Die Offiziere mußten ihr gerade einen lebhaften Wunsch vorbringen, einige falteten bittend die Hände. Sie lehnte ab, lächelnd, liebswürdig. Was konnten sie nur von ihr wollen? Swoyschin legte seiner Neugier die Zügel an, hielt sie so fest nieder, als er konnte. Er hatte keine Lust, Bärenburg zu erneuerten Witzen, dem Obersten zu erneuerten Moralpredigten Anlaß zu geben. Er versuchte, sich in ein Gespräch mit Isa Ronitz zu vertiefen, die ihm vom vorigen Fasching vorplapperte, von Komödiespielen, von den komischen Hemdkragen des Fritzi Z. und den noch komischeren Ballkleidern der Fredi X. und so weiter.
Als er wieder nach Gina hinsah, war diese samt dem Troß ihrer Bewunderer verschwunden. Nun nützte kein Zügel mehr, die Neugier war nicht länger zu bändigen.
Wie ihn die kleine Ronitz langweilte! – Es war recht spät geworden. Selbst die fanatischsten Tennisspieler mußten den Kampf aufgeben, die Rackets niederlegen. Eine von den Komtessen pfiff jetzt ganz stil- und regelrecht einen Walzer, die andern tanzten dazu. Isa Ronitz warf einen verlangenden Blick nach Swoyschin; der merkte es gar nicht oder hatte keine Lust zu tanzen; so faßte sie denn lustig eine der vier Zrinys um den Leib und wirbelte mit ihr fort.
Swoyschin machte sich daran, Gina zu suchen, längere Zeit vergeblich. Nach allen Seiten durchstrich er den großen, verwilderten Park, spähte dahin, dorthin.
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/146&oldid=- (Version vom 1.8.2018)