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Seite:Sylvicultura oeconomica.pdf/329

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Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica

theils auch zu einem Baum / nach dem er bey Zeiten beschnitten und geschneidelt / auch von den untersten Aesten entlediget wird. Zwischen Straßburg und Baden wachsen die wilden Mispeln in sehr großer Menge an gantz rauhen und wilden Orten / sonderlich in der Lichtenau.

Dieser Baum leidet allerhand Lufft / wächset auch in sandichten / steinigten / leimichten Erdreich / wird von Kernen erzielet / so aber sehr langsam aufgehen / zumahl wenn sie nicht in rechten Temperament von Wärme und Feuchtigkeit liegen / da sie denn etliche Monat / ja ein Jahr zubringen / ehe sie hervor käumen.

Von den jungen Schößlingen / so von der Wurtzel abgerissen werden / kommen sie leichtlich fort.

Sonst hat dieses Gewächs ein hart bräunlich / oder fast gelbes Holtz / dienet zu guten Schlag-Holtz / und träget doch darbey seine Früchte / die wann sie teich werden / von Menschen und Vieh sehr wohl zu geniessen.

Es kan auch die Mispel auf Vogelbeer-Baum gepfroffet werden / wie auch auf den Schwartzdorn und wilden Birn-Baum / da er denn sehr wohl bekömmt.

§. 13. Der Vogelbeer-Baum ist in hiesigen Landen ziemlich bekannt / aber von unterschiedenen Arten / welche man meist an der Frucht und an den Kerben des Laubes erkennet / indem einer ein stärcker und gekerbteres Laub / wie auch röthere kleinere / und größere Früchte / als der andere trägt.

Die jenigen / auf denen die kleinesten und runde Beerlein herfür kommen / sind die besten / denn der Krammets-Vogel liebet diese am meisten, als die er am leichtesten verschlucken kan / geben auch guten Safft und halten sich lange frisch.

Es wird sonsten der Vogelbeer-Baum nach den sexu in das männliche und Weibliche Geschlecht getheilet / und solche an der Frucht unterschieden.

Die Beere des Männleins sind rund und an den weiblein länglicht / wie ein Ey oder Birn.

So geben auch die Beere des Männleins einen lieblichern Geruch von sich als des Weibleins.

Man läßet diesen Unterscheid derer Botanicorum, ingleichen daß man solchen in zahm und wild theilet / dahin gestellet seyn / doch hält mans hiesiges Landes insgemein vor einerley Geschlecht und für wild.

Sonsten will man die Arles-Kirschen oder Arles-Beer / den zahmen Vogelbeer-Baum nennen / dieser hat einen starcken Stamm und fest Holtz / die Wurtzel gehet tief in die Erde / ist hart und röthlicht / die Frucht traublicht / und sehr gut zu essen / zumahln wenn sie teich / so ist es eine gesunde und gute Speise für Menschen und Vogel. Dieser Baum wächset auch wild in Wäldern / wenn er nur zur gnüge geheget und gewartet wird / so ist er in großer Menge aufzubringen / und sehr nützlich / träget eine braunliche herriche Kirsche und Beere / deme das Geflügel / und Feder-Wildpreth / mehr als der Vogelbeere nach trachtet / führet

Empfohlene Zitierweise:
Hans Carl von Carlowitz: Sylvicultura oeconomica. Johann Friedrich Braun, Leipzig 1713, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Sylvicultura_oeconomica.pdf/329&oldid=- (Version vom 20.8.2021)