Als Antwort diente ihm nur ihr sanftes Lächeln, wobei sie die von rosigem Zahnfleisch umrahmten Zähne sehen ließ.
„Das ist noch gut,“ fuhr er fort, „denn, wären Sie nicht, mit Verlaub, solche Riesin, so hielten Sie es dort nicht lange aus im dritten Stock. Da heißt es ewig, Wasser tragen, denn die Frau plantscht und plätschert Tag und Nacht herum und will immer den Fußboden spiegelblank haben, knausert aber dabei mit dem Wachs. O, ich wollte schon einen Tanz mit ihnen aufführen, wenn auch nur einmal im Jahre, damit sie selber fühlen, wie angenehm es ist, sich so Tag und Nacht halbtot zu arbeiten!“
Ein unheimlicher Funke blitzte plötzlich aus seinen blauen Augen. Der ganze Haß eines gequälten Tieres, welches sich niemals ausschlafen kann, sprach aus dieser Stimme, die von einem längst bei ihm erwachten Gedanken erzitterte.
Alle Winternächte, in denen ihn die Hausglocke unbarmherzig vom Lager riß, auf daß er, nur halbbekleidet, die verspäteten Mieter einlasse, die von ihren Nachtschwärmereien heimkehrten; all’ seine süßen Träume, die ihm berauschte oder bösherzige Menschen gewaltsam verscheuchten; all’ die Anfälle des sogenannten Karnevalskatzenjammers, die er ertragen mußte mit der Fügsamkeit eines abgerichteten Hundes – dies alles machte sich Luft in den wenigen Worten: „O, ich wollte schon einen Tanz mit ihnen aufführen!“
Käthe aber beachtete das nicht. Sollte sie doch in
Gabriela Zapolska: Käthe. Berlin o. J., Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zapolska_K%C3%A4the.djvu/022&oldid=- (Version vom 1.8.2018)