viel Wein dazu, also, daß die Zeche zwei Gulden fünfzehn Kreutzer ausmachte, was damals auch für einen wohlhabenden Zirkelschmidt schon viel war. Jetzt, dachte er, will ich den Lammwirth zornig machen und in Jast bringen. „Das war ein schlechtes Essen, Herr Lammwirth, sagte er, für ein so schönes Geld. Es wundert mich, daß ihr nicht schon lang ein reicher Mann seyd, wovon ich doch noch nichts habe rühmen hören.“ Der Wirth, so ein Ehrenmann war, antwortete auch nicht glimpflich, wie es ihm der Zorn eingab, und es hatte ihm schon ein paar mal im Arme gejukt. Als aber der Zirkelschmidt zuletzt sagte: „Es soll mir eine Warnung seyn, denn ich habe mein Lebenlang gehört, daß man in den schlechtesten Kneipen, wie euer Haus eine ist, am theuersten gehalten wird.“ Da gab ihm der Wirth eine entsetzliche Ohrfeige, die zwei Dukaten unter Brüdern werth war, und sagte, er soll jetzt sogleich seine Zeche bezahlen, oder ich lasse euch durch die Knechte bis in die Vorstadt hinaus prügeln. Der Zirkelschmidt aber lächelte, und sagte: „Es ist nur mein Spaß gewesen, Herr Lammwirth, und euer Mittagessen war recht gut. Gebt mir nun für die Ohrfeige, die ich von euch baar erhalten habe, zwei Gulden fünf und vierzig Kreutzer auf mein Mittagessen heraus, so will ich euch nicht verklagen. Es ist besser wir leben im Frieden mit einander als in Feindschaft. Hat nicht eure selige Frau meiner Schwester Tochter ein Kind aus der Taufe gehoben?! – Zu diesen Worten machte der Lammwirth ein paar curiose Augen, denn er war sonst ein gar unbescholtener und dabei wohlhabender Mann, und wollte lieber viel Geld verlieren,
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/234&oldid=- (Version vom 1.8.2018)