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Seite:Ueber die Dresdner Kunstausstellung (1806).djvu/10

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Ueber die Dresdner Kunstausstellung.
(Fortsetzung.)

Zu jenem Kranze, meine geliebte Freundinn, den ich als ein noch ungeübter Gärtner auf diesen Blumenbeeten der Kunst ordnend zu flechten versucht, haben sich noch einige Spätblumen gefunden, die ich Dir weihend hier öffentlich niederlege. Ich meine damit zwei Landschaften von Friedrich[1], mit dessen gut gedichteten und gedachten Gemälden ich Dich oben zu befreunden gesucht habe. Du lerntest dort seinen Geist unter düstern Umgebungen kennen, und sollst ihn hier nun auch unter heitern und gefälligern schauen; aber wähne nicht, daß der erhabne Ernst von ihm gewichen ist. Hier wie dort offenbart er sich in Einfalt und Größe, und nur das freundliche Licht des Tages hat ihn verklärt. Beide Blätter sind in seiner gewohnten Manier, und geben die Ansicht von schwedischen Seeufern. Der Norden hat ihn nun einmal mit ernster Beständigkeit gefesselt, und den erhabenen Anblick des Oceans will er nicht missen. Das eine Blatt, auf welchem ein dunkler Vordergrund, hat wir weniger gefallen, als das zweite: wiewohl ein Hirt nachdenklich auf seinen Stock gestützt steht, und rechts eine kleine reichbebuschte Anhöhe sich erhebt, so dünkt mich dieser Vordergrund doch gar zu leer, zumal da man dahinter nichts sieht, als das glatte Meer, und die schmale helle Zunge vom Kreidefelsen, die sich in die See hinausstreckt. Der Himmel ist mit außerordentlicher Leichtigkeit und Lebendigkeit behandelt, und die Abstufungen des Tons kontrastiren allenthalben gut. Weit mehr hat sich mein Auge an dem zweiten geweidet: hinter einem niedrigen Vordergrunde verlaufen sich rechts himmelanstrebende nackte Felsen in die Ferne, zur Linken spiegelt sich wieder das Meer. Ganz im Vordergrunde und fast im Mittelpunkte des Gemäldes sitzt eine Figur, einsam und verloren, und schaut mit einem Fernrohre weit in die todte See hinaus. Die Vegetation der Felsen ist unglaublich arm, und deshalb war es um so schwerer, die weißen kahlen Massen gut anzubringen. Der dunklere Himmel und das düstre stille Meer, das in gelinden Wellen an die Küste spült, haben auch hier den Kontrast gefördert, und je länger man vor dem Gemälde steht, je stiller wird es um uns, bis man am Ende das leise Rauschen der Wellen zu vernehmen glaubt, und das Verlangen theilt mit der Figur, die so unabläßig in das Weltmeer hinaus blickt.

Bruneck.     

Wir wenden uns jetzt von dem Kreise der Landschaften zu den historischen Gemälden und Portraits, zuerst zu


Apoll und Hyacinth,

gemalt von Hr. v Kügelchen.

  1. Es ist sehr dankenswerth, daß dieser Künstler, so wie v. Kügelchen und Mechau, die weder Mitglieder der hiesigen Akademie sind, noch sonst damit in Verbindung stehen, ihre Werke zur Freude der Zuschauer und zur Nacheiferung für junge Künstler mit ausgestellt haben.
Empfohlene Zitierweise:
Unbekannt: Ueber die Dresdner Kunstausstellung (1806). Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1806, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ueber_die_Dresdner_Kunstausstellung_(1806).djvu/10&oldid=- (Version vom 22.3.2025)