Im neunziger Krieg, als der Rhein auf jener Seite von französischen Schildwachen, auf dieser Seite von schwäbischen Kreis-Soldaten besezt war, rief ein Franzos zum Zeitvertreib zu der deutschen Schildwache herüber: Filu! Filu! Das heißt auf gut deutsch: Spitzbube. Allein der ehrliche Schwabe dachte an nichts so Arges, sondern meynte, der Franzose frage: Wieviel Uhr? und gab gutmüthig zur Antwort: Halber vieri.
Daß viele Menschen sich vor den Schlangen fürchten, davon springen oder sie des Lebens berauben, das ist noch wohl begreiflich, weil man sie für gefährlich hält, und im zweifelhaften Fall lieber eine ungiftige todtschlägt, als von einer giftigen sich beissen läßt. Aber warum sind viele Leute sogar den Eidexen feind, diesen unschuldigen Thieren, die niemand beleidigen, niemand schaden, vielmehr dem Landmann nützlich werden, indem sie von allerley kleinen Insekten oder sogenanntem Ungeziefer sich nähren? Höchstens können sie euch ein wenig erschrecken, wenn ihr so in euren stillen Gedanken dahin wandelt, und auf einmal etwas im Laub rauscht. Aber wer ein gutes Gewissen hat, muß sich gewöhnen, nicht vor allem zu erschrecken. Wer ein böses Gewissen hat, dem ist freylich in diesem Punkt übel rathen.
- „Der Wind im Wald, das Laub am Baum saust ihm Entsetzen zu.“
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/112&oldid=- (Version vom 1.8.2018)