Semele
Juno. Zevs.
Semele. Prinzessin zu Thebe. Merkur.
Hinweg den geflügelten Wagen
Pfauen Junos! Erwartet mich
Auf Zythärons wolkichtem Gipfel!
Ha! sey gegrüßt Haus meines grauen Zornes!
Verhaßtes Pflaster! – Hier also die Stätte,
Wo wider meinen Torus Jupiter
Im Angesicht des keuschen Tages frevelt?
Hier – wo ein Weib, ein sterblich schwaches Weib
Den Donnerer aus meinem Arm zu schmeicheln,
An ihren Lippen ihn gefangen hält? –
Juno! Juno! traurig
Stehst du, tief verachtet
Zevs liebt dich nicht mehr!
Götterbrod und Nektarpunsch
Ueberflügeln meinen Wunsch,
Reichlich dampfen mir Altäre –
Was ist, ohne Liebe, Ehre?
Was Zytherens Gürtel ohne sie?
Weh mir! meinen Stolz zu beugen,
Mußt’ schon Venus aus dem Schaume steigen –
Weh mir! meinen Gram zu mehren,
Mußt Hermione gebähren
Und dahin auf ewig meine Ruh! – –
Nein, im Staube will ich nicht mehr trauern,
Bin ich nicht Fürstin der Götter?
Nicht Schwester des Donnerers?
Nicht des Flammenschleuderers Frau?
Aechzen nicht die Axen des Himmels
Ha! ich fühle mich! – Kronos Blut in den unsterblichen Adern!
Königlich schwillt mein göttliches Herz! – Rache! – Rache!
Soll sie mich ungestraft schmähen?
Ungestraft mit des Donnrers Umarmungen pralen,
Ha! der Würmerfraß! – Auf ein lakirtes Gesichtgen
Aufgebläht, wagt’s – das Ding von gestern und heute
Wagt’s um den Rang zu buhlen mit Göttern?
Staub will mit Aether wetteifern? – Stolze! Vergessene!
Oder frohlockt nicht Verwesung schon
Durch die Larve der welkenden Pracht? –
Stirb! Lern am stygischen Strom von Unsterblichkeit Staub
Unterscheiden! – Deine Riesenrüstung mag dich erdrücken, dich
Rachegepanzert
Schmeichelnde Reden
Tod und Verderben lauren darinn.
Horch
Ihre Tritte!
Sie naht!
Verhülle dich Gottheit in sterblich Gewand!
Tief ist der Sturz
Von Göttern in Würmer der Sturz!
Doch! Doch!
Was darf die Rache nicht?
(In die Scene.) Die Sonne neigt sich schon – Auf Zofen, eilt!
Durchbalsamet den Saal mit Weihrauchdüften,
Streut Rosen und Narcissen rings umher,
(vor sich.) Er kommt noch nicht – die Sonne neigt sich schon –
(in die Scene.) Und haltet köstliche Früchte
Bereit. –
Gelobet seyen die Götter! Meine Tochter!
Sollt ihre alte Amme Semele
Vergessen haben?
Beroe! beym Zevs.
Ich bins!
Laß an mein Herz dich drücken – deine Tochter –
Zu mir? Wie lebst du? Du bist doch noch immer
Meine Mutter?
Mutter?
Eh nanntest du mich so.
Du bist es noch,
Wirst’s bleiben, bis von Lethes Taumeltrank
Bald wird wohl Beroe
Vergessenheit aus Lethes Kelche trinken,
Die Tochter Kadmus trinkt vom Lethe nicht.
Wie das? den doch mein Eltervater Agenor
Gekostet hat? –
Wird Semele nicht kosten.
Nie deine Rede, nie geheimnißvoll,
Der Geist der grauen Haare spricht aus dir –
Ich werde, sagst du, Lethes Trank nicht kosten?
So sagt’ ich, ja! was spottest du
Noch keinen Gott bestriket wie die blonden –
Verzeih der Unbesonnenen[1] – wie wollt’ ich
Der grauen Haare spotten, werden wohl
Die meinen ewig blond vom Nacken fliesen? –
Du murmeltest? – Ein Gott? –
Sagt’ ich, ein Gott?
Nun ja, die Götter wohnen überall:
Sie anzuflehn, steht schwachen Menschen schön.
Die Götter sind wo du bist – Semele!
Wie? meine Beroe?
So fremd? warum diß Herz vor mir verschlossen,
Das einst so froh in mein Herz überwallte?
Das wolltest du nicht sagen? –
Wollt’ ich mehr
Die Götter sind wo du bist – konnt’ ich mehr noch sagen?
Boshaftes Herz! – doch sprich was führte dich
Den weiten Weg von Epidaurum her,
Das doch wohl nicht, daß gern die Götter wohnen
Um Semele?
Beim Jupiter nur das!
Als ich das Jupiter aussprach? – nichts anders
Als jenes, meine Tochter – schröklich rast
Die Pest zu Epidaurum, tödtend Gift
Ist jeder Hauch, und jeder Athem würget,
Der Bräutigam, die feuerflammenden
Holzstöße machen Tag aus Mitternacht,
Und Klagen heulen rastlos in die Luft,
Unüberschwänglich ist das Weh! – entrüstet
Vergebens strömt ihm Opferblut, vergebens
Zermartert am Altare seine Knie
Der Priester, unserm Flehen ist sein Ohr verriegelt –
Drum sandt’ zu Kadmus groser Königstochter mich
Von ihr erbitten könnte seinen Grimm
Von uns zu wenden – Beroe die Amme
Gilt viel, gedachten sie, bey Semelen – bey Zevs
Gilt Semele so viel – mehr weiß ich nicht,
Bedeuten: Semele vermag bey Zevs so viel.
Die Pest wird morgen weichen – sags dem Volk,
Zevs liebt mich! sags! heut muß die Pest noch weichen!
Ha! ist es wahr? was tausendzüngiges Gerücht
Zevs liebt dich? Zevs grüßt dich in aller Pracht,
Worinn des Himmels Bürger ihn bestaunen,
Wenn in Saturnia’s Umarmungen er sinkt? –
Laßt Götter! laßt die grauen Haare nun
In seiner Götterpracht steigt Kronos groser Sohn
Zu ihr, zu ihr, die einst an dieser Brust
Getrunken hat – zu ihr –
O Beroe! er kam.
Ein schöner Jüngling reizender als keiner
Als Hesperus, wenn er balsamisch haucht,
In Aetherflut die Glieder eingetaucht,
Die Haare seidenweich und säuselnd aufgehoben,
Den Schwanenhals in Lockennacht verschoben,
Elysium sein Blik, sein schimmernd Angesicht
Mit Rosenroth purpurisch durchgewoben,
Voll Ernst sein Gang, und majestätisch, wie
Hyperions, wenn Köcher, Pfeil und Bogen
Vom Ozean sich heben Silberwoogen
Auf Mayenlüften hintennach geflogen
Sein Lichtgewand, die Stimme Melodie,
Ein Ohrenmahl wie Sphärenharmonie!
Entzükender als Orpheus Saiten schallen –
Ein Zauberbild wie noch vor keinem Auge schwam,
Das Statuen belebt, und Lebende versteinert,
Diß, tausendfach erhöht, und tausendfach verfeinert,
Ha! meine Tochter! – die Begeisterung
Erhebt dein Herz zum helikonschen Schwung!
Wie muß das Hören seyn! wie himmelvoll das Bliken!
Wenn schon die sterbende Erinnerung
Wie aber? warum schweigst du mir
Das kostbarste? Chronions höchste Zier,
Die Majestät auf rothen Donnerkeulen
Die durch zerrissene Wolken eilen,
Mag auch Prometheus und Deukalion
Verliehen haben – Donner wirft nur Zevs!
Die Donner die zu deinen Füßen
Er niederwarf, die Donner sind es nur
Wie, was sagst du? hier ist von keinen Donnern
Die Rede. –
Semele! auch Scherzen steht dir schön!
So himmlisch, wie mein Jupiter, war noch
Kein Sohn Deukalions – von Donnern weiß ich nichts!
Nein Beroe! beim Zevs!
Du schwörst?
Beim Zevs! Bei meinem Zevs!
Du schwörst?
Wie wird dir? – Keine Spur von Donnern!
Keine Spur
Unglückliche?
Wahrhaftig, kein Gedanke!
Entsezlich! was nicht ein Gedanke?
Beroe!
Auf Tellus ganzem großem Rund dich macht! –
Nicht eine Spur von Donnern, kein Gedanke?
Ihr Götter! kann ich anders sagen?
Ha!
Vernahmt ihrs auch ihr der Olympus Mächte!
Du Trillingsstirn der Gräber Pilgerin!
Ihr des Neptunus Schrecken! Ihr des Orkus Nächte!
Vernahmt ihrs auch? – Sie kann nichts anders sagen –
Verlohrene! das war nicht Zevs!
Nicht Zevs
Ein lockerer Geselle
Aus Attika, der unter Gottes Larve
Die Ehre, Schaam und Unschuld wegbetrog! –
Ja stürz nur hin! Steh ewig niemals auf!
Laß ew’ge Nacht dein Licht verschlingen, laß
Bleib ewig hier ein Felsenzaken kleben! –
O Schande! Schande! die den keuschen Tag
Zurük in Hekates Umarmung schleudert!
So Götter! Götter! so muß Beroe
Die Tochter Kadmus wiedersehn! – Frohlockend
Zog ich von Epidaurum her, mit Schaam
Muß ich zurük nach Epidaurum kehren! –
Verzweiflung bring ich mit! O Jammer! O mein Volk!
Fortwüten, mag mit aufgebäumten Leichen
Den Oeta übergipfeln, mag
Ganz Griechenland in ein Gebeinhaus wandeln,
Eh Semele den Grimm der Götter beugt.
O meine Beroe!
Ermuntre dich mein Herz!
Vielleicht ists Zevs! Wahrscheinlich doch wohl nicht!
Vielleicht ists dennoch Zevs! Izt müssen wir’s erfahren!
Izt muß er sich enthüllen oder du,
Der ganzen Todesrache Thebens Preiß. –
Schau, theure Tochter auf – schau deiner Beroe
Ins Angesicht, das sympathetisch dir
Sich öffnet – wollen wir ihn nicht
Nein bei den Göttern!
Ich würd ihn dann nicht finden –
Würdest du
Wohl minder elend seyn, wenn du in bangen Zweifeln
Fortschmachtetest – und wenn ers dennoch wäre?
Ach! Er ists nicht!
Und sich in allem Glanz
Verdunkelte, er je ein endlich Aug
Verblendete, vor dessen scharfem Schauen
(Dir ist es Abenddämmerung)
Die Sonnen schwarz vorüber schwanden,
Dir sichtbar stellte? – Semele! wie nun?
Dann sollte dichs gereuen ihn versucht
Zu haben?
Ha! Enthüllen muß er sich!
Eh darf er nicht in deine Arme sinken –
Was dir die redliche getreue Amme räth,
Was Liebe mir izt eben zugelispelt,
Vollbringen Liebe wird – sprich, wird er bald erscheinen?
Eh noch Hyperion in Thetis Bette steigt,
Wirklich? Ha?
Versprach er? heut schon wieder? (faßt sich.) Laß ihn kommen
Und wenn er eben Liebestrunken nun
Die Arme auseinander schlingt nach dir,
So trittst du – Merk dirs – wie vom Bliz
Nicht lange lässest du mein Kind ihn stuzen,
Du fährst so fort, mit frostgen Minen die
Die Seele morden, (liebenden Megären!)
Ihn wegzustoßen – wilder, feuriger
Ist nur ein Damm der einen Regenstrom
Zurükepreßt, und ungestümer prallen
Die Fluten an – Izt hebst du an zu weinen –
Giganten mocht er stehn, mocht ruhig niederschaun
Den Oßa und Olymp nach seinem Erbthron jagte –
Die Thränen einer Schönen fällen Zevs –
Du lächelst? – Gelt? die Schülerin
Ist weiser hier als ihre Meisterin? –
Unschuld’ge Bitte zu gewähren, die
Dir seine Lieb und Gottheit siegeln sollte –
Er schwörts beym Styx! – Der Styx hat ihn gebannt!
Entschlüpfen darf er nimmermehr! Du sprichst:
In aller Kraft, worinn dich Kronos Tochter
Umarmt, du zu der Tochter Kadmus steigest!“
Laß dichs nicht schröken, Semele, wenn er
Die Grauen seiner Gegenwart, die Feuer
Den Kommenden umknallen, zu Popanzen
Aufstellen wird, den Wunsch dir zu entleiden,
Das sind nur leere Schreken Semele,
Die Götter thun mit dieser herrlichsten
Beharre du nur starr auf deiner ersten Bitte,
Und Juno selbst wird neidisch auf dich schielen.
Die Häßliche mit ihren Ochsenaugen!
Er hat mirs oft im Augenblik der Liebe
Ihn martere –
Ha! Wurm! den Tod für diesen Hohn!
Wie meine Beroe? – Was hast du da gemurmelt?
Nichts – meine Semele. Die schwarze Galle quält
Auch mich – Ein scharfer strafender Blik
Und Ochsenaugen sind so wüste Augen nicht.
O pfui doch! Beroe! die garstigsten
Die je in einem Kopfe steken können! –
Und noch dazu die Wangen gelb und grün,
Mich jammert Zevs, daß ihn die Keiferin
Mit ihrer ekelhaften Liebe keine Nacht
Verschont und ihren eifersücht’gen Grillen,
Das muß Ixions Rad im Himmel seyn.
Wie Beroe? so bitter?
Hab ich wohl mehr gesagt, als wahr ist, mehr
Als klug ist? –
Mehr hast du gesagt
Als wahr ist, mehr als klug ist junges Weib!
Preiß dich beglükt, wenn deine blauen Augen
Saturnia hat auch Altär’ und Tempel,
Und wandelt unter Sterblichen – die Göttinn
Rächt nichts so sehr als höhnisch Nasenrümpfen.
Sie wandle hier, und sey des Hohnes Zeugin!
Mir jedes Haar, was kann mir Juno laiden? –
Doch laß uns davon schweigen Beroe,
Zevs muß mir heute noch in seiner Pracht erscheinen,
Und wenn Saturnia darob den Pfad
Diesen Pfad
Wird eine andre wohl noch vor ihr finden,
Wenn je ein Bliz Chronions trift! – (zu Semele.)
Ja Semele, sie mag vor Neid zerbersten
Wenn Kadmus Tochter, Griechenland zur Schau
Meinst du?
Man werd’ in Griechenland von Kadmus Tochter hören?
Ha! ob man auch von Sidon bis Athen
Von einem andern höret: Semele!
Götter, Götter, werden sich vom Himmel neigen,
Sterbliche in demuthsvollem Schweigen
Vor des Riesentöders Braut sich beugen
Und in zitternder Entfernung – –
Beroe!
Ewigkeiten – grauen Welten
Hier verehrt’ man Semele!
Semele der Frauen Schönste,
Die den Donnerschleuderer
Vom Olymp zu ihren Küssen
Und auf Famas tausendfach rauschenden Flügeln
Wirds von Meeren schallen, und brausen von Hügeln –
Pythia! Apollo! – Wenn er doch
Nur erschiene!
Und auf dampfenden Altären
Und erhören will ich sie!
Seinen Grimm mit Bitten söhnen,
Löschen seinen Bliz in Thränen!
Glüklich glüklich machen will ich sie!
Bald zerschmilzt – – – doch – garstig mich zu heißen! –
Nein! Das Mitleid in den Tartarus! (zu Semele.)
Flieh nur! Flieh nur meine Liebe,
Daß dich Zevs nicht merke, laß ihn lang
Nach dir schmachte –
Beroe! der Himmel
Hat erkohren dich zu seiner Stimme!
Ich Glüksel’ge! vom Olympus neigen
Werden sich die Götter, vor mir niederknien
Laß nur – laß – ich muß von hinnen fliehn!
Schwaches! stolzes! leichtbetrognes Weib!
Fressendes Feuer seine schmachtenden Blicke,
Seine Küsse Zermalmung, Gewittersturm
Mögen nicht ertragen die Gegenwart
Deß der die Donner wirft! – Ha! (in rasender Entzükung.)
Wenn nun ihr wächserner sterblicher Leib
Unter des Feuertriefenden Armen
Flokigter Schnee, – der Meineidige
Statt der sanften, weicharmigten Braut,
Seine eig’nen Schrecken umhalßt – wie frohlokend dann
Will ich herüber vom Zythaeron waiden mein Auge!
Niederbebt! – Pfui doch! umarme
Nicht so unsanft Saturnius.
Sohn Maja!
Zevs!
Auf! Eile! Schwing
Die Flügel fort nach des Skamanders Ufer,
Ein Schäfer – Niemand soll weinen
Wenn Saturnius liebet –
Ruf die Tode ins Leben zurük.
Deines Hauptes ein allmächtiger Wink
In einem Huy –
Verzeuch! Als ich ob Argos flog,
Kam wallend mir ein Opferdampf entgegen
Aus meinen Tempeln – das ergözte mich,
Daß mich das Volk so ehrt – Erhebe deinen Flug
Zehntausendfach soll sie auf fünfzig Jahr
Den Argiern die Halmen wiedergeben –
Mit zitternder Eile
Vollstrek ich deinen Zorn – mit jauchzender
Den Göttern Menschen zu beglüken, zu verderben
Die Menschen ist den Göttern Schmerz – Gebeut!
Wo soll ich ihren Dank vor deine Ohren bringen,
Nieden im Staub, oder droben im Göttersitz?
Meiner Semele! Fleuch!
– – – – – – – Sie kommt mir nicht entgegen
Wie sonst, an ihre wollustschwellende Brust
Den König des Olympus zu empfangen?
Entgegen? – Oedes – todes – grauenvolles Schweigen
Herrscht rings umher im einsamen Pallast,
Der sonst so wild und so bachantisch lermte –
Kein Lüftchen regt sich – auf Zythärons Gipfel
Will Semele nicht mehr entgegen eilen – – –
Ha! sollte wohl die Frevlerin gewagt
In meiner Liebe Heiligthum sich haben? –
Saturnia – Zythäron – ihr Triumf –
Getrost! Ich bin dein Zevs! Der weggehauchte Himmel
Solls lernen: Semele! Ich bin dein Zevs!
Wo ist die Luft, die sich erfrechen wollte
Rauh anzuwehn, die Zevs die seine nennt? –
Lang schmachtet’ ich mein weltbelastet Haupt
An deinem Busen zu begraben, meine Sinnen
Vom wilden Sturm der Weltregierung eingelullt,
Und Zügel, Steur, und Wagen weggeträumt,
O Wonnerausch! Selbst Göttern süßer Taumel!
Glüksel’ge Trunkenheit! – Was ist Uranos Blut,
Was Nektar und Ambrosia, was ist
Der Thron Olymps, des Himmels goldenes Zepter,
Ohne Liebe?
Der Schäfer, der an seines Stroms Gemurmel
Der Lämmer an der Gattinn Brust vergißt,
Beneidete mir meine Keile nicht.
Weib! – Anzubeten ist der Künstler, der
Dich schuf – – Ich schuf dich – bet mich an,
Zevs betet an vor Zevs, der dich erschuf!
Ha! wer im ganzen Wesenreiche, wer
Verschwinden meine Welten, meine stralenquillenden
Gestirne, meine tanzenden Systeme,
Mein ganzes großes Saitenspiel, wie es
Die Weisen nennen, wie das alles tod
Mein Stolz! Mein Thron ein Staub! O Semele!
Du fliehst? – Du schweigst? – Ha! Semele! du fliehst?
Hinweg!
Träumt Jupiter? Will die Natur
Zu Grunde stürzen? – so spricht Semele? –
Nach dir sich aus – so pochte nie mein Herz
Der Tochter Agenors entgegen, so
Schlugs nie an Ledas Brust, so brannten meine Lippen
Nach Danaes verschloßnen Küssen nie
Schweig Verräther!
Semele!
Fleuch!
Ich bin Zevs!
Du Zevs?
Erzittre Salmoneus, mit Schreken wird
Er wiederfodern den gestohl’nen Schmuck
Den du gelästert hast – Du bist nicht Zevs!
Und nennt mich so –
Ha! Gotteslästerung!
Wie, meine Göttliche? Von wannen dieser Ton?
Wer ist der Wurm der mir dein Herz entwendet?
Mein Herz war dem geweyht, deß Aff du bist –
Ein Weib zu fangen – Fort! Du bist nicht Zevs!
Du zweifelst? Kann an meiner Gottheit Semele
Noch zweifeln?
Wärst du Zevs! Kein Sohn
Des Morgennimmerseyns soll diesen Mund berühren,
Du weinest? Zevs ist da, und Semele soll weinen?
(niederfallend.) Sprich, fodre und die knechtische Natur
Soll zitternd vor der Tochter Kadmus liegen!
Gebeut! und Ströme machen gählings Halt!
Und Athos, Mykale, und Rhodope und Pindus,
Von meines Winkes Allgewalt
Entfesselt, küssen Thal und Triften
Und tanzen Floken gleich in den verfinsterten Lüften
Belagern den Allmächtigen Trident,
Durchrütteln Posidaons Throne,
Empöret steigt das Meer Gestad und Damm zu Hohne,
Der Bliz prahlt mit der Nacht, und Pol und Himmel krachen,
Der Ocean lauft gegen den Olympus Sturm,
Dir flötet der Orkan ein Siegeslied entgegen,
Gebeut –
Ich bin ein Weib, ein sterblich Weib,
Wie kann vor seinem Topf der Töpfer liegen,
Pygmalion beugt sich vor seinem Meisterstücke –
Zevs betet an vor seiner Semele!
Steh auf – Steh auf – O weh! mir armen Mädchen!
Zevs hat mein Herz, nur Götter kann ich lieben,
Zevs der zu deinen Füßen ligt –
Steh auf!
Zevs thronet über höhren Donnerkeulen,
Und spottet eines Wurms in Junos Armen.
Ha! – Semele und Juno! – Wer
O unaussprechlich glücklich wär
Die Tochter Kadmus – wärst du Zevs – O weh
Du bist nicht Zevs!
Ich bin’s! (rekt die Hand aus, ein Regenbogen steht im Saal.)
(Die Musik begleitet die Erscheinung.)
Kennst du mich nun?
Stark ist des Menschen Arm, wenn ihn die Götter stüzen,
Dich liebt Saturnius – Nur Götter kann
Noch! Noch zweifelst du
Ob meine Kraft nur Göttern abgeborget
Nicht Gottgebohren sey? – Die Götter, Semele,
Verleih’n den Menschen oft wohlthätige Kräfte,
Doch ihre Schreken leihen Götter nie –
Tödend enthüllt sich Jupiter dir!
und Erdbeben. Musik begleitet hier und
in Zukunft den Zauber.)
Zieh deine Hand zurük! – O Gnade! Gnade!
Dem armen Volk! – Dich hat Saturnius
Gezeuget –
Ha! Leichtfertige!
Planeten drehn, und Sonnen stillsteh’n heißen?
Zevs wird es thun! – Oft hat ein Göttersohn
Den feuerschwangern Bauch der Felsen aufgerizt,
Doch seine Kraft erlahmt in Tellus Schranken;
Sonne verschwindet, es wird
plözlich Nacht.)
Allmächtiger! – O wenn
Du lieben könntest! (es wird wiederum Tag)
Ha! die Tochter Kadmus fragt
Chronion, ob Chronion lieben könnte?
Ein Wort, und er wirft seine Gottheit ab,
Wird Fleisch und Blut, und stirbt und wird geliebt.
Sprich, Semele, was mehr?
Apollo selbst gestand, es sey Entzüken
Mensch unter Menschen seyn – Ein Wink von dir! Ich bins!
O Jupiter, die Weiber Epidaurum schelten
Ein thöricht Mädchen deine Semele
Von ihm erbitten kann –
Erröthen sollen
Die Weiber Epidaurum! – Bitte! Bitte nur!
Und bei dem Styx, deß schrankenlose Macht
Selbst Götter sklavisch beugt – Wenn Zevs dir zaudert,
Hinunter mich in die Vernichtung donnern!
Daran erkenn ich meinen Jupiter!
Du schwurest mir – der Styx hat es gehört!
So laß mich dann nie anders dich umarmen
Unglükliche halt ein!
Saturnia –
Verstumme!
Dich umarmt!
Zu spät! Der Laut entrann! Der Styx! Du hast den Tod
Erbeten Semele! –
Ha! So liebt Jupiter?
Den Himmel gäb’ ich drum, hätt’ ich dich minder nur
Jupiter!
Ha! merk ich nun dein Siegfrohloken, Juno?
Verwünschte Eifersucht! – O diese Rose stirbt!
Zu schön – O weh! Zu kostbar für den Acheron!
Du geizest nur mit deiner Herrlichkeit!
Verblendete! Fluch über meine Größe,
Die dich zerschmettert! Fluch! Fluch über mich!
Daß ich mein Glük auf morschen Staub gebaut!
Das sind nur leere Schrecken, Zevs, mir bangt
Bethörtes Kind!
Geh – nimm das lezte Lebewohl auf ewig
Von deinen Freundinnen – nichts – nichts vermag
Dich mehr zu retten – Semele! ich bin dein Zevs!
Auch das nicht mehr – Geh –
Neidischer! der Styx!
Nein! triumfiren soll sie nicht. – Erzittern
Soll sie – und kraft der tödenden Gewalt,
Die Erd und Himmel mir zum Schemel macht,
Will an den schrofsten Felsen Thraziens
Auch diesen Schwur –
Was will dein rascher Flug?
Feurigen geflügelten weinenden Dank
Der Glüklichen –
Verderbe sie wieder!
Zevs!
Glüklich soll niemand seyn!
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Unbesonnnen