4. Eine unbedeutende Hügelkette, welche die Gemeinde Raesfeld von Norden nach Süden durchschneidet, an der Grenze von Brünen endigt, aus Sand mit Lehmtheilen und Quarzgeröllen besteht, ist sowohl zum Ackerbau als zur Holzkultur geeignet.
Gewässer großer Art, als Seen und Ströme, sind nicht vorhanden, sondern nur einige Flüsse, welche mehrere Bäche und Entwässerungs-Gräben aufnehmen. Hauptfluß ist die Aa, welche in der Nähe von Velen aus der Vereinigung des Bruch- und Thesingbaches, welche aus dem Kreise Koesfeld kommen, entsteht. Sie durchschneidet den Kreis von Osten nach Westen, geht bei Velen, Ramsdorf, Gemen, Krechting, Bocholt vorbei und tritt bei der Oberförsterei in der Gemeinde Anholt in das Königreich der Niederlande. Die Regulirung derselben hat durch die Polizei-Verordnung vom 4. Februar 1862 stattgefunden. Sie nimmt mehrere kleine Bäche und Entwässerungsgräben auf, unter denen vorzugsweise zu merken sind: der Wieningbach, Meslingbach, Fellbach, Döringsbach, die kleine Aa, der Mengeringbach, der Rümpingbach, der Vardingholter- oder Rhedeschebach, der Kettlen- oder Kepplenbach, der Pliestrang und der Holtwickerbach. Die Aa ist auf preußischem Gebiete nicht schiffbar, und wird dies erst in der niederländischen Provinz Gelderland, nachdem sie die Issel aufgenommen hat. Diese entspringt auf der Grenze der Gemeinde Raesfeld, tritt bei Müllmann in die Gemeinde Brünen, theilt sich in der Gemeinde Ringenberg in zwei Arme (Binnenissel und kleine Issel), von welchen der letztere den Seegraben und die Wasserleitung aufnimmt, bildet sodann die Grenze des Amtes Dingden, vereinigt sich auf der Grenze von Mussum und Wertherbruch wieder mit der Binnenissel, bildet nun die Kreisgrenze der Gemeinden Mussum, Werth und Anholt, durchfließt einen Theil der letztern und tritt in der äußersten westlichen Spitze derselben in die niederländische Provinz Gelderland. In ihrem Laufe nimmt sie auf den Raesfelder Mühlenbach, den Lohbach, den Köper- oder Winzelbach, den Stapelbach, den Königsbach, den Mumbeckerbach, den Beltingbach, den Soderbach, die alte Aa, die Heggen-Aa, den Mühlenbach oder Wiemerstrang und den Regniterstrang. Der Heubach entspringt im Kreise Coesfeld, bildet dann die Grenze zwischen diesem und dem Kreise Borken, nimmt verschiedene kleine Bäche auf, vereinigt sich in der Gemeinde Hülsten mit dem Boombache und verläßt in südöstlicher Richtung den Kreis.
Ausgedehnte Sümpfe und Moräste sind nicht vorhanden, da die Torfmoore in den Ämtern Heiden, Reken, Marbeck, Rhede, Dingden und Liedern als solche nicht betrachtet werden können. Von denselben sind jedoch zu erwähnen, das schwarze und das weiße Venn in der Gemeinde Heiden, ersteres 867 Morgen, das andere 1188 Morgen Fläche enthaltend; das schwarze und das weiße Venn in der Gemeinde Groß-Reken, ersteres 480, das andere 1384 Morgen, daselbst ferner das Dover-Venn 552 Morgen und das alte Venn 176 Morgen; das schwarze und das weiße Venn in der Gemeinde Hülsten, ersteres 1790 Morgen, das andere 879 Morgen groß, und das Reyering-Venn, groß 546 Morgen, in der Gemeinde Barlo, Amts Liedern.
Eine besondere Verschiedenheit der klimatischen Verhältnisse innerhalb des Kreises findet nicht statt. Ihre Beschaffenheit ist im Allgemeinen mehr feucht als trocken, dabei sehr veränderlich, so daß die Temperatur oft von der Wärme zur Kälte, und umgekehrt, übergeht und alle damit in Verbindung stehende Witterungswechsel in kurzen Zeiträumen eintreten. Die Veränderlichkeit zeigt sich vorherrschend im Frühling und im Herbste, in welchen Jahreszeiten auch der Niederschlag am häufigsten stattfindet. In den andern Jahreszeiten ist ein solcher Witterungswechsel seltener, wozu die Umwandlung
Georg Hermann Ferdinand von Hamelberg: Statistische Darstellung des Kreises Borken. , Wesel 1863, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Statistische_Darstellung_des_Kreises_Borken.pdf/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)