wurde er in’s Haus gerufen, und dein Großvater ging in den Garten hinab.
In der Schaukel vor der Laube saß ein achtjähriges Mädchen; sie hatte ein Bilderbuch auf dem Schooß, worin sie eifrig las; die klaren goldnen Locken hingen ihr über das heiße Gesichtchen herab, der Sonnenschein lag brennend darauf.
Wie heißt du? fragte der junge Mann.
Sie schüttelte das Haar zurück, und sagte: Barbara.
Nimm dich in Acht, Barbara; deine Locken schmelzen ja in der Sonne.
Die Kleine fuhr mit der Hand über das heiße Haar, der junge Mann lächelte, - und es war ein sehr sanftes Lächeln. - - Es hat nicht Noth, sagte er; komm, wir wollen schaukeln.
Sie sprang heraus: Wart, ich muß erst mein Buch verwahren. Dann brachte sie es in die Laube. Als sie wieder kam, wollte er sie hineinheben. Nein, sagte sie, ich kann ganz allein. Dann stellte sie sich auf das Schaukelbrettchen und rief: Nur zu. - Und nun zog dein Großvater, daß ihm der Haarbeutel bald rechts, bald links um die Schultern tanzte; die Schaukel mit dem kleinen Mädchen ging im Sonnenschein auf und nieder, die klaren Locken wehten ihr frei von den Schläfen. Und immer ging es ihr nicht hoch genug! Als
Theodor Storm: Sommergeschichten und Lieder. Duncker, Berlin 1851, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Storm_Sommergeschichten_und_Lieder.djvu/15&oldid=- (Version vom 1.8.2018)