Reinhold Steig: Frau Auguste Pattberg geb. von Kettner darin: Auguste Pattberg: Ey! Ey!, Gedankenstille, Grabschriften | |
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Ei Ei, wie scheint der Mond so hell,
Wie scheint er in der Nacht.
Hab ich am frühen Morgen
Meim Schaz ein Lied gemacht.
Ei Ei, wo scheint er hin.
Mein Schaz hat alle Morgen
Ein andern Schaz im Sinn.
Ei Ei, was scheint der Mond so hell,
Er scheint ja alle Morgen
Der Liebsten vor die Thür.
Ei Ei, was scheint der Mond so hell,
Ei Jungfer, wann ist’s Tag?
Ein andrer Freier nach.[1]
Vögel thut euch nicht verweilen,
Kommt eilet schnell herzu,
Wölfe höret auf zu heulen.,
Denn ihr stöhret meine Ruh.
Ihr sollt alle Zeugen sein,
Dürft ich es den Lüften sagen
Und entdeken meine Pein.
Wehet nur ihr sanfte Winde,
Fliesst und wehet jezt gelinde,
Gebt doch meinem Leid Gehör.
Äst und Zweige thut nicht wanken,
Bäum und Blätter haltet still!
Euch mein Leid entdecken will.[2]
1.
So ist dann nichts in dieser Welt,
ist nichts in deiner Eltern Thränen,
Das dich o Kind! zurücke hält?
Hilft dann kein Sehnen?
Jezt gebt die Freud und Hoffnung fort;
O Engel Kind, wie manche Zeit
hat uns dein angenehmes Lieben
Verkürzt – und uns erfreut:
Ach! unser Herz vor Jammer bricht,
Weil schon die Blum verwelket ist.
2.
Welt gute Nacht, behalt das deine,
Lass mir Jesum als das meine,
Behüt euch Gott, ihr meine Lieben,
Lasst mein’n Tod euch nicht betrüben,
Durch den mir so wohl geschieht.
Meine Leiden sind vollbracht,
Wollt ihr euch nach mir sehnen,
Ach stillet eure Thränen,
Weil meine schon gestillet sind,
Jesus wischt sie von den Wangen.
Den mir der Heiland selber band,
Und was er macht, ist gut gemacht,
Drum sag ich der Welt gutnacht.
- ↑ Aus der eigenhändigen Niederschrift der Frau Auguste Pattberg. In Des Knaben Wunderhorn 3, 23 bis 24 mit geringfügigen Abweichungen und der Aufschrift „Ey! Ey!“
- ↑ Aus der eigenhändigen Niederschrift der Frau Auguste Pattberg. In des Knaben Wunderhorn 2, 229 mit der Aufschrift „Gedankenstille“ und dem zwiefachen Versehen „Lied“ anstatt „Leid“ (Str. 3 ⁴ und 4 ⁴).
Reinhold Steig: Frau Auguste Pattberg geb. von Kettner. Koester, Heidelberg 1896, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Steig_Frau_Auguste_Pattberg.djvu/49&oldid=- (Version vom 1.8.2018)