Keller, für die der Herr ihr so und so viel abziehen wollte. Und der Flieder für die Herrin kostete auch noch drei Groschen…
Ohne Groll dachte sie jetzt an den Fliederzweig, den jene zum Stelldichein sich in das Haar gesteckt. Jetzt war sie schon etwas nachsichtiger gegen solche Verirrungen…
Freilich vom Muttergottesbilde hätte die Herrin nichts fortnehmen sollen. Wenn sie aber keine andere Blume hatte, so konnte sie zur Not auch dies tun.
Eines Morgens kam Frau Julia in die Küche und traf dort Käthe, als sie eben die Markteinkäufe aus dem Korbe herausnahm.
Die frische Luft und die schnelle Bewegung wehten auf ihre Wangen eine Blutwelle, die wie Purpur durchschimmerte unter der gebräunten Haut.
Ihre Finger strichen mit einer gewissen Wonne über die feuchten Salatblätter, die sie auf dem Tisch ausbreitete, um die verwelkten abzureißen und in eine danebenstehende Wanne zu werfen.
Bei Julias Eintritt trocknete sie sich die Hände, um den bekannten Brief entgegenzunehmen, welcher der Herrin als Vorwand zu ihrem Stelldichein diente.
Julia aber gab ihr heute keinen Brief, sondern starrte nur auf das kleine Geld, welches auf dem Tische zwischen den Salatblättern blinkte.
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/186&oldid=- (Version vom 1.8.2018)