Gewiß wollte sie sich mit dem Gatten nur den Rücken decken, um allerlei Unfug zu treiben.
O, er kannte solche Frauen, kannte sie sogar sehr genau und konnte so manche bei Namen nennen. Dies führte aber nur zu Hetzereien unter den Weibern, und das liebte er nicht.
Trotz all seines Grolles aber kam er im Geiste immer wieder auf jenes stramme Mädchen zurück, dessen Gestalt er, ungeachtet des Spottnamens „Mehlsack“, den die anderen Mägde ihr gegeben hatten, bewunderte.
Unbarmherzig ihrer höhnend, gedachte er mit wahrer Wonne jenes Augenblickes, da er ihr so nahe war, daß er ihren warmen Atem auf seiner glühenden Wange fühlte.
Mochten die anderen Frauenzimmer mit ihren spitzen Schultern sie verspotten, so viel sie wollten, tief in der Seele erkannte er Käthe alle körperlichen Reize zu und wußte aus Erfahrung, daß solch ein frisches, kerngesundes Mädel unter hunderten nicht zu finden sei.
Ha! Träfe er sie noch einmal im Dunkeln auf der Treppe, jetzt verzieh er ihr die ihm zugefügte Kränkung nicht so leicht, sondern drückte sie so kräftig an die Wand, daß sie all ihren „Jesuitismus“ verlöre. Dann hülfe ihr kein Augenverdrehen; das zweitemal sollte sie ihm nicht entgehen;… dann streute er ihr einfach Sand in die Augen und machte sich aus dem Staube.
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/126&oldid=- (Version vom 1.8.2018)