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Seite:Zerstreute Blaetter V.djvu/226

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Liederstreit als auf ein Abentheuer ausgingen, kommen darinn vor; die Gewächse ihrer Poesie sind zwar sehr verschieden, bald ansehnliche Stämme, schöne, fruchtbare Bäume, bald kleine niedliche Gesträuche, hie und da auch ein verworrenes Gebüsch nicht ohne Unkraut; im Ganzen aber ist und bleibt dies dichterische Zeitalter ein Phänomenon in der Deutschen Geschichte. Wer ist, der es uns erkläre, wie man die Entstehung eines Homers, Oßians, der Skalden erklärt hat? Bodmer hoffte mit seiner Ausgabe der Manessischen Sammlung solcher Dichter einen Commentar darüber aus den Umständen der Geschichte zu veranlassen; 11)[1] dieser Commentar aber ist noch nicht erschienen. Und doch würde ein solches Unternehmen nicht nur das Lesen der Dichter selbst leicht und angenehm machen, sondern auch den lehrreichsten Aufschluß über eine der merkwürdigsten Perioden Deutschlands, ja des menschlichen Verstandes selbst geben.


  1. 11) Sammlung von Minnesingern aus dem Schwäbischen Zeitalter, Zürich 1758. Vorr. des zweiten Theils.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung). Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1793, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zerstreute_Blaetter_V.djvu/226&oldid=- (Version vom 1.8.2018)