vielem Uebel vorgebeugt. Daß ich gerade an dem unseeligen Fleck den Garten anlegen muste! hätte doch nur die Wasserflut die elenden Strohnester lieber weggeschwemmt. –
Leopold. Sein Sie nicht ungerecht mein Vater! Giebt es nicht der Unglücklichen genug? Seyn wir froh, daß wir einigermaßen noch Ursache sind, daß der Strom ihnen nicht ihr ganzes Habe entrißen. Wollten sie nicht lieber einen Theil Ihres Vermögens mißen, um dadurch nur eine Familie glücklich zu machen? Ich weis es, Ihr gutes, menschenfreundliches Herz würde dem Drange, den es beym Anblick so vieler Leidenden fühlte, nicht wiederstehen können, die allgemeine Noth, den unbeschreiblichen Jammer zu lindern, der jezt so manche Familie verzehrt. O hätten Sie das Elend ganz gesehen, mein Vater! Traurige Reste von niedergerißenen Häusern, jezt leer und unbewohnt; irgend an einem Stein eine kranke Mutter, den Säugling an der Brust, für Kälte halb erstarrt, und ohnmächtig, dem sterbenden Würmchen sein Leben zu fristen; den Jammerblick gen Himmel gekehrt, um Erbarmen und Rettung. – Dort einen vom Alter niedergebeugten Greis, vor einigen Tagen noch ein glücklicher Vater im Zirkel seiner Enkeln und Kinder, jetzt einsam an der Straße ohne Obdach und Kleidung; den starren Blick an die Erde geheftet, wo kurz vorher noch seine Wohnung stand, nun ein etliche Spannenweites Stück Erde sein Wohnplatz und baldiges Grab. – Hier Bruchstücke von hundertjährigen Mauern, zertrümmerte Scheunen, verwüstete Fruchtgärten, für Manchem jahrelange Nahrung – Ueberall durchdringendes Geschrey hungernder Waisen, halbnakender
Franz Philipp Adolph Schouwärt: Die Ueberschwemmung. , Frankfurt am Mayn 1784, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schouw%C3%A4rt_%E2%80%93_Die_Ueberschwemmung_(1784).djvu/18&oldid=- (Version vom 24.10.2016)