zum Exempel meine eigene, die ich von euch bekomme.
Allein der Adjunkt hat selber wieder eine Adjunktinn, nemlich seine Schwiegermutter, die Tochter hat er noch nicht, bekommt sie auch nicht, und der Hausfreund hat an ihm einen ganz andern Glückszug gethan, als sein guter Freund, der Doktor, auf seiner Heimreise aus Spanien an der Madridter Barbiergilde. Denn als er aus der großen Stadt Madrid heraus ritt, seinem Thierlein wuchsen in dem warmen Land, und bey der üppigen Nahrung die Haare so kräftig, daß er nach Landesart zwey Barbiere mit nehmen mußte, die auch ritten, und wenn sie Abends in die Herberge kamen, so rasirten sie sein Thierlein. Weil sie aber selber keine gemeine Leute waren, und die ganze Nacht Arbeit genug hatten, bis das Thierlein eingeseift, und rasirt, und wieder mit Lavendelöhl eingerieben war, so nahm jeder wieder für sein eigenes Thierlein zwey Barbiere mit, die ebenfalls ritten, und diese wieder. Als nun der Doktor oben auf dem pyrenäischen Berg zum erstenmal umschaute, und mit dem Perspektiv sehen wollte, wo er hergekommen war, als er mit Verwunderung und Schrecken den langen Zug seiner Begleiter gewahr wurde, und wie noch immer neue Barbiere zum Stadtthor von Madrid herausritten, und innwendig wieder aufsassen, sagte er bey sich selbst: Was hab ich denn nöthig länger zu reiten, es geht nun jezt Berg unter, und gieng früh am Tag in aller Stille zu Fuß nach Montlouis.
Also hat der Hausfreund mit seinem Adjunkte auch die Adjunktinn des Adjunkts gewonnen, ist aber nicht erschroken, und davon gelaufen. Wers noch
Johann Peter Hebel: Schatzkästlein des rheinischen Hausfreundes. Tübingen 1811, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schatzkaestlein_des_rheinischen_Hausfreundes.djvu/032&oldid=- (Version vom 1.8.2018)