Ein Hertz der Hoffart feind, das sich zuvor erkennt,
Eh es den Köhler schwartz, den Sünder Bube nennt,
Ein Hertz das allezeit und sorglich ist geflissen
Zu tragen für der Welt und GOtt ein gut Gewissen,
Der Seelen edlen Schatz, den Auszug aller Freud,
Der vielmahls übertrift der Wollust Eitelkeit,
Woraus die wahre Ruh und Freudigkeit entstehet,
Daß einer seinem Todt getrost entgegen gehet,
Folgt dem Verhängniß gern, ist fertig auf ein Wort.
Denn wer sich lange sperrt muß eben wohl doch fort.
Will denn des Himmels-Gunst dir auch ein langes Leben,
Ja Reichthum, Macht und Pracht, Verstand und Schönheit geben:
So nimm es auch verlieb. Nur meide stoltzen Muth.
Ist nur das Hertz nicht böß; so ist es alles gut.
Für alten Zeiten schon, der niemand mag gedencken
Als die Poeten nur, die keine Wahrheit kräncken,
Wo sie zunah nicht kommt; Als Opis saß und spann,
Der Hoheit ungeacht; Als Cronius ihr Mann,
Der Ober-Sternen-Fürst, des Reiches Scepter hielte;
Als Venus, Mägdlein, noch mit Kinder-Docken spielte;
Als Juno Jungfrau war; Als Jupiter, ein Kind,
Nicht wuste was der Knecht mit einer Magd begint;
Als noch kein Fichten-Baum auf See und Wasser schwebte;
Als noch die erste Welt in reicher Armuth lebte,
Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/75&oldid=- (Version vom 1.8.2018)