ihr aber gesagt, sie sei nichts weniger als häßlich, und daran dachte sie oft im Stillen, wenn sie auf den Knieen ihr Abendgebet sprach.
Damals ging sie mit dem Handkorb in die Stadt im sauber gewaschenen Perkaljäckchen.
Johann stand vor der Tür und sprach mit dem Krämer. Als er sie sah, trat er zu ihr und begrüßte sie mit jener Schmeichelei. Dabei lachte er und zeigte seine blendend weißen Zähne. Solche Zähne liebte sie und blickte ihn daher an, wie ein Heiligenbild, eilte aber dann verschämt davon.
Fortan hatte sie nur die eine Sorge: immer recht sauber und nett gekleidet zu gehen. Dies hielt aber sehr schwer. Nicht etwa, weil sie aus Trägheit nicht bei Nacht ihre Schürzen und Röcke waschen und plätten mochte.
O nein! Mit Freuden säße sie bis an den hellen Tag in der Küche, um nur morgens mit frischer Wäsche zu rauschen, wenn sie Johann im Hause begegnete.
Aber mit ihrem Herrn, das war eine wahre Plage: Petroleum, Seife und Holz – alles teilte er ihr zu, ebenso wie das Essen, und die Arbeit für die Herrschaft ließ ihr keinen Augenblick Zeit übrig.
Allmählich also gewöhnte Käthe sich das Lügen an, indem sie irgend eine nächtliche Arbeit ausdachte, um nur ein Viertelstündchen für sich zu gewinnen.
Anfangs fiel ihr dies sehr schwer. Die jedem Weibe angeborene Verstellungskunst gab ihr jedoch allerlei Ausflüchte ein.
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/176&oldid=- (Version vom 1.8.2018)