Sie schmälert, gleicht und schwärtzt der Augen dünnes Har,
Die hohe Venusburg; braucht Kraft-Mehl, Eyerklar,
Zinnober, Perlenstaub, mit Bergroth eingerühret,
Senf, Spießglaß, Weinstein-Oel, das zarte Haut gebiehret,
Biß daß sie von ihr selbst das Urtheil endlich spricht:
Auf dieser gantzen Welt sey ihres gleichen nicht.
Ihr gantzes Thun ist nichts als nur mit Weiber-Wahren
Ein grosses Geld verthun, mit vier und sechsen fahren,
Dann auf die Hochzeit ziehn, dann zu Gevattern stehn,
Für allen seyn geehrt, für allen angesehn,
Für allen ausgeputzt. Wer dieses kan ertragen,
Der mag von hohem Glück und grosser Wollust sagen.
Ein ander komme durch so gut er immer kan.
Er fähret wie ein Printz, und reitet wie ein Mann.
Die Achte hat zuletzt den Ursprung von den Bienen.
O selig ist der Mann, dem solches Glück erschienen
Und ausersehen ist. Er hat die gantze Welt
Und was sich um und um in ihren Grentzen hält.
Sie ist zuweilen ernst, iedoch nicht stoltz von Hertzen.
Sie weiß zu guter Maß, und rechter Zeit zu schertzen.
Ist bräunlich, doch nicht schwartz, zart, doch kein wächsern Bild,
Anmuthig, doch nicht geil, hertzhaftig, doch nicht wild,
In Kleidern schön und rein, iedoch nicht gleich den Pfauen,
Mag ihre Nachbarin zur Banck nicht gerne hauen,
Thut wie der Liebste will, hält Freund und Gäste wohl,
Spendiret wenn sie kan, und sparet wenn sie soll.
Sie ehret ihren Herrn, und GOTT für allen Dingen,
Mag gern zur Kirchen gehn, dancksagen, beten, singen,
Vermeidet faul Geschwätz, die Pest der Erbarkeit,
Deckt ihres Nechsten Schand, erwecket keinen Streit.
Sie liebet Reinlichkeit, den Ausbund aller Gaben,
Und die insonderheit ein kluges Weib soll haben.
Hauß, Kammer, Tisch-Geschirr, von Silber oder Stein,
Muß alles ordentlich, muß alles sauber seyn.
Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/28&oldid=- (Version vom 1.8.2018)