Bernhard Grueber: Peter von Gmünd genannt Parler. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang I. | |
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Jungkherrn zu identifiziren. Diese Vermuthung stellte sich bald als ein Irrthum heraus, indem die Panitze schon um 1360 verstorben waren, während die Junker erst nach 1400 auftraten. Irgend ein sicheres Resultat haben die bisherigen Untersuchungen nicht ergeben, ein Denkmal, welches den Junkern zugeschrieben werden könnte, ist nicht aufgefunden worden und scheint auch, falls nicht die Söhne Peter’s diesen Namen angenommen haben sollten, keines vorhanden zu sein. Gewiß ist nur, daß der von Roritzer angeführte Name kein Familiennamen, sondern eine von jenen Personalbezeichnungen ist, welche in der Kunstgeschichte häufig vorkommen und die man Spitznamen zu nennen pflegt. Bei fernern Untersuchungen darf man nur Roritzer’s Worte „Jungkherr von Prag“ zu Grunde legen: eine aus Eger stammende Steinmetzfamilie Juncker gab es nie, weder eine bürgerliche noch eine adelige.[1]
Nachstehende Tabelle zeigt die Mitglieder der Gmünder Steinmetzfamilie, soweit sie sich nach den in Köln und Prag vorhandenen Dokumenten feststellen lassen.
Heinrich, genannt Arler, wahrscheinlich Erbauer der Kreuzkirche zu Gmünd. Blühte 1330 bis circa 1370. Gattin unbekannt. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Peter, genannt Parler, Dombaumeister in Prag, geb. 1333, gest. um 1400. Erste Gattin: Druda aus Köln; zweite Gattin: Agnes von Bur. | Michael, genannt Parler, wirkte in Prag um 1380–1383, dann wahrscheinlich in Ulm bis gegen 1387. Gattin unbekannt. Soll auch in Köln, Straßburg und Freiburg thätig gewesen sein. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nikolaus, Priester in Prag, c. 1380–1412. | Johann, Dombaumeister in Prag 1398 bis c. 1410. Gattin Helene Jesseck aus Kuttenberg. | Wenzel, Steinmetz, arbeitet in Prag bis 1388, soll dann in Wien, Straßburg und Regensburg thätig gewesen sein. | Paul, Steinmetz, soll sich um 1388 nach Breslau begeben haben. | Eine Tochter, Name? Verheiratet mit dem Steinmetz Michael aus Köln. | Heinrich von Gmünd, Gattin: Drutginis aus Köln, arbeitet erst in Köln und Ulm, in Brünn um 1385, soll den Plan des Mailänder Domes entworfen haben? – | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Johann Parler, genannt Johanek, nebst Geschwistern Besitzer mehrerer Häuser in Prag, 1410-1418. Der Name Parler verschwindet späterhin. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
- ↑ Die von einem gewissen J. Seeberg veröffentlichten zwei Schriften über die Juncker von Prag, von denen die erste in Naumann’s Archiv, XV. 1869, die andere in selbständiger Form, Leipzig bei H. Vogel 1877, erschien, sind ausschließlich zu dem Zwecke geschrieben worden, einen adeligen Stammbaum zu bereichern. Es enthalten diese Schriften, was nicht in Abrede gestellt werden soll, ein werthvolles, mit außergewöhnlichem Fleiße angesammeltes [195] Material, aber die sämmtlichen Nachrichten über das Herkommen der Juncker und ihre angebliche Thätigkeit bei Erbauung des Straßburger Münsterthurmes beruhen auf eitlen Voraussetzungen, welche jeder Begründung entbehren. Die Behauptung, daß die in Straßburg vorhandenen alten Thurmplane von den Junckern herrühren, ist völlig aus der Luft gegriffen; nach den in Ulm befindlichen Originalrissen hat Ulrich Ensinger das erste Anrecht, diese Plane gefertigt zu haben. Der Ursprung einer in der zweiten Schrift besprochenen und sogar abgebildeten Junckherrnmedaille erscheint so zweifelhaft, daß der Sache wohl eine Mystification zu Grund liegen mag. Die von Matthäus Roritzer erwähnten Jungkherrn sind entweder aus der Parler’schen Schule (und vielleicht aus seiner Familie) hervorgegangen, oder sie waren gewandte Abenteurer, welche mit dunkeln Redensarten dem guten Roritzer zu imponiren verstanden. Baumeister waren die Jungkherrn schwerlich, auch bezeichnet sie Roritzer nicht als solche, sondern als Kunstverständige, „Wissende“. Ueber das Wirken der Juncker in Straßburg existirt nicht ein einziges vollgiltiges Datum und hat auch Seeberg keines beigebracht.
Bernhard Grueber: Peter von Gmünd genannt Parler. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang I.. H. Lindemann, Stuttgart 1878, Seite 194. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WuerttVjhhLG_Jhg_01.djvu/202&oldid=- (Version vom 7.11.2018)