Zur Zeit der Geburt unsers HErrn JEsu Christi lebte in Jerusalem ein Mann Namens Simeon, welcher durch den heiligen Geist die Antwort bekommen hatte, daß er den Tod nicht sehen würde, er hätte denn zuvor den Christ des HErrn gesehen. Als nun Maria im Hause des HErrn erschien, ihr Reinigungsopfer zu bringen und ihren erstgeborenen Sohn dem HErrn darzustellen, da kam dieser Simeon auf Anregen des heiligen Geistes in den Tempel, erkannte im Licht des heiligen Geistes in JEsu das verheißene Kind, – erkannte, daß die Stunde seines Abscheidens vorhanden war und rief freudenvoll: „Nun lässest Du Deinen Diener in Frieden fahren, wie Du gesagt hast, denn meine Augen haben Deinen Heiland gesehen.“ Und er nahm das Kind auf seine Arme, der Geist des HErrn HErrn fiel auf ihn, er that seinen Mund auf, weissagte und sprach: „Dieser wird gesetzt zu einem Fall und Auferstehen“ etc.
Nach diesen letztgenannten Worten predige ich heute meinen JEsus. Der Geist des HErrn HErrn falle auch auf mich! Mögen Ströme lebendigen Wassers von meinem Leibe auf die Gemeinde fließen! Möge lebendige Erkenntnis des HErrn und Seines Christus euch und mich überdecken, wie Wasser den Meeresgrund bedeckt! Amen.
Wilhelm Löhe: Predigten für die festliche Hälfte des Kirchenjahres. C. Bertelsmann, Gütersloh 1899, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Predigten_f%C3%BCr_die_festliche_H%C3%A4lfte_des_Kirchenjahres.pdf/70&oldid=- (Version vom 28.11.2016)