sie auf und lief, ohne auf Marys Zuruf zu achten, mit dem diese sie beruhigen wollte, die Treppe hinauf, wie rasend, und zerriß sich die Kleider am Geländer und an der Mauer und zerraufte sich das Haar…
Wie ein Sturmwind sauste Käthe auf den Boden, grade los auf den Verschlag.
Mary hatte nicht gelogen…
Obgleich der Verschlag verschlossen war, sah Käthe durch eine Spalte ganz deutlich Rosa vertraulich an Johanns Brust geschmiegt. Sorglos saßen sie beide da, ganz vertieft in ihr Kosen, von dem sie in ihrer fast krankhaften Leidenschaft niemals genug haben konnten.
Eine gewaltige Erschütterung der ganzen Bretterwand aber unterbrach sie. Eine Faust schlug krampfhaft an die dünnen, schlecht gefügten Bretter.
Beide sprangen auf, wie vom Blitz von einem Gedanken getroffen.
Das konnte niemand anders als Käthe sein! In heller Verzweiflung klammerte sie sich an die Bretter und rüttelte daran herum, um die Wand einzureißen und in das Innere des Verschlages einzudringen.
Ein markerschütternder Schrei, wie der eines wilden Tieres, entrang sich ihrer Brust und hallte in voller Schärfe wider auf dem leeren Boden.
Johann entschloß sich sofort, den Verschlag zu öffnen, da er mit Recht befürchtete, Käthes Lärm und Geschrei könne die hierdurch erschreckten Mieter
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 339. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/339&oldid=- (Version vom 1.8.2018)