Kaiserthaler, dieser Rubel? gehört er euch?“ fragt er jeden Krämer an jedem Stand. Einer, der ohnehin nicht viel Geld löste, und lange zusah, dachte endlich: „wenn dich dein Geld an die Finger brennt, die meinigen sind nicht so blöde. Hieher Musketier, der Rubel ist mein.“ Der Soldat sagte: „wenn ihr mir nicht gerufen hättet, ich hätt’ euch schwerlich gefunden unter der Menge, und gibt ihm den Rubel. Der Kaufmann betrachtet ihn hin und her, und klingelt daran, ob er gut sey; ja er war gut, und steckt ihn in die Tasche. „Seid so gut und gebt mir denn jezt auch meinen Imperial,“ sagte der Musketier. Der Kaufmann erwiederte: „ich habe keinen Imperial von euch, so bin ich euch auch keinen schuldig. Da habt ihr euren einfältigen Rubel wieder, wenn ihr nur Spaß wollt machen.“ Aber der Musketier sagte: „meinen zweifältigen Imperial gebt mir heraus, mein Spaß ist Ernst und die Marktwache, die Polizey wird zu finden seyn.“ Ein Wort gab das andere, das glimpfliche gab das trotzige, und das trotzige gab das schnöde, und es hängte sich an den Stand mit Leuten an, wie ein Bart an einem Bienenkorb. Auf einmal bohrt etwas wie ein Maulwurf durch die Menge. „Was geht hier vor?“ fragt der Polizeisergeant, als er sich mit seinen Leuten durch die Menge durchgebohrt hatte. „Was geht vor? frag ich?“ Der Krämer wußte wenig zu sagen, aber desto wundfertiger war der Musketier. Vor keiner Viertelstunde, erzählte er, hab’ er diesem Mann für einen Rubel abgekauft, das und das. Als er ihn bezahlen wollte, in allen Taschen habe er kein Geld gefunden, nur einen doppelten Imperial, den ihm sein Pathe geschenkt habe, als
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/293&oldid=- (Version vom 1.8.2018)