Allegro macht ju fort. Bezahl die Pinckebanck.
Geh Moder in die Stall, der Kuh sein Kind ist kranck.
Zum letzten hilft auch viel den wahren Ruhm zu schmähen,
Weil man nicht ohne Zorn und Lachen zu muß sehen,
Wie um so schlechte Kunst, doch um ein ziemlich Lohn,
Auf allen Köpfen past die grüne Daphnis Kron.
So leicht ein Roscius Muscaten her kan machen,
Sybil ein Kind von Stroh, Crispinus in den Rachen
Ein halbes Stübchen geußt, so leicht ein Gauckelsmann
Aus einem Bauren-Rock Ducaten schütteln kan,
So leichtlich als ein Held von etwa sechzehn Jahren
Mit einer rothen Mütz zu Hause kommt gefahren,
So leicht ein Mörselknecht, ein iunger Kräuter-Koch,
Mit einem Doctor kreucht aus einem Schorsteins-Loch,
So leichtlich als die Katz ein Mäußlein kan erwischen,
Thrasyllus aus der Luft ein Dutzend Lügen fischen,
So leichtlich als ein Ey ist in den Sack gebracht:
So leichtlich ist ein Schock Poeten weg gemacht.
Was Teuscherey ist das? Mag doch kein Schiffer heißen,
Der keinen Wind versteht. Wer keinen Fisch kan reißen
Der kan kein Koch nicht seyn. Wer keinen Pechdrat kennt,
Der mag mit Wahrheit ia kein Schuster seyn genennt.
O daß ihr mit dem Krantz auch plötzlich dabeneben,
Ihr Herren von der Pfaltz, Gelahrtheit köntet geben,
Ich hätt euch all mein Gut, ich hätt euch all mein Geld,
Ihr wüst noch nicht wie viel, vorlängst schon zugestellt.
Mag aber das nicht seyn, ist sonsten nichts zu fangen,
Als mit den Tituln nur und grossen Briefen prangen;
So taugt der Handel nicht. Man gibt in Zeit der Noth
Kein Speck und Fleisch davor, kein Butter oder Brodt.
Doch hievon mehr als gnug. Was soll ich aber machen,
Mit denen die so gern den Bettel-Sack belachen?
Wo ein Poete wohnt, da ist ein ledig Hauß,
Da hängt, spricht Güldengreif, ein armer Teufel aus.
Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/106&oldid=- (Version vom 1.8.2018)