klostergarten
Hier, wo diese melanchol’sche Quelle
Sanft mir, wie ein Schauder Gottes, rauscht,
Hier sitz’ ich, der eine kleine Zelle
Für die Erdefreuden eingetauscht.
Wollte gern betäuben die Natur;
Wollte meinen Jammer gern verweinen,
Und verwein’ ihn mit dem Leben nur.
Jetzt, da über dem beschornen Haupte
Hecken, die der Frühling neu belaubte,
Leis’ ein kühler Abendwind umweht:
Bluten wieder alle meine Wunden,
Denk’ ich mein auf stets verlornes Glück,
Ach, sie kehren nimmermehr zurück!
Als ich unsers Thomas Hause nah,
Ihr ein Würmchen auf den Strohhut legte,
Doch, Gedanke, soll ich dich verbannen
Weg von diesem härnen Büsserkleid?
Nein, durchs Engelbild von Mariannen
Würde selbst kein Heiliger entweiht.
Theilet sich, sie kömmt, sie kömmt hervor:
Ja sie ists! verdunkelnd Mond und Sterne,
Wallt ihr helles Silberkleid empor.
Ueberschleyert, von der Gottheit Strahle
Roth die Wange, selbst die Wundenmahle
Meines Stifters blühen röther nicht.
Engel Gottes, und o auch der meine,
Sieh, dein armer Siegwart schmachtet hier,
Unter allen Heiligen nur dir!
Die so schwer von dir erkämpfet ward,
Also strahlt auch die an Gottes Throne,
Liebreich, segnend blickst du auf mich nieder,
Ladest mich aufs trunkne Wiedersehn.
Freust dich schon auf meine hohen Lieder,
Wenn wir an des Lammes Seite stehn.
Her dein Antlitz, Bruder, Mensch und Gott!
Sieh, ich falte dir die welken Hände,
Meine ganze Seele lechzt nach Tod.