kleine Lieschen unser Stillschweigen unterbrach: O das schikt gewis die liebe gute Mamsell wieder! die sorgt doch recht für uns wie eine Mutter – Himmelsbote! rief dann die arme Frau, lohns Ihr und Ihnen der liebe Gott! – und wollte mir zu Füssen fallen – Ich riß mich los, und ohne ein Wort zu reden, zur Thüre – aber Röschen hielt mich fest – bleiben sie lieber Herr! sagte sie, wir haben Ihnen ja nicht einmal gedankt – Danks genug Kinder! wann ihr’s brauchen könnt; ihr seyd ohnehin unglücklich genug – Ja wohl sagte das arme Mädchen, und fing an zu schluchzen. – Es ist doch Jammer und Schade um das gute Kind – so ein liebes Mädchen! aber der Kummer wird sie verzehren – Sie wissen, der junge Kant, des Pachters Sohn, ein braver biederer Junge – auf Ostern war er mit seinen Studien fertig, und mit Röschen schon halb versprochen – Er besuchte vor einigen Wochen seinen alten Vater, und da diesem in jener unseeligen Nacht sein Meyerhof weggeschwemmt wurde, stürzte der alte Mann, der sich nicht helfen konnte, ins Waßer, der Sohn ihm nach, wollt ihn retten, und beyde wurden von den Wellen verschlungen –
Leopold. Unglücklicher Sohn! und man hat noch keine Nachrichten –
Belt. Keine. Ganz gewis fanden beide nebst so vielen Hunderten ihren Tod in der Elbe.
Leopold. Gehen Sie diesen Nachmittag wieder zur Wittwe, guter Belt! – Doch nein! ich will sie selbst besuchen. Sie müssen mich zu ihr führen.
Franz Philipp Adolph Schouwärt: Die Ueberschwemmung. , Frankfurt am Mayn 1784, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schouw%C3%A4rt_%E2%80%93_Die_Ueberschwemmung_(1784).djvu/23&oldid=- (Version vom 24.10.2016)