auf und ab. Meine Mutter sah ihm eine Weile zu, dann sagte sie: „Nun, Louis, Du gehst ja auf und ab wie ein Sieger. Du bist wohl stolz darauf, daß Du, wie Krause sagte, Deinem Freunde Napoleon die dritte Frau angetraut hast!“
Mein Vater nickte.
„Merkst Du denn nichts?“ fuhr sie fort, „gar nichts? Einen Tag fragen sie Dich nach der Einwohnerzahl von Buxtehude, den andern Tag wollen sie wissen, was mehr sei, das Eichenlaub am rothen Adlerorden oder die Schleife. Durchschaust Du denn nicht diese Posse?“
Mein Vater nickte wieder.
„Ja, Louis, wenn Du das alles durchschaust, dann begreife ich Dich nicht, dann weiß ich nicht, warum Du ihnen immer wieder den Gefallen thust.“
„Weil ich ein artiger Mann bin und guter Wirth.“
„Guter Wirth. Nun vielleicht. Aber das ist es nicht. Du hast blos die grenzenlose Schwäche, Deine Geschichten immer wieder anbringen zu wollen und bist schlimmer als die schlimmsten Anekdotenerzähler, die wenn man ihnen sagt „kenn’ ich schon“, sich nicht stören lassen und ruhig weiter sprechen. Ist es nicht so? Hab ich nicht Recht?“
„Ich glaube beinah, daß Du Recht hast. Aber
Theodor Fontane: Meine Kinderjahre. Berlin: F. Fontane & Co., 1894, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Theodor_Fontane_%E2%80%93_Meine_Kinderjahre.djvu/170&oldid=- (Version vom 1.8.2018)