Erde, von der menschlichen Seele und ihren Organen hatten, zweifelte; und man warf ihm seine Dummheit vor, man stach mit Federmessern auf ihn, und warf ihn aus dem gelehrten Kreise.
Endlich gieng er zum Volk. Kaum aber, daß er sich merken ließ, er wünsche ihre Sitten sanfter, ihre Sinne weniger roh; so hieß er ein Schwärmer und ward gar aus der menschlichen Gesellschaft verstoßen. „Im Kerker, sprach man, geniesse er seiner Weisheit; nur wolle er unsre Ruhe nicht stören!“
Von aller Welt verlassen, war es umsonst, daß er sich auf Gewissen, Vernunft, Rechtschaffenheit berief; er wolle keine Ordnung, keine Ruhe stören. – Er flehete Tauben; alle Stände der Menschen waren gegen ihn hart und ungerecht; nur Eine Zuflucht blieb ihm übrig, zu Gott, der das Innre kennet.
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/68&oldid=- (Version vom 6.5.2018)