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Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 1.pdf/522

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so tritt er uns auch hier entgegen. Was ihm am Herzen lag, war, sobald als möglich mit dem Konzil reden zu können. Er vertraute auf die Gewalt und Kunst seiner Rede, und wie er schon einmal, vor zwanzig Jahren, das Schisma beseitigt hatte, so hoffte er auch jetzt den Papst und die Basler Versammlung wieder zusammenzubringen, ehe der Termin ablief. Daher die Hast der Reise; daher nach der Ankunft in Basel nicht ins ruhige Quartier, sondern sofort in die Sitzung und zu den Geschäften.

Die Geschichte des Konzils erzählt den überaus bewegten Gang dieser Verhandlungen. Sie galten zunächst wiederholten Terminverlängerungen; in der Sache selbst suchte der Kaiser dem Konzil begreiflich zu machen, daß es für Nachgeben des Papstes ein Entgegenkommen schulde. Endlich am 7. November erlangte er ein Dekret mit der Erklärung des Konzils, dem Papst untertan sein zu wollen, soweit dies mit Gott möglich sei und unter der Voraussetzung, daß Eugen seine Auflösungsbulle förmlich zurücknehme, alle Maßregelungen von Mitgliedern und Anhängern des Konzils ausdrücklich widerrufe, das Konzil in seiner Rechtmäßigkeit unumwunden anerkenne. Am 8. November ging der Gesandte des Kaisers mit dem Dekret nach Rom, und schon am 15. Dezember erklärte Papst Eugen die Annahme der Basler Forderungen.

Es war ein Erfolg der Bemühungen Sigmunds, aber wohl noch mehr ein durch die sonstige schwer bedrängte Lage des Papstes erzwungenes Resultat. Immerhin konnte es in Basel als ein Sieg des Konzils gelten, und diesem Gefühl entsprach auch der imposante Empfang, der hier am 31. Januar 1434 den päpstlichen Gesandten bereitet wurde; der Kaiser mit allen Fürsten und zahlreichen Prälaten, eine Schar von wohl tausend Reitern, zog ihnen vor die Stadt entgegen; groß war die Freude Sigmunds; er soll die Bulle des Papstes den Gesandten abgenommen und an seinem Scepter befestigt in die Stadt hinein getragen haben. Am 2. Februar in der Barfüßerkirche, am 4. im Münster fanden Generalkongregationen statt, bei denen die Gesandten Bericht erstatteten und die Unterwerfung des Papstes verkündeten; am 5. Februar folgte im Münster eine triumphierende Session mit der feierlichen Dezernierung dieses Ergebnisses. Das vom ganzen Konzil gesungene Tedeum, das Glockengeläute von allen Türmen, eine Prozession mit unerhörtem Pompe, bei der Kaiser Sigmund im vollen kaiserlichen Schmucke einherging, verherrlichten den denkwürdigen Tag.


Wie hiebei, so liegt auch bei allem Uebrigen, was in diesen Monaten vom Oktober 1433 zum Mai 1434 hier geschah, das Charakteristische im

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 503. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/522&oldid=- (Version vom 1.8.2018)