Eifer seiner Pflicht zu folgen sucht, hat mir vor kurzem auch eine kleine Relation überreicht; aus welcher sich denn so manches von seiner Gerechtigkeits- und Wahrheitsliebe schließen läßt. –
Amtm. (heimlich zu Weilern.) Hr. Collega, Sie haben doch nicht vergessen. –
Weiler. Alles aufs genaueste –
Fürst. (sich umkehrend.) Was giebts? Haben Sie etwa Amts- oder Gewißensscrupel?
Amtm. Ich wollte nur, Ihre Durchlaucht – es ist noch ein junger Practicus – ob er nicht etwa –
Fürst. Zu viel gesagt? – Wird sich schon finden. (hat beyde Berichte bey sich gesteckt.) Wie viele Häuser sind beschädigt?
Weiler. An die funfzig, die an der Wasserseite lagen, gänzlich ruinirt; und etliche dreyßig stark beschädigt; denn der Eisbruch durchbrach den grossen Damm, der ohnedies baufällig war. –
Amtm. Tristes reliquiae, wie nach dem Trojanischen Brande, Ihro Durchlaucht. –
Fürst. Hätte der Damm nicht schon vor einigen Jahren sollen ausgebeßert – oder ganz neu angelegt werden?
Amtm. Es kostete eine ungeheure Summe. –
Fürst. Aber welcher Schaden ist nun grösser? durch jenes hätte man größerm Uebel vorgebeugt –
Amtm. Wer hätte voraussehen sollen –
Fürst. Genug: Ich will mich mit eignen Augen belehren. Zwar seh’ ich zum voraus, es wird meinem Herzen viel kosten – Der Anblick so vieler Schutthaufen, und trauriger Denkmäler der Wasserfluth
Franz Philipp Adolph Schouwärt: Die Ueberschwemmung. , Frankfurt am Mayn 1784, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schouw%C3%A4rt_%E2%80%93_Die_Ueberschwemmung_(1784).djvu/85&oldid=- (Version vom 24.10.2016)