Der gute Redner wolt des Hauptmanns Wort aussprechen,
Der zu dem Herren kam in Röthen und Gebrechen.
Wie sonsten ist bekannt. Nun aber, Danck sey GOtt!
Ist diese Mummerey den Teutschen nur ein Spott.
Hergegen andre sind, wie vorgesagt, zu finden,
Die allzu gar genau uns suchen einzubinden,
Sie haltens einen Mord, wenn etwa dem Latein
Ein Wörtlein ohngefehr nur ähnlich solle seyn.
Ein solcher Klügling wird nicht leiden, daß man sage,
Wie er an seinen Kopf auch Nas und Ohren trage.
Denn beydes ist Latein. Der Fuß sieht griechisch aus.
Der Spiegel ist nicht teutsch, noch minder Katz und Mauß
Nun lieber, last uns auch was Gutes doch erdencken
Und nach der neuen Kunst die Zunge klüglich lencken.
Was wird man seltsam Werck, was wird man Wunder sehn.
Ey Liebste, lasset doch den grauen Murmur gehn.
Nehmt mich in euren Schooß. Der fahle Hechselmenger
Frist die gedruckte Milch. Neigt eure Lüftleins-fänger
Doch meiner Rede zu. Geht zu dem Gleicher hin.
Der Schnauber ist euch schwartz; Sonst seyd ihr, meinem Sinn
Und gutem Urtheil nach, mit allen Schönheits-Waaren
Vollkommlich ausgeputzt, von Scheitel und den Haaren,
Biß auf die Trittung zu. Wenn euer Pflantzherr wolt
Und eure Seuge mir so zugethan und hold
Noch heute könte seyn, das ist, mein liebstes Leben,
Euch mir zum Eigenthum besitzlich wolten geben:
So flög ich voller Glück bis an das blau Gezelt,
Wo Phöbus prächtig steht, der Süchtling aller Welt.
Wer hat das Zipperlein so schwer an Händ und Füssen,
Der dieses Narren-Wercks nicht solte lachen müssen?
Wer so unsichtbar geht, führt solche Rätzel ein,
Der wird in Wahrheit auch den Teutschen unteutsch seyn.
Wer wolte nicht viel ehr des Wahlen Wort verstehen:
Paur hale mir die Pferd. Last ju der Schuch besehen.
Joachim Rachel: Teutsche Satyrische Gedichte. Christian Ludewig Kunst, Berlin 1743, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Teutsche_satyrische_Gedichte_Wolfenbuettel.djvu/105&oldid=- (Version vom 1.8.2018)