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Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 1.pdf/521

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Auch bei Sigmund sorgte Offenburg in diesen Tagen für die Interessen seiner Stadt, durch Erwirkung mehrerer Privilegien, am 12. August; tags darauf wurde er selbst auf der Engelsbrücke zum Ritter geschlagen. Am 15. August, bei Monte Rotondo in der Campagna, erteilte Sigmund dem Ritter Offenburg und dem Bischof Johann von Chur ihre Kreditive als Gesandte. Am 6. September trafen sie in Basel ein; ihr Auftrag ging dahin, beim Konzil einen nochmaligen Aufschub des Verfahrens gegen den Papst zu erwirken. Das Konzil gab nach; als Termin wurde der 11. Oktober bestimmt.

Man vergegenwärtige sich, wie alle die Monate hindurch, die diesen letzten Verhandlungen vorangingen, das Konzil immer zahlreicher wurde, wie in Allen die Spannung herrschte, ob der Papst den Termin einhalten, ob es zu seiner Suspension kommen werde. Der erwartete 11. Oktober, ein Sonntag, brach an; das Konzil versammelte sich im Münster zur Feier der Basler Kirchweih und ließ sich nach Schluß des Gottesdienstes dazu bewegen, sitzen zu bleiben und die Gesandten von Papst und Kaiser anzuhören; aber es gab ihnen keinen Bescheid. Man wußte freilich, daß der Kaiser sich unterwegs befand; dennoch war es eine Ueberraschung, als kurz nach Mittag die Kunde durch die Stadt lief, der Kaiser sei soeben angekommen und auf dem Wege zum Münster.

Ueber den Arlberg, den Walensee, Zürich, dann den Rhein herab war Sigmund gereist. Aufs eiligste und mit kleinem Gefolge. Als seine Schiffe sich Basel näherten, ließ er die Trompeter blasen, sodaß Alles an die Fenster und auf die Brücke lief. Bei der Schifflände legte er an, und das Erste, was er tat, war, daß er Schuhe verlangte, da seine Reiseschuhe nicht brauchbar und andre nicht zur Hand waren. Der Rat ließ ihm drei Paare bringen, von denen er eines anlegte; dann, von Rat und dem Protektor geleitet, vom Volk und den hastig herbeilaufenden, meist noch in ihren Hausröcken steckenden Konzilsvätern umgeben, schritt er zu Fuß, seiner Gichtschmerzen nicht achtend, die Freiestraße hinauf zum Münster. Alle Glocken begannen zu läuten; ein Baldachin aus Goldstoff wurde herbeigebracht; auch die Prälaten fanden sich allmählich in Gala ein, so daß der Kaiser auf dem Münsterplatz mit aller möglichen Würde empfangen wurde und nun in die Kathedrale einzog, wohin das Konzil rasch entboten worden war. Sofort begannen hier die Verhandlungen.

Nichts bezeichnender für Sigmund, als diese Ankunft in Basel. Energisch, nicht durch Schwäche noch Schmerzen, aber auch durch keinerlei Rücksicht auf Formen gehemmt, ungeduldig seinem Ziele zustrebend,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Erster Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1907, Seite 502. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_1.pdf/521&oldid=- (Version vom 1.8.2018)