Und nimmt gemählich zu. Denn wilt du Meister seyn;
So lerne wohl zuvor der Knaben einmal ein.
So bald ein tausend Marck zusammen ist geheget,
Und tausend noch dazu; der Grund ist schon geleget.
Zwey doppelt machen vier, und zweymal vier sind acht.
Freund, Kurtzweil, gute Tag, und gut Bier gute Nacht.
Da fängt er ernstlich an, zu schaben und zu kratzen.
Er gibt die Greten nicht den Hunden oder Katzen.
Er schmälert dem Gesind ihr zugetheiltes Brodt.
Er selber leidet Durst und schwere Hungers-Noth.
So viel das Geld ihm wächst, so wachsen auch die Sorgen.
Er spart den Herings-Schwantz bis auf den andern Morgen.
Er frist das grüne Brodt, und trinckt den besten Wein,
Der in gantz Franckenland den Hunden ist gemein.
Kofent ist viel zu theur. Er zeichnet alle Stücken.
Er schleust den Knoblauch weg, samt einer halben Brücken.
Er frist lebendig Speck, schön wie Arabisch Gold,
Darauf kein Bettler ihm zu Gaste kommen wolt.
Ist der nicht doppelt toll? Ist der nicht gantz von Sinnen,
Der andern sparen will, und nicht für sich gewinnen,
Der nimmer satt sich frist, hat keinen guten Tag,
Alleine daß er reich am Gelde sterben mag?
Indessen wächst der Schatz, und nimmt bey grossen Hauffen,
Durch Monath-Zinsen zu. Da geht es an ein Kauffen.
Ein Land-Gut ist zu schlecht zu nähren solchen Mann.
Der nechste Meyer-Hof der steht ihm treflich an
Und iener noch dazu, sammt so viel hundert Morgen.
Der Nachbar leidet Noth. Du kanst so lange borgen,
Biß dir das Pfand verbleibt. Der Weinberg träget wohl,
Hey Schaden! daß mir nicht die Mühle werden soll
Und iener grüne Wald. Er handelt, kauft und zwinget,
Biß daß er dis und das, und alles an sich bringet.
Ist denn der Nachbar hart und will des Handels nicht;
So hat er Pferde, Küh und Ochsen abgericht.
Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/42&oldid=- (Version vom 1.8.2018)