so wie auch der Küster blos von den Bauern
erwählt und besoldet wird. Die alte, sich
dicht an der Wurzel in drey großen Stämmen
ausbreitende Linde, eines der größten
Bäume die ich jemals gesehen — ist noch ein
Rest des Heidenthums, ist ein aus der damaligen
Zeit noch übrig gebliebener heiliger
Baum. Noch jezt betrachten ihn die Letten
als ein Heiligthum, und versichern unter
seinen Zweigen wunderbare Gestalten erblickt
zu haben. — Dem schönen Hofe Wangen
vorbey, den man auf einer Anhöhe erbaut,
in meilenweiter Ferne erblickt, führt
unser Weg zur Stadt Hasenpoth, die man
an einem Hügel, so viel ihr die Zahl ihrer
Häuser nur erlaubt, ausgebreitet überschaut;
und die schon von weiten eine so schöne
Gegend verspricht, als sie wirklich in der
Ansicht ihrer romantischen Umgebung gewährt.
In dem irdischen Himmel, den Kurland seinen Bewohnern gewährt, verdient Hasenpoth gewiß Abrahams Schooß genannt zu werden; denn wahrscheinlich gibt es dort der Nachkömmlinge des israelitischen Stammvaters
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Kapitel ergänzt; vergl. Druckfehler.
Ulrich von Schlippenbach: Malerische Wanderungen durch Kurland. C. J. G. Hartmann, Riga und Leipzig 1809, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:VonSchlippenbachMalerischeWanderungenDurchKurland.pdf/322&oldid=- (Version vom 9.9.2019)