nahm es mit Wohlgefallen auf, und machte ihm ein schönes Geschenk von hundert Napoleonsd’or. Ein Napoleonsd’or ist eine Goldmünze von 9 fl. 18 kr. unseres Geldes.
Bekanntlich klagte einst ein alter Schulz von Wasselnheim seiner Frau, daß ihn sein Französisch fast unter den Boden bringe. Er sollte nemlich einem französischen Soldaten, der ausgerissen war, den Weg zeigen, verstand ihn nicht recht, antwortete ihm verkehrt, und bekam für die beste Meynung Schläge genug zum Dank, oder vielmehr zum Undank. Anderst sah ein Wegweiser an der würtembergischen Gränze die Sache an. Er sollte nämlich im letzten Krieg einem Zug Franzosen den Weg über das Gebirg zeigen, wußte aber kein Wort von ihrer Sprache, als Oui, welches soviel heißt als Ja, und Bougre, welches ein Schimpf-Name ist. Diese zwei Worte hatte er oft gehört, und lernte sie nachsagen, ohne ihren Sinn zu verstehen. Anfänglich gieng alles gut, so lange die Franzosen nur unter sich sprachen, und ihn mit seiner Laterne und drei oder vier Tornistern, die sie ihm angehängt hatten, voraus oder neben her gehen liessen. Da er aber der Spur nach allemal mitlachte, wenn sie etwas zu lachen hatten, so fragte ihn Einer französisch, ob er auch verstünde was sie mit einander redeten. Er hätte herzhaft sagen dürfen: Nein! Aber eben, weil er es nicht verstand, so kam es ihm nicht darauf an, was er antwortete. Er nahm daher all sein Französisch
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/145&oldid=- (Version vom 1.8.2018)