der noch eine zeitlang mit dem Kameraden gelaufen war, witterte, während das Kind gebrüht und geschwind in den Backofen gesteckt wurde, die Spur seines Herrn wieder auf, schnauft an der Stallthüre, scharrt an der Hausthüre und merkt, hier sey etwas ungerades vorgefallen. Plötzlich springt er ins Dorf zurück und sucht den Kameraden. Kurz der Hund winselt und heult, zerrt den andern Metzger am Rock, und der Metzger merkt auch etwas. Also begleitet er den Hund an das Haus, und zweifelt nicht, daß hier etwas erschreckliches vorgefallen sey. Also winkt er zwei Männern, die von ferne vorbei giengen. Als aber die Mordleute inwendig das Winseln des Hundes und das Rufen des Metzgers hörten, kams vor ihre Augen wie lauter Hochgericht, und in ihre Herzen wie lauter Hölle. Der Mann wollte zum hintern Fenster hinaus entspringen, die Frau hielt ihn am Rock und sagte: „Bleib da!“ Der Mann sagte: „Komm mit!“ Die Frau antwortete: „Ich kann nicht, ich habe Blei an den Füßen. Siehst du nicht die erschreckliche Gestalt vor dem Fenster, mit blitzenden Augen und glühendem Othem?“ Unterdessen wurde die Thüre eingebrochen. Man fand bald die Leichname der Ermordeten. Die Missethäter wurden handfest gemacht und dem Richter übergeben. Sechs Wochen darauf wurden sie gerädert, und ihre verruchten Leichname auf das Rad geflochten, und die Raben sagen jetzt: „Das Fleisch schmeckt gut.“
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/263&oldid=- (Version vom 1.8.2018)