war, gewidmet hatte, stand jetzt müßig zwischen den walzerträllernden Komtessen. Er konnte nicht umhin, nach Gina zu schielen, von der er sich bis dahin gänzlich fern gehalten hatte, teilweise aus Gewissenhaftigkeit, nebstbei aus Angst vor den Augen des Obersten, die sich mehr als einmal forschend und mahnend auf ihn gerichtet hatten. Bald aber sollten weder Swoyschins Gewissenhaftigkeit noch die Blicke des Obersten mehr ausreichen, den magnetischen Zauber Gina Ginoris zu bekämpfen. Sie bildete den Mittelpunkt einer Gruppe von Offizieren, der besten im Regiment, und sie schienen es sich alle recht sehr angelegen sein zu lassen, ihr Wohlgefallen zu erregen. Zu verwundern war dabei nichts, da sie wirklich verführerisch aussah.
Ganz abgesehen von ihrer Schönheit und von der exotischen Vornehmheit ihrer Toilette, war sie berückend. Es durfte sich keine der anwesenden Damen mit ihr messen, nicht einmal die allerliebste Isa Ronitz, die doch unter vielen bildhübschen Wiener Komtessen im vorigen Winter den allgemeinsten Beifall errungen hatte, und deren Bild sogar als österreichischer Schönheitstyp in ausländischen Zeitungen erschienen war, ja nicht einmal die Baronin Forstheim, welche ihrer Schönheit halber, trotz ihres Ahnenmangels, zu allen aristokratischen Wohlthätigkeitsfesten in Wien zugezogen wurde.
Ossip Schubin: Vollmondzauber. Stuttgart: J. Engelhorn, 1899, Band 1, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Vollmondzauber.djvu/145&oldid=- (Version vom 1.8.2018)