dazu. Nur seyd stille zur Sache, und geht zu meinem Nachbarn, dem Bärenwirth, und macht es ihm eben so.“ Das sagte er, weil er mit seinem Nachbarn, dem Bärenwirth, aus Brodneid im Unfrieden lebte, und einer dem andern jeglichen Tort und Schimpf gerne anthat und erwiederte. Aber der schlaue Gast griff lächelnd mit der einen Hand nach dem angebotenen Geld, mit der andern vorsichtig nach der Thüre, wünschte dem Wirth einen guten Abend, und sagte: „Bey eurem Nachbarn, dem Herrn Bärenwirth, bin ich schon gewesen, und eben der hat mich zu Euch geschickt und kein anderer.“
So waren im Grunde beyde hintergangen, und der dritte hatte den Nutzen davon. Aber der listige Kunde hätte sich noch obendrein einen schönen Dank von beyden verdient, wenn sie eine gute Lehre daraus gezogen, und sich miteinander ausgesöhnt hätten. Denn Frieden ernährt, aber Unfrieden verzehrt.
Wie groß mag denn nun wohl die Baarschaft des betrogenen Mannes anfänglich gewesen seyn, den wir vorhin dreymal über die Brücke gehen ließen? Jedesmal verdoppelte sich sein Geld, jedesmal mußte er auf dem Heimweg dem bösen Feind ein 24-Kreuzer-Stück zum Opfer bringen. – Antwort: 21 Kreuzer war seine Baarschaft, mit welcher er anfieng. Denn als sie sich das erstemal verdoppelte, hatte er 42 kr. und 24 kr. davon, bleiben 18 kr. Das zweytemal 36 kr. und 24 kr. davon, bleiben 12 kr. Das drittemal
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/049&oldid=- (Version vom 1.8.2018)