Wie viel Gulden und Kreutzer hat der Jud aus dem Schiff getragen? Einen Zwölfer und einen meßingenen Knopf hatte er schon. Eilf Zwölfer hat er mit Errathen gewonnen, eilf mit seinem eigenen Räthsel, einen hat er zurück bezahlt, und dem Schiffer 18 Kreutzer Trinkgeld entrichtet.
In Donauwerth wurde zu seiner Zeit ein Roßdieb gehenkt, und der Hausfreund hat schon manchmal gedacht: Wer heut an den Galgen, oder heut zu Tag ins Zuchthaus will, wozu braucht der ein Roß zu stehlen? Kommt man nicht zu Fuß früh genug? Der Donauwerther hat auch geglaubt, der Galgen laufe ihm davon, wenn er nicht reite, und ist das Roß einem ungeschickten Dieb in die Hände gefallen, so fiel der Dieb einem ungeschickten Henkersknecht in die Hände. Denn als ihm dieser das hänfene Halsband hatte angelegt, und stieß ihn von der Leiter vom Seigel herunter, so zuckte er noch lange mit den Augen hin und her, als wenn er sich noch ein Rößlein aussuchen wollte in der Menge. Denn unter den Zuschauern waren viele zu Pferd und auf Leiterwägen und dachten: Man siehts besser. Als aber das Volk anfieng, laut zu murren, und der ungeschickte Henker wußte sich nicht zu helfen, so warf er sich endlich in der Angst an den Gehenkten hin, umfaßte ihn mit beiden Armen, als wenn er wollte von ihm Abschied nehmen, und zog mit aller Kraft, damit die Schlinge fest zusammen gehen, und ihm den Athem tödten sollte. Da brach der Strick entzwei, und fielen
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/225&oldid=- (Version vom 1.8.2018)