Sprache auch zu lernen. Vermuthlich hoffte er dadurch auf irgend eine Art leichter zu seinem Zweck zu kommen, noch ein geschickter und braver Thierarzt zu werden. Er gieng mit seinem zusammengesparten Verdienst nach Nyon in die Schulanstalt des Herrn Snell, und lernte so viel, als in 9 Monaten zu lernen war. Jezt war sein Vorrath verzehrt, und ehe er seine Studien fortsetzten konnte, mußte er darauf denken, wie er wieder Geld verdiente.
Gott wird mich nicht verlassen, dachte er. Er gieng zu Herrn Landvogt Bucher in Wildenstein als Kammerdiener in Dienste, erwarb sich bey diesem und nachher bey einem andern Herrn wieder etwas Geld, und befand sich im Jahr 1798, als die Franzosen in die Schweiz kamen, in seinem Geburtsort zu Boneschwyl, und trieb mit seinem erworbenen Geld einen kleinen Kornhandel nach Zürch, der recht gut von Statten gieng, und seine Baarschaft nach Wunsch vermehrte. Jezt war er im Begriff, ins Ausland zu gehen, und von dem ehrlich erworbenen Geld endlich seine Kunst rechtschaffen zu studiren. Da wurde ein Korps von 18,000 Mann helvetischer Hülfstruppen errichtet. Die Gemeinde Boneschwyl mußte 8 Mann stellen. Die jungen Bursche müssen spielen, den guten Jakob Humbel trifft das Los, Soldat zu werden.
Ich weiß Einen, der hätte gedacht: die Welt ist groß, und der Weg ist offen; wär mit seiner kleinen Baarschaft ins Weite gangen, und hätte seine Mitbürger dafür sorgen lassen, wo sie statt seiner den 8ten Mann nehmen wollten.
Aber Jakob Humbel liebt sein Vaterland, und ist ein ehrliches Blut. Er stellte einen Mann, den er
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/141&oldid=- (Version vom 1.8.2018)