wollen, so will auch das Laub nicht kommen. Folglich quaken die Frösche das Laub heraus. – Seht doch, wie man sich irren kann!
Aber da kommt ein Advokat des Maulwurfs, ein erfahrner Landwirth und Natur-Beobachter, der sagt so:
„Nicht der Maulwurf frißt die Wurzeln ab, sondern die Quadten oder die Engerlinge die unter der Erde sind, aus welchen hernach die Maykäfer und anderes Ungeziefer kommen. Der Maulwurf aber frißt die Quadten, und reinigt den Boden von diesen Feinden.“
Jezt wird es also begreiflich, daß der Maulwurf immer da ist, wo das Gras und die Pflanzen krank sind und absterben, weil die Quadten da sind, denen er nachgeht und die er verfolgt. Und dann muß er’s gethan haben, was diese anstellen, und bekommt für eine Wohlthat, die er euch erweisen will, des Henkers Dank.
„Das hat wieder einer in der Stube erfunden, oder aus Büchern gelernt, werdet ihr sagen, der noch keinen Maulwurf gesehen hat.“ –
Halt, guter Freund! der das sagt, kennt den Maulwurf besser als ihr alle, und eure besten Scheermäuser, wie ihr sogleich sehen werdet. Denn ihr könnt zweyerlei Proben anstellen, ob er die Wahrheit sagt.
„Erstlich, wenn ihr dem Maulwurf in den Mund schaut.“ Denn alle vierfüßigen oder Säugtiere, welche die Natur zum Nagen am Pflanzenwerk bestellt hat, haben in jeder Kinnlade, oben und unten, nur zwei einzige, und zwar scharfe Vorderzähne, und
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/077&oldid=- (Version vom 1.8.2018)